Demo in Öhringen: Die Macht über das Sagbare muss den Rechten entrissen werden
Rechte Hetzer sind in Deutschland längst an der Macht - weniger der politischen, aber der über den Diskurs.
Die Demonstrationen gegen die rechten Seelenfresser sind überfällig. Denn Hetzer sind in Deutschland schon längst an der Macht. Einerseits zu oft schon an der politischen, insbesondere aber an der diskursiven: Sie diktieren seit Jahren den Mainstream der Gespräche. Nicht nur bei Debatten um Einwanderung; nicht nur, wenn ihre Politiker die Gesprächskultur in Parlamenten und Talkshows vergiften. Das zeigt die Angst, die viele Menschen haben, die aus allen möglichen Ländern nach Deutschland gekommen sind.
Rechtspopulisten haben Ausdrucksweisen in der Mitte der Gesellschaft etabliert
Deswegen ist es gut, dass Menschen nicht nur in Berlin, Stuttgart und Heilbronn, sondern auch bei uns im ländlichen Raum auf die Straße gehen. Rechtspopulisten haben Ausdrucksweisen bei Menschen in der Mitte der Gesellschaft eingeschleust - wie "Das wird man ja wohl noch sagen dürfen" und die Floskel "Die Medien", die alle Presseorgane über einen Kamm schert. So treiben sie einen Keil in die Gesellschaft: Es wird so getan, als ob es zwei verfeindete Gruppen gebe - ein "Wir" und ein "Die".
Die Menschen auf den Straßen zeigen aber: In Hohenlohe, im Südwesten, in Deutschland und auf der Welt gibt es nur ein "Wir". Die Idee, dass Probleme gelöst werden können, indem sie auf andere Leute geschoben werden, ist eine Nebelkerze. Die Probleme bleiben bestehen - nur ein Teil unserer Gesellschaft bekommt halt noch größere.
Vernunft und Menschlichkeit müssen sich durchsetzen
Die Energie, die sich jetzt für Demokratie und gegen Diskriminierung und Rassismus äußert, muss hochgehalten werden, wie es auch die Redner in Öhringen fordern - nur so können irgendwann Vernunft und Menschlichkeit den Ton im Land angeben. Die Demos zeigen: Gegen Schwachsinn, wie die Potsdamer Deportations-Fantasien, regt sich Widerstand bei sehr vielen Menschen. Das macht Hoffnung!


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