Tropenvirus durch Tigermücke: Was steckt hinter der Krankheit Chikungunya?
Die Asiatische Tigermücke breitet sich aus – mit ihr wächst die Sorge vor tropischen Krankheiten wie dem Chikungunya-Virus. Nach einer Infektion im Elsass kommt die Gefahr näher. Welche Symptome die Krankheit auslöst.
Tropenviren wie Dengue, Gelbfieber und Hanta sind hierzulande nicht unbekannt. Vom Chikungunya-Virus haben viele dagegen noch nicht gehört. Dabei sind seine Träger, die Tigermücken, auch in der Region Heilbronn bereits bekannt.
Nun hat sich nur wenige Kilometer von der baden-württembergischen Grenze entfernt im Elsass ein Mensch mit diesem Virus angesteckt. Dieser jüngste Chikungunya-Fall zeigt, dass die Gefahr von Tropenviren näher kommt.
Übertragen von Tigermücke: Was sind die Symptome des Chikungunya-Fiebers?
Das Virus, das vor allem in Asien, Afrika und Amerika auftritt, löst das gleichnamige Fieber aus, das mit grippetypischen Symptomen wie hohem Fieber, Kopf- und Gliederschmerzen einhergeht.
Wer sich krank fühlt, wer Fieber oder Gliederschmerzen bekommt nach der Urlaubsrückkehr aus Risikogebieten wie Mauritius oder La Réunion, der sollte rasch zum Hausarzt. Auch bei Symptomen nach einem Mückenstich in Grenznähe gilt: lieber einmal zu viel zum Arzt. Erste Anlaufstellen in Baden-Württemberg sind Gesundheitsämter und Tropeninstitute, wie etwa in Heidelberg.
Wie steckt man sich mit Chikungunya an?
Das Virus wird von infizierten weiblichen Stechmücken bestimmter Arten wie der Asiatischen Tigermücke und der Gelbfiebermücke übertragen. Von Mensch zu Mensch steckt man sich üblicherweise nicht an. Die inzwischen auch hierzulande heimische Tigermücke kann das Virus weitergeben, wenn ein Tier zuerst einen infizierten Menschen sticht, das Virus aufnimmt und bei einem anschließenden Stich überträgt, sagte Florian Hölzl, der Leiter der Abteilung Infektionsschutz und Umwelthygiene des Stuttgarter Gesundheitsamts.
Wie sind die Heilungschancen bei einer Chikungunya-Erkrankung?
Spezifische Medikamente gegen Chikungunya gibt es noch nicht. Es werden Arzneimittel verabreicht, die die Symptome lindern sollen. Die meisten Infizierten erholen sich vollständig, oft schon nach einer Woche. Starke Gelenkschmerzen können aber auch monatelang andauern. Gefährlicher ist das Virus für chronisch Kranke, Ältere sowie für Schwangere und Säuglinge, die sich im Mutterleib infizieren. Ist Chikungunya ausgeheilt, besteht eine lebenslange Immunität gegen die Krankheit.
Tropenvirus durch Tiegermücken: Gibt es einen Impfstoff gegen Chikungunya?
Ja. Lange Zeit gab es zwar keinen Impfstoff gegen Chikungunya. Im vergangenen Jahr aber wurde in Deutschland der Impfstoff Ixchiq zugelassen, im Februar 2025 folgte der Impfstoff Vimkunya. Wegen vereinzelter Berichte über schwere Nebenwirkungen bei älteren Menschen wird Ixchiq allerdings derzeit von der Europäischen Arzneimittel-Agentur (Ema) überprüft.
Wie wahrscheinlich ist die Chikungunya-Erkrankung in Deutschland?
Zurzeit ist das Risiko noch gering, sagt Hölzl. Eine Weiterverbreitung der Asiatischen Tigermücke als sogenannter Vektor mache Übertragungen auch bei uns aber immer wahrscheinlicher. Deshalb warnt Hölzl: „Wir müssen diesen Fall als Mahnung dafür nehmen, uns gegen die wachsende Gefährdung durch diese invasive Tierart zu wappnen.“
Schutz vor Chikungunya-Erkrankung: Was tun gegen Tigermücken?
Wer in die betroffenen Regionen reist, sollte sich konsequent vor Mücken schützen. Von Duftkerzen und Lavendelsäckchen lassen sich Tigermücken aber nicht beeindrucken – DEET- oder Icaridin-haltige Sprays helfen dagegen zuverlässig, Moskitonetze vor allem über dem Kinderbett und Schutzgitter vor den Fenstern auch. Langärmelige weite und helle Kleidung wird empfohlen. Und nachts eventuell einen Ventilator aufstellen – das mögen die Biester gar nicht.
Was gegen Tigermücken im Garten oder auf dem Balkon?
„Das Wichtigste ist, mögliche Brutstätten rigoros zu beseitigen“, empfiehlt Hölzl. Mücken lieben stehendes Wasser – wichtig also: Gießkannen, Vogeltränken, Untersetzer und Balkonpflanzen regelmäßig auf stehendes Wasser kontrollieren. Auch Dachrinnen, Regenfässer und Planschbecken können zur Brutstätte werden. Sand im Blumentopf-Untersetzer hilft gegen Mücken, ohne der Pflanze zu schaden. Außerdem sollen auch Tabletten den Mücken den Kampf ansagen.
Außerdem ist es wichtig, Gießkannen und Eimer umzudrehen und Regentonnen mit einem festen und vor allem dicht verschlossenen Deckel zu verschließen, zum Beispiel mit einem feinen Netz. „Die Tigermücke zwängt sich auch durch kleine Spalten und Lücken und findet ohne Schutzmaßnahmen sonst hinein“, erklärt Hölzl.
Gibt es schon viele Fälle in Deutschland?
Ja, aber sie unterscheiden sich von dem jüngsten aus dem Elsass. Denn bundesweit wurden laut RKI von April bis Juni bislang zwar 75 Chikungunya-Fälle registriert. Diese seien aber offensichtlich ausnahmslos mit einer Reise verbunden und betrafen demnach vor allem Rückkehrer aus Mauritius, La Réunion und Sri Lanka. Der elsässische Fall hingegen wurde nach Angaben des Robert Koch-Instituts (RKI) bei einem Menschen im Elsass nachgewiesen, der sich ausschließlich südlich von Straßburg in den Gemeinden Lipsheim und Fegersheim aufgehalten habe – etwa sechs bis sieben Kilometer von der deutschen Grenze entfernt und auf Rheinhöhe von Offenburg.
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