Meinung zu Corona-Monitoring im Abwasser: Mehr Tempo
Tests in Kläranlagen können frühzeitige Hinweise auf die Entwicklung der Corona-Infektionen liefern. Deutschland hinkt beim Einsatz des Monitorings hinterher, in der Region spielt es gar keine Rolle, bedauert unser Autor.

Die Heilbronner Kläranlage ist nicht gerade Spitzenreiter bei technischen Innovationen. Eine vierte Klärstufe, die etwa Arzneimittelrückstände und andere Spurenstoffe aus dem Abwasser filtern könnte, wird hier zunächst nicht gebaut. Öhringen hat bereits gehandelt, für das Neckarsulmer
Klärwerk gibt es zumindest entsprechende Überlegungen. Weit weniger kostspielig als eine zusätzliche Klärstufe sind Untersuchungen des Abwassers auf Genbestandteile des Coronavirus, die etwa in Karlsruhe als Pandemie-Frühwarnsystem vielversprechend gestartet sind. Forscher sind sich einig, dass die Methode funktioniert und Trends früher erkennen lässt als Tests. Die EU hat längst alle Mitgliedsstaaten aufgefordert, die Corona-Überwachung im Abwasser systematisch anzugehen. Aber Deutschland hinkt im Vergleich zu anderen Staaten hinterher.
Ein nationales Monitoring soll demnächst im Pilotbetrieb starten. Ungeklärt ist, wann erste Anlagen aus dem Raum Heilbronn das Verfahren erproben. Das ist bedauerlich in einer Region, die auf Forschung und Technologie setzt. Vor allem wenn der Höhepunkt der Pandemie überschritten ist, kann das Kläranlagenmonitoring nach Einschätzung von Experten dazu dienen, rechtzeitig zu warnen oder auch Entwarnung zu geben. Dann kann die immens teure Corona-Massentesterei zielgerichteter eingesetzt werden.
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