"Stimmung pro Fridolin" – Gockel-Streit geht in die nächste Runde
In Siegelsbach ärgerten sich Nachbarn über einen Hahn, der zu laut kräht. Nach dem Besuch des Ordnungsamts steht der Gockel Fridolin selbst nicht mehr im Mittelpunkt des kuriosen Streits. Nun geht es um eine andere Form von Belästigung.

Es ist eine Geschichte, die das Dorfleben schreibt. Ein junger Hahn in Siegelsbach kräht den Nachbarn zu laut, das Ordnungsamt schreitet ein, der Hahn sitzt nun angeblich in einem schallgeschützten Stall. Doch das Thema ist nicht erledigt. Nachbarn, die über eine Lärmbelästigung klagen, berichten nun von anonymen Anrufen, in denen sie beschimpft würden.
"Ich hab das Ordnungsamt darüber informiert", sagt eine Nachbarn, die ungenannt bleiben möchte. Dort habe man ihr empfohlen, im Falle von belästigenden Anrufen die Polizei zu informieren. Sie sehe es aber nicht ein, wegen so etwas Anzeige zu erstatten, sagt die Frau. Ihr Sohn, der ein Stockwerk über ihr lebt, sagt: "Das geht einfach zu weit." Wenn er Spätschicht arbeite, sei er vor Mitternacht nicht am Schlafen - und es könne nicht sein, dass um vier Uhr morgens ein Hahn krähe, und das "ununterbrochen".
Streit um Gockel in Siegelsbach: Hahnbesitzer legt sich schallgeschützten Stall zu
Seit die Siegelsbacher Ordnungsamtsleiterin zum Hausbesuch beim Nachbarn gekommen sei, sei die Situation vor Ort aber gelöst. "Es herrscht jetzt plötzlich Ruhe. Das ist traumhaft", sagt der Mann.
Denn Marcus Rudlof, Halter des Hahnes namens Fridolin, hat auf die jüngsten Geschehnisse reagiert. "Ich habe mir tatsächlich einen schallgeschützten Stall zugelegt", sagt der 50-Jährige. "Hahn Fridolin ist jetzt in einem Stall untergebracht, der im Inneren eines Gebäudes liegt. Also quasi auch schallgeschützt ist." Der Hahn werde auf jeden Fall nicht geschlachtet, stellt Rudlof klar. "Wo man hinhört, ist die Stimmung pro Fridolin." Zwischenzeitlich war das Tier bei dem Teil der Siegelsbacher Nachbarschaft untergekommen, die pro Hahn gestimmt ist. Doch dort sei der Hahn am Sonntag ausgebüxt, berichtet Rudlof: "Er wollte nach Hause. Dann habe ich ihn eingefangen und wieder nach Hause gebracht."
Die über das Krähen des Hahnes klagenden Nachbarn legen Wert darauf, dass sie nicht alleine ein Problem mit dem nächtlichen Lärm haben. Zwei weitere Nachbarn hätten das Lärmprotokoll ebenfalls unterzeichnet, das dem Ordnungsamt vorgelegt worden sei. Außerdem sei es Tierquälerei, Hennen und Hahn direkt neben der stark verkehrsbelasteten Hauptstraße zu halten.
Rathaus-Sprecherin: Sache zwischen Tierhalter und Nachbarn
Für das Siegelsbacher Ordnungsamt steht der Fall auf der Prioritätenliste vorerst nicht oben. In erster Linie sei dies eine Sache zwischen dem Tierhalter und den klagenden Nachbarn, teilt eine Rathaussprecherin am Mittwoch mit. Zuletzt hatte man auf die Rechtslage verwiesen und sich auf ein Urteil des Verwaltungsgerichts in Frankfurt an der Oder von Oktober 2022 bezogen. Das Krähen eines Hahns zur Nachtzeit müsse nicht hingenommen werden, befand das Gericht. Frühestens ab sechs Uhr dürfe er krähen. Krähe er früher, müsse er in einen schallisolierten Stall gesperrt werden.

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