Tarifkonflikt
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Bahnstreik in der Region: Das ist die Lage am Morgen

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Der Streik bei der Deutschen Bahn trifft auch die Region. Auf vielen Verbindungen rollte der Schienenverkehr am Morgen besser als erwartet.

von Alexander Hettich und dpa
Anzeigetafel am Heilbronner Hauptbahnhof: Der Regionalverkehr lief am Donnerstagmorgen fast störungsfrei.  Ausfälle gab es vor allem bei der Heilbronner Stadtbahn Nord.
Anzeigetafel am Heilbronner Hauptbahnhof: Der Regionalverkehr lief am Donnerstagmorgen fast störungsfrei. Ausfälle gab es vor allem bei der Heilbronner Stadtbahn Nord.  Foto: Berger, Mario

Mit einem 20-stündigen Warnstreik legt die Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) seit Mittwochabend bundesweit den Bahnverkehr weitgehend lahm. Die Auswirkungen werden Fahrgäste vor allem heute zu spüren bekommen, dem Haupttag des Arbeitskampfes.

In der Nacht sind vor allem im Personenverkehr kaum Züge unterwegs. Der reguläre Betriebsbeginn ist am frühen Morgen. Vor allem Pendlerinnen und Pendler müssen sich dann eine Alternative suchen oder von zu Hause aus arbeiten. Die Bahn geht davon aus, dass in manchen Regionen kein Regionalzug unterwegs sein wird. Auch der S-Bahn-Verkehr in größeren Städten ist betroffen.


Bahnstreik: Was auf Fahrgäste in der Region Heilbronn zukommt

Massiv beeinträchtigt sind laut elektronischer Fahrplanauskunft am Donnerstagmorgen die Linien der Heilbronner Stadtbahn Nord S41 und S42 Richtung Sinsheim und Mosbach. Wie die AVG am Donnerstag auf ihrer Homepage mitteilt, wird es den ganzen Tag über zu Fahrtausfällen kommen. Die Linien S41 und S42 entfallen komplett, wie es weiter heißt.  Hier fährt viel Personal der DB Regio, die vom Streikaufruf der Lokführergewerkschaft GDL direkt betroffen ist.

Zur DB gehört auch die Westfrankenbahn, die Verbindungen von Heilbronn Richtung Öhringen, Schwäbisch Hall und Crailsheim betreibt. Auch auf dieser Linie geht am Morgen kaum etwas. Dasselbe gilt für den Regionalexpress durch den Kraichgau nach Karlsruhe. Dafür verkehrt die Stadtbahnlinie S4 auf der Achse Öhringen-Heilbronn-Eppingen weitgehend störungsfrei. Die Rhein-Neckar-S-Bahn von Eppingen nach Heidelberg gehört zur DB. Hier fallen einzelne Züge aus.

Fernverkehr besonders betroffen

Kaum beeinträchtigt ist laut Online-Information der Regionalverkehr auf der Frankenbahn zwischen Heilbronn und Stuttgart. Hier fahren die Anbieter SWEG und Go-Ahead. Die SWEG hatte mit der GDL im Mai eine Einigung erzielt, bei Go-Ahead haben die separaten Verhandlungen am Mittwoch erst begonnen. Im Tarifkonflikt mit der Deutschen Bahn hat die GDL einen Warnstreik bis Donnerstag um 18 Uhr angekündigt. Die DB geht davon aus, dass im Fernverkehr nur jeder fünfte Zug fährt. 

Nach Ende der Warnstreiks ist im Laufe des Donnerstagabends ebenfalls noch weiter mit Zugausfällen zu rechnen, bis der Bahnverkehr wieder regulär hochgefahren ist. 

Die Fahrtausfälle werden jeweils rechtzeitig in die Online-Auskunftssysteme eingepflegt. Die Fahrgäste werden gebeten, vor Fahrtantritt die Verbindungen zu prüfen, zum Beispiel in der 
elektronischen Fahrplanauskunft (avg.info/fahrplan/fahrplanauskunft) oder im Abfahrtsmonitor (avg.info/fahrplan/abfahrtsmonitor) Außerdem wird die AVG alle aktuellen Informationen stets über den Meldungsticker auf ihrer Homepage www.avg.info pflegen.

Weitreichende Folgen

Im Fernverkehr rechnet der Konzern mit dem Ausfall von mehr als 80 Prozent aller ICE- und IC-Züge. Im Güterverkehr dürften die Folgen ebenfalls weitreichend sein. Die Bahn erwartet eigenen Angaben zufolge einen Rückstau von mehreren hundert Güterzügen mit teilweise dringlicher Terminfracht. «Nach Streikende wird es mehrere Tage dauern, bis dieser Stau abgebaut ist», teilte die Bahn mit.

Das offizielle Ende des Warnstreiks hat die GDL für 18.00 Uhr angekündigt. Bis im Personenverkehr alles wieder rund läuft, dürfte es allerdings noch etwas länger dauern. Ziel der Bahn ist ein reibungsloser Betriebsablauf zum Betriebsbeginn am frühen Freitagmorgen.

Nächster Verhandlungstermin noch offen

Es ist der erste Arbeitskampf der GDL im laufenden Tarifkonflikt. Sie fordert 555 Euro mehr pro Monat sowie eine Inflationsausgleichsprämie bei einer Laufzeit von zwölf Monaten. Als Kernforderung will sie zudem eine Absenkung der Arbeitszeit für Schichtarbeiter von 38 auf 35 Stunden pro Woche bei vollem Lohnausgleich durchsetzen.

Die Bahn bezeichnet das als unerfüllbar. In der ersten Tarifrunde vergangene Woche hat sie den Arbeitnehmern eine Entgelterhöhung von elf Prozent bei einer Laufzeit von 32 Monaten sowie die geforderte Inflationsausgleichsprämie in Aussicht gestellt. Zur Arbeitszeit machte der Konzern aber kein Angebot.

Trotzdem einigten sich beide Seiten auf weitere Verhandlungstermine, zunächst im Wochentakt. Die nächste Gesprächsrunde war für heute und morgen angesetzt. Nach der überraschenden Warnstreikankündigung der GDL hatte die Bahn den Termin allerdings abgesagt. Wann die Tarifpartner wieder zusammen kommen, bleibt offen.

Kundgebungen geplant

Beide Seiten warfen sich vor, getroffene Vereinbarungen nicht einzuhalten. Die Bahn nannte das Vorgehen der GDL «eine einmalige Eskalation in unserer Sozialpartnerschaft, die wir nicht akzeptieren». Die GDL wiederum warf der Bahn vor, kein Interesse an einer Lösung am Verhandlungstisch zu haben.

Die Gewerkschaft hat für heute zwei Kundgebungen angekündigt, eine in Berlin vor dem ursprünglich geplanten Verhandlungsort. Die andere soll gemeinsam mit dem Deutschen Beamtenbund (dbb) in Schwerin stattfinden.

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