Was offenbaren die geheimen Ufo-Akten der Amerikaner?
Das amerikanische Verteidigungsministerium muss dem US-Senat geheime Papiere zu Ufo-Meldungen vorlegen. Wie sieht es aus mit den Ufos? Wir haben uns bei Astronomen und Ufo-Interessenten umgehört.

Mit Spannung erwarten nicht nur Ufo-Fans, mit welchen Neuigkeiten das US-Verteidigungsministerium aufwartet. Es geht um die Frage, welche Informationen das Ministerium über unbekannte Flugobjekte gesammelt hat. So ganz freiwillig geben die Militärs das Wissen aber nicht preis: Mehr als 120 Ufo-Sichtungen von US-Kampfpiloten in den vergangenen 20 Jahren haben den US-Senat offenbar nervös gemacht, weshalb nun öffentlich gemacht werden soll, was sich über die Jahre hinweg im amerikanischen Luftraum abgespielt hat.
Was erwarten sich Wissenschaftler, Piloten und Mitarbeiter von Ufo-Meldestellen vom Einblick in die Akten? "Nichts", sagt Hansjürgen Köhler von der Ufo-Meldestelle Cenap, die in Mannheim gegründet wurde. Es gebe bislang keine Hinweise auf außerirdischen Besuch auf der Erde. Er gehe davon aus, dass der Bericht nichts Konkretes beinhalte. "Die an Ufos glaubende Gemeinde wird sagen, die Nasa verschweigt uns etwas. Die anderen werden sagen, es war zu erwarten, dass nichts kommt."
Viele Hinweise seit Jahrzehnten
Köhler und seine Kollegen gehen seit Jahrzehnten Hinweisen auf außergewöhnliche Himmelsphänomene in Deutschland, Österreich und der Schweiz nach. Bis zu 400 Meldungen seien es jährlich. Richtig viel zu tun habe die Meldestelle gehabt, als Elon Musks Unternehmen SpaceX Satelliten in Umlaufbahnen schoss. "Die haben dann 60 Kleinsatelliten abgesetzt." Von der Erde aus seien aneinandergereihte leuchtende Punkte zu sehen gewesen. "Das sieht wirklich verrückt aus." Vor allem für Laien, die sich damit auch bei Cenap melden.
"Mehr als 90 Prozent der Sichtungen lassen sich erklären", sagt Köhlers Heilbronner Kollege Jochen Ickinger. Für die Region sind dem Ingenieur für Geoinformationssysteme Sichtungen über Wüstenrot und Neckarsulm bekannt, die die Cenap nicht identifizieren konnte. "Das lässt jedoch nicht darauf schließen, dass es Außerirdische gewesen sein müssen."
Es sei eine faszinierende und vielschichtige Frage, ob es außerirdisches intelligentes Leben gebe, sagt Ickinger. Er entzaubert die Vorstellung, wonach Außerirdische mit eingeschalteten Scheinwerfern und Positionslichtern auf der Erde landen. "Wenn sie wollen, dass wir sie nicht sehen, sehen wir sie nicht. Ich würde auch nicht erwarten, dass sie über der Wüste der USA abstürzen." Auch Kollege Hansjürgen Köhler hält es für wenig wahrscheinlich, dass sie sich ausgerechnet vor der Küste der USA zeigen würden. "Womöglich die Airforce One inklusive."
Gigantische Entfernungen
Dr. Hans-Ulrich Keller hält es für sehr wahrscheinlich, dass es in den Weiten des Alls Leben gibt. Er ist Gründungsdirektor des Planetariums in Stuttgart und Professor für Astronomie an der Universität Stuttgart. "Aber die Entfernungen sind so gigantisch, dass eine Begegnung sehr unwahrscheinlich ist." Zumal nicht nur die Entfernung ein Problem sei. "Der Stand der Technik muss ja auch kompatibel sein. Selbst wenn jemand vor Tausenden Jahren schon einmal versucht hat, Kontakt aufzunehmen, wären die Menschen ja dazu noch gar nicht in der Lage gewesen", sagt der Astronom. Das Zeitfenster sei sehr klein: "Wenn Sie sich die rund 14 Milliarden Jahre, die das Universum existiert, als ein Jahr vorstellen, gibt es die Dinos ab dem zweiten Weihnachtsfeiertag und den Menschen in der letzten Minute vor Silvester."
