Angesichts der hohen Inflation werden Gäste kaum mehr Geld in der Gastronomie ausgeben als bisher
Die strukturellen Probleme in der Gastronomie sind kaum zu lösen, meint unser Autor.

Es ist verständlich, wenn der Branchenverband Dehoga versucht, die Krisenstimmung im Gastrogewerbe zu relativieren. Und natürlich ist es richtig, dass derzeit nahezu alle Branchen in Deutschland unter Personalmangel leiden.
Doch das ändert nichts an der Tatsache, dass es die Hotel- und Gastrobranche besonders hart trifft. Corona hat hier wie ein Brandbeschleuniger gewirkt − gebrannt hat es schon vorher. Die Branche hat nun mal den Nachteil, dass die Beschäftigten arbeiten müssen, wenn andere es sich gut gehen lassen − am Abend, am Wochenende, an Feiertagen.
Dazu kommt eine Bezahlung, die mit den Gehältern in der Industrie oder im Handel nicht mithalten kann. Ausnahmen wie das Wimpfener Hotel, das mit hohen Löhnen und Vier-Tage-Woche erfolgreich bei der Mitarbeitergewinnung ist, bestätigen die Regel. Solche Rechnungen können nur aufgehen, wenn die Gäste bereit sind, deutlich mehr für Essen, Getränke und Service zu bezahlen als bisher. Dafür gibt es allerdings wenig Anzeichen.
Vielmehr dürften die Bürger angesichts der hohen Inflation und eines drohenden ungemütlichen zweiten Halbjahres ihr eher Geld zusammenhalten als es in der Gastronomie auszugeben. Das könnte den Personalmangel zwar abmildern, würde zugleich aber die Branche in existenzielle Nöte bringen.

