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Tigermücke in der Region entdeckt: Warum die Ausbreitung verhindert werden muss

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Dem Gesundheitsamt des Landkreises Heilbronn wurde der Fund einer asiatischen Tigermücke in Lauffen gemeldet. Der Gesundheitsamtsleiter erklärt, dass von der Mücke derzeit keine Gefahr ausgeht. Jeder solle aber dazu beitragen, dass sich die fremde Insektenart, die tropische Viruskrankheiten übertragen kann, nicht ausbreitet.

Die Tigermücke ist an ihren schwarz-weiß gestreiften Beinen und einem weißen Streifen auf dem Kopf und Rücken zu erkennen. Foto: dpa
Die Tigermücke ist an ihren schwarz-weiß gestreiften Beinen und einem weißen Streifen auf dem Kopf und Rücken zu erkennen. Foto: dpa  Foto: shutterstock (Hermes Arzneimittel GmbH)

Durch wärmere Sommer und weniger kalte Winter gefällt es der Asiatischen Tigermücke auch in Deutschland immer besser. Sie breitet sich weiter aus und wurde nun erstmals im Landkreis Heilbronn offiziell nachgewiesen. In einer Pressemitteilung des Regierungspräsidiums (RP) Stuttgart ist die Rede von "Funden". Tatsächlich ist bisher aber lediglich eine Meldung aus Lauffen beim Gesundheitsamt des Landkreises eingegangen, sagt dessen Leiter Thomas Schell auf Nachfrage.

Er betont, dass derzeit "kein relevantes Risiko" von der Mücke ausgehe, die ursprünglich aus Südostasien stammt und Krankheitserreger wie das Zika-, Dengue- und Chikungunya-Virus überträgt. "Sie breitet sich hauptsächlich durch internationalen Waren- und Personenverkehr aus“, erklärt Christiane Wagner-Wiening vom Landesgesundheitsamt (LGA) Baden-Württemberg.

Dass man in Deutschland durch eine Tigermücke jedoch mit einer Krankheit infiziert wird, sei extrem unwahrscheinlich, sagt Thomas Schell. Ihm ist nicht bekannt, dass das schon vorgekommen sei. Überhaupt seien hierzulande Krankheiten wie Dengue-Fieber sehr selten und kämen nur bei Reiserückkehrern vor. Die seltene Mücke müsste einen dieser wenigen infizierten Menschen stechen, um das Virus weiterzutragen. Breitet sich die Tigermücke jedoch weiter aus, wie zum Beispiel in Griechenland oder Italien, steige das Risiko, erklärt Thomas Schell. "Es muss aber niemand Panik haben." Selbst wenn man sich etwa mit dem Chikungunya-Virus anstecken würde, seien die Verläufe zum großen Teil mild. Wer befürchtet, von einer Tigermücke gestochen worden zu sein, der sollte – wie bei allen Mückenstichen – nicht kratzen, um eine Infektion durch hierbei eingetragene Keime zu vermeiden, rät Schell. Im unwahrscheinlichen Fall, dass wenige Tage nach dem Stich Fieber auftritt, sollte ein Arzt aufgesucht werden.

Jeder kann mithelfen: Tigermücke melden und kleine Wasseransammlungen vermeiden

Dazu kann jeder beitragen, indem er es dem Gesundheitsamt meldet, wenn er vermutet, eine Tigermücke gesehen zu haben. Ein Anruf unter der Telefonnummer 07131/994330 genügt. Wichtig ist dabei anzugeben, wo genau und wann man die Mücke gesehen hat. Falls es gelingt, das Tier zu fotografieren, wäre das optimal, sagt Schell. So könnten Experten eindeutig bewerten, ob es sich um diese Insektenart handelt.

Aber auch im heimischen Garten und auf dem Balkon können die Menschen in der Region mithelfen, es der Asiatischen Tigermücke nicht allzu bequem zu machen, indem sie kleine Wasseransammlungen etwa in Eimern oder Gießkannen entfernen. Dort brütet das Insekt gern. Das Wasser sollte jedoch nicht über einen Gulli in die Kanalisation gekippt werden, damit sich die Mücke nicht in schwer erreichbaren Wasseransammlungen ansiedelt, informiert das RP. Regentonnen können mit einem Mückennetz abgedeckt werden, empfiehlt Schell. In Teichen, vor allem in solchen, die lange bestehen, schaffe es die Mücke nicht, ihre Eier auszubrüten, sagt Thomas Schell. Sie habe dort zu viele natürliche Feinde.  

