Dass die nächste Arztpraxis 20 Kilometer weit weg ist, interessiert in Stuttgart niemanden
Ein Zukunftsmodell gegen den Ärztemangel in ländlichen Regionen wären Gemeinschaftspraxen mit medizinischem Rundum-Service, meint unser Autor.

Die Medizinischen Versorgungszentren (MVZ) lösen nicht das Problem der fehlenden Hausarzt- und Facharztpraxen im ländlichen Raum. Sie bieten lediglich Räumlichkeiten und vor der Praxistür genügend Parkplätze. Hemmschuh für eine Praxiseröffnung ist die vom Stadt- und Landgefälle losgelöste Bedarfsplanung. Der Gesetzgeber schaut nur auf die sogenannten Mittelbereiche. Stadt und Land werden in diesen Bezirken in einen Topf geworfen. Die Ärzte zieht es eher in die lukrativen Zentren, auf dem Land ist dann kein Sitz mehr frei für eine weitere Praxis.
Es ist grotesk: Ein Arzt oder eine Ärztin, die im Jagsttal eine Augenarztpraxis eröffnen möchte, darf das nicht, weil es insgesamt gesehen angeblich genügend Standorte gibt. Dass die nächste Praxis 20 Kilometer weit weg ist, interessiert in Stuttgart niemanden.
Gemeinschaftspraxen könnten eine Lösung sein
Eine Lösung − die wohl eher Wunschdenken ist − sind interdisziplinär aufgestellte Praxen mit mehreren Fachrichtungen, in denen sich Patienten von Kopf bis Fuß durchchecken lassen können. Das würde bedeuten: weg von der Spezialisierung, hin zum ganzheitlichen Ansatz.
So könnten die MVZs wirklich zum Zukunftsmodell der medizinischen Versorgung auf dem Land werden, was auch den Berufswünschen vieler Medizinstudentinnen und -studenten entgegenkäme. Studentinnen machen im Medizinbereich mittlerweile die überwiegende Mehrheit aus, und viele der angehenden Ärztinnen − und sicher auch manche Ärzte − wollen keine Praxis mehr im Alleingang führen, sondern lieber im Team mit einigermaßen zuverlässigem Feierabend arbeiten.


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