AfD-Wahlkampf in Heilbronn: Ampel-Bashing, billige Gags und keine Ideen für Europa
Nach der Wahlkampfveranstaltung in Heilbronn weiß man vor allem, was die AfD nicht will, meint unser Autor.

Für die meisten der 1400 Besucher der AfD-Wahlkampfveranstaltung in der Heilbronner Harmonie dürfte die Entscheidung, welche Partei sie bei der Europawahl am 9. Juni wählen, klar sein. Sie zollen dem Spitzenpersonal der AfD tosenden Applaus und singen zum Abschluss des Abends die deutsche Nationalhymne inbrünstig mit.
Zuvor haben sie allerdings kaum etwas darüber gehört, wie die Alternative für Deutschland dieses Land führen will, wenn sie denn in die angestrebte Regierungsverantwortung kommen sollte. Stattdessen gnadenloses Ampel-Bashing, billige Gags über die politische Konkurrenz und die Wiedergabe bestens bekannter Positionen, die vor allem auf Ablehnung beruhen.
Ob die Vorsitzenden Alice Weidel und Tino Chrupalla, der Spitzenkandidat für die Europawahl Maximilian Krah oder der Bundestagsabgeordnete Stephan Brandner: Sie alle wettern gegen die aus ihrer Sicht woken, linksliberalen Ideologen in Berlin und in Brüssel, die ihrer Verantwortung nicht gerecht werden und das Land an die Wand fahren, weil sie angeblich nicht die Interessen der fleißig arbeitenden deutschen Bevölkerung vertreten.
AfD in Heilbronn: Keine konstruktive Alternativen für Europa
Natürlich bietet die Politik der Ampel-Koalition und der EU-Verantwortlichen viel Angriffsfläche für Kritik. Und diese formulieren vor allem Weidel und Krah sehr deutlich. Sie prangern Verantwortungslosigkeit und falsche Politik an, haben aber keine konstruktiven Alternativen im Gepäck. Lieber machen sich die AfD-Spitzenpolitiker über Robert Habeck, Ricarda Lang, Kevin Kühnert oder Karl Lauterbach lustig – mit teils beleidigenden Witzen, die zeigen, für welche politische Kultur die AfD steht.
Inhaltlich waren die 90 Minuten sehr überschaubar. Man hätte gerne gewusst, welche Ideen die AfD für Europa hat, wie sie drängende Probleme wie Migration, Wirtschaftskrise, Fachkräftemangel oder die bedrohte Sicherheit lösen will. Doch dazu hörte man am Samstagabend in der Heilbronner Harmonie nichts. Standing Ovations der 1400 Besucher gab es trotzdem.


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