Das Heilbronner Rathaus sollte die Chance einer Markthalle endlich erkennen
Die Markthallen-Idee ist stark, doch ein altes Gebäude blockiert die Neubebauung des Reim-Areals, kritisiert unser Autor.
Schon in den 1990er Jahren brachten weitsichtige Planer wie der damalige Architekturprofessor Bernhard Eisele Entwürfe für eine Markthalle auf dem Reim-Areal ins Spiel. Weil dort nichts ging, legten Kollegen wie Weber, Bechler und Krummlauf bald entsprechende Pläne für die Kinos an der Allee vor. Selbst innerhalb des Käthchenhof-Gebäudes war eine solche Einrichtung angedacht. Metzgerssöhne wie die Brüder Pfeffer und Geiger haben die Lücke erkannt und eigene kleine Genuss-Inseln in der City etabliert. Doch der große Wurf ist bis heute nicht gelungen.
Wenn eine Idee über 20 Jahre hinweg immer wieder aufploppt, sollte man dies als Indiz für deren Stärke deuten und nicht als kalten Kaffee abtun, – so wie das manche Stadträte machen. Schön, dass es weniger abgebrühte Bürgervertreter gibt, wie Christoph Troßbach, der der Stadtverwaltung jetzt eine ebenso geerdete wie innovative Konzept-Idee vorlegt hat. Alles nur ein Traum?
Vom Rathaus wünscht man sich, dass es die Chancen, die in einer Markthalle stecken, endlich erkennt. Einrichtungen wie diese stärken lokale Strukturen im Handel und in der Landwirtschaft. Sie sind Gegengewichte zur Nivellierung der Innenstädte durch austauschbare Renditegebäude und Kebab-Ketten. Kurzum: Markthallen stärken die Identifikation der Bürger mit ihrer Stadt. Hier hat Heilbronn Nachholbedarf, denn der Buga-Elan ist verpufft, – nur wegen der Pandemie? Eben diese Krise hat auch zur Wiederentdeckung der Heimat geführt, zu ihren Produkten, für die man mitunter mehr Geld ausgibt, auch aus gesundheitlichen und aus ökologischen Gründen.
Bliebe die Standortfrage: Das Reim-Areal wäre als Scharnier zwischen Marktplatz und Neckarmeile ideal. Es hat nur einen Haken: ein leeres Haus, das der Besitzer lieber verfallen lässt, als dass er es verkauft. Vorbesitzerin Käthe Reim tat sich damit aus emotionalen Gründen schwer. Heute sieht es eher nach finanziellem Kalkül aus. So lange dieser Schandfleck steht, blockiert er ein Schlüsselprojekt zur Stärkung der Innenstadt.