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Wie ein Verein aus Gemmingen die medizinische Versorgung in Uganda verbessert

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Die Heidelberger Uniklinik spendet Geräte für eine Klinik in Uganda. Eine Erfolgsgeschichte dank vieler Zufälle.

Von Gabriele Schneider
Mediziner am Krankenbett: Florian Kistler (links) und Michael Preusch haben fürs Foto einen OP gestaltet. Bald werden die gespendeten Geräte in Uganda eingesetzt.
Mediziner am Krankenbett: Florian Kistler (links) und Michael Preusch haben fürs Foto einen OP gestaltet. Bald werden die gespendeten Geräte in Uganda eingesetzt.  Foto: Schneider, Gabriele

Es ist eine Geschichte, die vor Zufällen oder potenziellen Wundern nur so strotzt. Ein junger Mann aus Gemmingen geht 2012 nach dem Abitur vor Beginn seines Medizinstudiums für ein Jahr nach Uganda, merkt schnell, dass er als Mensch aus Europa "seinem" Dorf helfen möchte, helfen muss. Er holt Familie und Freunde ins Boot, die vom Leben in Nawanyago, dem Ort im Osten von Uganda, genauso ergriffen sind wie Florian Kistler. Die Gemminger gründen einen religiös und parteipolitisch unabhängigen gemeinnützigen Verein.


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Vor einiger Zeit begannen zahlreiche Menschen in der Region, aber auch in ganz Deutschland, für den Verein Socken und Mützchen für Neugeborene in Nawanyago zu stricken, um etwas gegen die hohe Säuglingssterblichkeit zu tun.

Bau eines OPs und Intensivstation geplant

Der Verein Tusiima Nawanyago (zu Deutsch: "Fortschritt für Nawanyago") unterstützt seit Jahren das Krankenhaus (Health Center) von Nawanyago mit seinen 23 Betten, das weder über OP, noch über eine Blutbank oder Intensivstation und nur minimale Laborausstattung verfügt. "Sie behandeln Patienten dort quasi aus dem Nichts", erklärt die Vereinsvorsitzende Kerstin-Weber-Kistler. Darum plant der Verein derzeit im Projekt "Vision 2025" zusammen mit den Leuten in Nawanyago den Bau eines Operationstrakts mit Labor und kleiner Intensivstation.

Wie ein Zufall dem Krankenhaus geholfen hat

Nun passierte der nächste "Zufall". Dr. Michael Preusch, Landtagsabgeordneter und Oberarzt der Klinik für Kardiologie sowie Leiter der internistischen Intensivmedizin an der Universitätsklinik Heidelberg, kaufte Schuhe im Laden seiner früheren Klassenkameradin Katja Weber, der Tante von Florian Kistler und Schwester von Kerstin Weber-Kistler. Sie erzählte Preusch vom Verein und dessen Zielen.

Der Mediziner erkannte die Wichtigkeit und regte in der Klinik an, ausgediente Gerätschaften, etwa aus dem Chirurgiegebäude, das gerade umziehen wollte, zu spenden. "Der Zufall schreibt eben die besten Geschichten", meinte Preusch bei der offiziellen Übergabe der Ausstattung an den Verein diese Woche lachend.

Ausstattung für Erweiterungsbau schon vorhanden

Das kleine Krankenhaus in Nawanygo kann sich nun bald über vier moderne elektrische Intensivbetten, vier EKGs, vier Überwachungsmonitore, einen EKG-Schreiber, vier Infusomaten, ein Absauggerät, drei Perfusoren-Türme mit 24 Perfusoren, drei kaum benutzte Beatmungsgeräte, drei OP-Lafetten, zwei Verbandwagen, eine OP-Lampe, eine Absaugpumpe, einen Aufbewahrungsschrank und drei Rollhocker freuen. "Die drei Intensivplätze im künftigen Erweiterungsbau und der Operationssaal werden damit komplett ausgestattet", freut sich Weber-Kistler. Das jeweils vierte Gerät sei als Ersatz vorgesehen.

"Diese Spende ist absolut unbezahlbar, das könnten wir nie bezahlen", fuhr sie dankbar fort. Über den genauen finanziellen Wert mag niemand viel sagen. Allerdings, dass die Geräte jeweils maximal drei bis fünf Jahre alt seien.

Bundesregierung zahlt 75 Prozent der Transportkosten

Im April kamen die Geräte nach Gemmingen. Anke Völkel, die Geschäftsführerin der Firma Wüteria Mineralquellen, und ihr Mann Joachim, die Mitglieder bei Tusiima Nawanyago sind, stellten Lagerplatz zur Verfügung, der mittlerweile randvoll ist, weil auch weitere Spenden für Nawanyago dort lagern, die mitsamt den Medizingeräten bald nach Uganda verschifft werden sollen. Der Verein bekam die Zusage für einen Transportkostenzuschuss der Bundesregierung über 75 Prozent für einen Standard-Schiffscontainer.

Tusiima Nawanyago hofft, 2023 mit dem "Vision 2025"-Erweiterungsbau beginnen zu können. Sofern der Verein genügend Mittel für den Bau an sich generieren kann. So fließt etwa der Reinerlös aus einem Benefizkonzert der beliebten Genesis-Coverband "Phil" am 16. Juni 2023 komplett in die "Vision 2025".

Michael Preusch als Schirmherr ernannt

Der Verein Tusiima Nawanyago hat heute 81 Mitglieder aus Gemmingen, der Region und ganz Deutschland. Aufgrund seiner Verbundenheit ernannte der Verein Tusiima Nawanyago Dr. Michael Preusch im Rahmen der offiziellen Übergabe der gespendeten Geräte zum Schirmherren.

Der Mediziner und Landtagsabgeordnete Preusch unterstrich, ihn beeindruckten die durch die Arbeit des Vereins bislang erreichten Verbesserungen der Gesundheitsversorgung der Bevölkerung von Nawanyago. "Sie haben schon viel erreicht", freute er sich, und er wolle sich weiterhin einsetzen, etwa auch in Sachen Neugeborenen-Screening. Dabei handelt es sich um die Untersuchung von Säuglingsblut auf angeborene Stoffwechselerkrankungen, Störungen des Immunsystems und Hormonstörungen. Weitere Informationen über den Verein gibt es im Internet unter www.tusiima-nawanyago.eu.

 

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