Forscher sollen gezielte Untersuchungen in der Region machen

Von Seiten der Behörde werde nun ein Unternehmen gesucht, das gezielte Untersuchungen in der Region zur Asiatischen Tigermücke machen soll, erläutert Thomas Schell. Hierbei werden Fallen aufgestellt. In Teilen Baden-Württembergs wird dieses Monitoring und auch die Bekämpfung aktiv durch die KABS (Kommunale Arbeitsgemeinschaft zur Bekämpfung der Schnakenplage) unterstützt. Da diese für die Region Oberrhein zuständig sei, könne sie im Landkreis Heilbronn nicht beauftragt werden, sagt Schell. Es gebe aber auch andere.

Erste größere Vorkommen der asiatischen Tigermücke (Aedes albopictus) wurden in Baden-Württemberg 2015 in Freiburg in einer Kleingartenanlage nachgewiesen. Asiatische Tigermücken sind sehr klein (3,5 bis 8 Millimeter) mit auffällig schwarz-weiß gestreiften Beinen und einem weißen Streifen auf dem Kopf und Rücken. Tigermücken sind tagaktiv und sehr aggressiv. Sie können sich unter geeigneten Umweltbedingungen wie hohen sommerlichen Temperaturen und Vorkommen von kleinen wassergefüllten Brutstätten vermehren. Da asiatische Tigermücken potenziell auch virale Krankheiten übertragen können, sollte ihr Vorkommen überwacht und gegebenenfalls reguliert werden. In Baden-Württemberg liegen in vielen Land- und Stadtkreisen klimatische Bedingungen vor, die für eine dauerhafte Ansiedelung der Tigermücke geeignet sind. Weitere Informationen sind zu finden auf der LGA-Internetseite sowie auf der Tiger-Plattform

Dengue

Dengue ist laut Robert-Koch-Institut (RKI) eine von Stechmücken übertragene virale Erkrankung, die in den Tropen und Subtropen aller Kontinente auftritt. Drei Milliarden Menschen leben in Dengue-Risikogebieten. Es wird geschätzt, dass jährlich weltweit zirka 400 Millionen mit dem Virus infiziert werden, von denen zirka 25 Prozent mit klinischen Symptomen erkranken. Die meisten Menschen erkranken ohne Symptome oder entwickeln eine milde fieberhafte Erkrankung. Bei einem kleinen Teil der Erkrankten tritt eine schwere Verlaufsform auf, die sich drei bis sieben Tage nach Auftreten der ersten Symptome mit starken Bauchschmerzen, anhaltendem Erbrechen, schneller Atmung, blutenden Schleimhäuten, Bluterbrechen, Erschöpfung oder Unruhe ankündigen kann. In besonders schweren Fällen kann es zu einer Schocksymptomatik kommen.

Chikungunya

Das Chikungunyafieber ist eine mit Fieber und Gelenkbeschwerden einhergehende tropische Infektionskrankheit, die durch Stechmücken übertragen wird. Die Erkrankung ist insbesondere im östlichen und südlichen Afrika, auf dem indischen Subkontinent sowie in Südostasien verbreitet. Seit einigen Jahren breitet sich die Krankheit auch auf den Inseln im Indischen Ozean, in der Karibik, im karibikküsten-nahen Mittelamerika und im Norden von Südamerika aus. Das Wort Chikungunya heißt "Der gekrümmt Gehende" und stammt ursprünglich aus der Sprache der Makonde. Im Deutschen wird die Krankheit auch „Gebeugter Mann“ genannt. Die exakte Diagnose kann nur durch Blutuntersuchungen gestellt werden. Bei den meisten Betroffenen ist der Krankheitsverlauf gutartig und selbstlimitierend, bleibende Schäden und Todesfälle sind selten. Eine spezifische Behandlungsmöglichkeit oder Impfung existiert derzeit nicht.

Zika

Das Zikavirus gehört zur Familie der Flaviviren und wurde erstmals 1947 von einem Affen im Zikawald in Uganda isoliert. Die Übertragung auf den Menschen erfolgt überwiegend durch Mücken, aber auch eine sexuelle Übertragung und Übertragungen durch Transfusionen sind möglich. Infektionen in der Schwangerschaft können zu Fehlbildungen beim Fötus führen. Die meisten Zikavirus-Infektionen verlaufen ohne Symptome. Wenn Symptome auftreten, sind diese meistens mild und ähneln denen anderer tropischer, durch Mücken übertragener Infektionen (zum Beispiel Denguefieber). Mögliche Symptome sind Hautausschlag, Kopf-, Gelenk- und Muskelschmerzen, Bindehautentzündung und Fieber. 


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