Mastodon: Was der Twitter-Klon kann und warum gerade so viele wechseln
Nachdem Tesla-Chef Elon Musk Twitter übernommen hat, kehren einige Nutzer dem Netzwerk den Rücken und wechseln zu Mastodon. Wir haben Fragen und Antworten zu der Plattform gesammelt.

Mit dem Kauf von Twitter hat Elon Musk einem anderen Netzwerk zum Aufschwung verholfen. Auf der Plattform Mastodon steigen die Nutzerzahlen seit Tagen. Wir haben Fragen und Antworten gesammelt.
Was kann Mastodon?
Mastodon funktioniert ganz ähnlich wie Twitter. Nutzer können kurze Beiträge aus Texten, Bildern oder Videos veröffentlichen und anderen Profilen folgen. Die gesammelten Inhalte werden in einer Zeitleiste angezeigt. Ins Leben gerufen wurde Mastodon 2016 von Eugen Rochko, einem Programmierer aus Jena. Die Plattform kann sowohl am Computer als auch per App auf dem Handy genutzt werden.
Welche Unterschiede gibt es?
Während die Beiträge bei Twitter „Tweets“ heißen, heißen sie bei Mastodon „Tröts“ – das Maskottchen des Netzwerks ist ein Mammut. Außerdem kann ein Beitrag bis zu 500 Zeichen lang sein, bei Twitter sind es 140. Im Gegensatz zu Twitter erscheinen Beiträge chronologisch statt in einer von Algorithmen bewerteten Sortierung. Generell hat Mastodon manche Funktionen von Twitter nicht, etwa die „Twitter Spaces“, bei denen sich Nutzer in Echtzeit wie bei einem Vortrag per Audio-Funktion austauschen. Weil Mastodon bisher nur etwa 5,7 Millionen Nutzer hat, gibt es auch weniger Inhalte als bei Twitter, das auf 353 Millionen Nutzer kommt.
Wie funktioniert die Technik?
Der wichtigste Unterschied ist der dezentrale Ansatz von Mastodon. Anders als Twitter besteht die Plattform nicht aus einem einzigen Netzwerk, sondern aus vielen sogenannten Instanzen. Eine Instanz kann im Prinzip jeder eröffnen, viele werden von Freiwilligen, Vereinen oder Behörden betrieben. Jede Instanz hat eine spezielle Endung, die gemeinsam mit dem Nutzernamen die Adresse bildet, unter der man bei Mastodon auffindbar ist. So sind einige Behörden und Unis in Baden-Württemberg auf der Instanz des Datenschutzbeauftragten erreichbar, die auf „@bawü.social“ endet.
Wie wichtig ist die Instanz?
Welche Instanz man beim Registrieren verwendet, ist erstmal unerheblich. Sie alle tauschen sich im Mastodon-Netzwerk aus, ähnlich wie bei einer E-Mail. Wer etwa bei GMX ist, kann trotzdem an eine Telekom-E-Mail-Adresse schreiben. Jede Instanz kann aber eigene Regeln aufstellen, etwa für Inhalte oder den Umgangston. Zudem sind die großen Instanzen gerade überlaufen.
Warum wechseln so viele gerade zu Mastodon?
Dafür ist Tesla-Chef Elon Musk verantwortlich. Seine unklaren Aussagen über die Zukunft von Twitter, seine Pläne, gesperrte Mitglieder wie Ex-US-Präsident Donald Trump wieder zuzulassen sowie das polarisierende Gebaren des Milliardärs nennen viele Nutzer als Grund, dem Netzwerk den Rücken zu kehren. Mastodon verzeichnete in den vergangenen Tagen zwischen 50.000 und 75.000 Neuzugänge täglich. Nutzer berichteten von langen Ladezeiten, da manche Instanzen dem Ansturm nicht gewachsen waren. Andere Nutzer betonten den Wert von Twitter und erklärten, sie wollen „bis zum Schluss“ dort bleiben.
Was ist mit dem Datenschutz?
Der Landesdatenschutzbeauftragte Stefan Brink wirbt schon seit längerem für Mastodon. 2020 hatte Brink seinen eigenen Twitter-Account gelöscht und Behörden aufgefordert, das Netzwerk ebenfalls zu verlassen. Der Grund: Da unklar ist, wie Twitter Daten in den USA verarbeitet, sieht Brink einen Verstoß gegen die europäische Datenschutzgrundverordnung und hält es für untragbar, dass Behörden das unterstützen. Zwischenzeitlich hat Brink die Landesbehörden aufgefordert, Twitter zu verlassen, bisher jedoch ohne Erfolg. Auf Mastodon erneuerte der Datenschützer gestern seine Kritik: „Es ist nur vernünftig, für seine Kommunikation eine Plattform zu suchen, die verlässlich, fair und frei von den Launen ihres Eigentümers funktioniert.“
Was passiert gerade bei Mastodon?
Wegen der neuen Nutzer passiert gerade einiges. Viele stellen sich unter dem Hashtag #Neuhier vor, Behörden, Unternehmen und bekannte Personen richten erstmals ihre Profile ein. Schon länger auf Mastodon aktive Nutzer geben Tipps, wie man sich auf der Plattform zurechtfindet und Profile aufspürt, denen man bisher bei Twitter gefolgt ist.