Zudem gebe es sehr viele Objekte, die rund um die Erde unterwegs seien, erläutert der Professor - allein 10 000 aktive Satelliten und Bruchstücke von Satelliten. Auch die Internationale Raumstation ISS würde gelegentlich für ein Ufo gehalten. "Erst leuchtet sie, wenn sie von der Sonne angestrahlt wird. Dann verschwindet das Leuchten, weil sie in den Erdschatten eintaucht." Befinde sich ein Flugzeug im Landeanflug leuchte sein Scheinwerfer viele Kilometer weit. "Man hört aber noch nichts. Dann dreht es ab, das Licht verschwindet. Aber ein Ufo ist das nicht."
Selbst die mittlerweile verbotenen sogenannten Himmelslaternen hätten schon für Anrufe im Planetarium gesorgt, sagt Keller. "Ebenso große Meteore, sogenannte Boliden, die in der Atmosphäre verglühen." Es sei sehr schwierig, sämtliche Flugbewegungen nachzuvollziehen. "Ein Grund, an die Präsenz von Außerirdischen zu glauben, ist das aber nicht."
Viel Betrieb am Himmel über Deutschland
Auch auf den Radarschirmen der Deutschen Flugsicherung im hessischen Langen tauchten gelegentlich Ziele auf, die zunächst unbekannt seien. "Aber es ist noch nicht vorgekommen, dass sich so ein Ziel nicht hat identifizieren lassen", sagt Unternehmenssprecherin Kristina Kelek. Die 2200 Lotsen der Flugsicherung leiten Piloten samt Flugzeugen durch den deutschen Luftraum.
Es sei reichlich Betrieb am Himmel, sagt Kelek - zumindest bis Corona. "Vor der Pandemie koordinierten wir im Durchschnitt 11 000 Flugbewegungen pro Tag. Und es gibt ja auch Piloten, die selbstständig in ihren kleinen Maschinen unterwegs sind." Wenn Bürger anrufen, die Ufos gesehen haben wollen, scheitere die Recherche meist schon an der Angabe des Ortes. "Bei so vielen Flugbewegungen gibt es meistens sehr viele Möglichkeiten." Von Piloten, die Ufo-Sichtungen melden, habe sie noch nicht gehört.
Sollte es dazu kommen, dass die Flugsicherung einen Flugkörper nicht identifizieren kann, der eine potenzielle Gefahr darstellt, alarmiere man das Nationale Lage- und Führungszentrum für Sicherheit im Luftraum der Bundeswehr. "Die können Abfangjäger aufsteigen lassen, um die Situation zu klären."
Erforschung von Ufo-Phänomenen
Der Geheimdienst-Bericht mit Ufo-Beobachtungen in den USA soll Erkenntnisse zu sogenannten "Unidentified Aerial Phenomena" (UAP; deutsch: nicht identifizierte Luftphänomene) umfassen. Was die Öffentlichkeit jedoch tatsächlich erfahren wird, ist unklar. Denn laut der britischen Tageszeitung The Guardian könnte die veröffentlichte Version klassifiziert sein und nicht alle Informationen enthalten.
Die Gesellschaft zur Erforschung des UFO-Phänomens ist die größte als gemeinnützig anerkannte, wissenschaftliche Vereinigung in Deutschland, die sich mit der Erforschung des UFO-Phänomens beschäftigt. Infos und Sichtungsdatenbank auf www.ufo-forschung.de.

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