Stimme+
Kraichgau
Lesezeichen setzen Merken

Reform bei Seelsorge: Umbruch muss gemeinsam gestemmt werden

   | 
Lesezeit  2 Min
Erfolgreich kopiert!

Das Reformprojekt soll eine neue Seelsorgeeinheit für über 6.000 Katholiken hervorbringen. Welche Veränderungen die Reform mit sich bringt und welche Kirchengemeinden betroffen sind.

Von Nicole Theuer
Ehrenamtliche Mitarbeit ist künftig noch mehr gefragt als jetzt: Beim Informationsabend der katholischen Kirche in Eppingen hatten Interessierte am Mittwochabend die Gelegenheit, sich für Projektgruppen zu melden.
Foto: Franz Theuer
Ehrenamtliche Mitarbeit ist künftig noch mehr gefragt als jetzt: Beim Informationsabend der katholischen Kirche in Eppingen hatten Interessierte am Mittwochabend die Gelegenheit, sich für Projektgruppen zu melden. Foto: Franz Theuer  Foto: Theuer, Franz

Die katholische Kirche in Deutschland steht vor einem epochalen Umbruch. Kleinere und mittlere Seelsorgeeinheiten (SE) fusionieren weiter zu neuen Großpfarreien. Der Reformdruck macht auch vor der Erzdiözese Freiburg nicht Halt.

"Mit Ausnahme der Erzdiözese Rottenburg-Stuttgart sind alle von dem Prozess betroffen", sagt Stadtpfarrer Manfred Tschacher, der Leiter der SE Eppingen. Im Kraichgau gehören lediglich die Katholiken in den Bad Rappenauer Stadtteilen Fürfeld und Bonfeld und in Eppingen-Kleingartach zur Diözese Rottenburg-Stuttgart. Bis 2026 sollen in der Erzdiözese Freiburg 36 neue Pfarreien entstehen, in denen alle heutigen Seelsorgeeinheiten aufgehen.

Tragweite der Reform

In einem von mehreren Informationsabenden klärte Manfred Tschacher am Mittwochabend Gemeindeglieder auf. Dabei stieß er aber auf verhaltene Resonanz. Angesichts der enormen Tragweite der Reform zeigte sich der Geistliche enttäuscht: "In dieser Seelsorgeeinheit sind wir über 6000 Katholiken, die diese Veränderungen betreffen. Deshalb dachte ich, dass das Interesse viel größer ist", sagte er und fügte resigniert an: "Viele interessieren sich nicht für die Kirche."

Das Reformprojekt läuft unter dem Stichwort "Kirchenentwicklung 2030". "Ein bisschen untertrieben", findet der Ittlinger Pfarrgemeinderat Gerald Schreyer, der gemeinsam mit Tschacher und neun weiteren Mitgliedern aus der SE Eppingen Teil einer Projektleitung ist, schließlich würden die fünf Kirchengemeinden des Dekanats Kraichgau bereits zum 1. Januar 2026 zu einer neuen Pfarrei fusioniert.


Mehr zum Thema

Weiterer Missbrauchsfall in der katholischen Kirche - betroffen sind Minderjährige im Bistum Trier.
Stimme+
Meinung
Lesezeichen setzen

Mitgliedszahlen in katholischer Kirche in Abwärtsspirale


Dieser Neuanfang, so Tschacher, habe Charme. "Doch er ist auch mit Angst besetzt." Die große Veränderung bedeute vor allem, Abschied zu nehmen: "Pfarreien, die zum Teil jahrhundertelang existiert haben, hören auf zu existieren. Deshalb muss man würdigen, was geleistet worden ist, und auch die Trauer darüber zulassen."

Der Kern der Reform sieht vor, dass die Leitung delegiert und die Verwaltung zentralisiert wird. "Das schafft Freiraum für pastorales Handeln. Kirche wird vielfältiger und entwickelt sich mit unseren Ideen weiter", wirbt Schreyer für die Reform. Er unterstreicht aber auch, dass man gar keine andere Option habe. "Dort, wo keine Ideen entwickelt werden, stirbt die Kirche. Es ist kein Priester mehr da, der hilft." Denn auch das sieht die Reform vor: Auf die ehrenamtlichen Mitarbeiter vor Ort kommt nun noch mehr Verantwortung zu.

Ehrenamt wird noch mehr gefordert sein

"Man muss absprechen, was ehrenamtlich möglich ist", erklärt Manfred Tschacher und verdeutlicht: "Es geht nur miteinander." Jede der 36 Pfarreien der Erzdiözese Freiburg erhält ein zentrales Pfarrbüro. Es entstehen zentrale Verwaltungszentren, pastorale Zentren werden eingerichtet, wobei inhaltliche und formale Kriterien noch ausgearbeitet werden müssen.

Kindertagesstätten bleiben in der Regel in der Trägerschaft der Kirchengemeinden. "Jede Pfarrei erhält einen Pfarrei- und Stiftungsrat", so Tschacher: "Es wird einen leitenden Pfarrer, einen stellvertretenden leitenden Pfarrer, einen leitenden Referenten und einen Geschäftsführer geben." In den Gemeinden gebe es örtliche Teams sowie haupt- und ehrenamtliche Personen, die vor Ort Themen abarbeiten. Um den Prozess weiter voranzubringen, wurden 35 Themengruppen gebildet, "für die wir nun Menschen suchen, die die Themen mit Leben füllen und ihre verschiedenen Sichtweisen einbringen".

Diese Kirchengemeinden sind betroffen

Noch bis 15. Mai können für die geplante Pfarrei Namensvorschläge eingereicht werden. Sie hat ihren Sitz in Sinsheim. Zu ihr werden gehören: aus der bisherigen Seelsorgeeinheit Eppingen - Eppingen, Adelshofen, Mühlbach, Richen, Rohrbach, Ittlingen, Gemmingen und Stebbach; aus der bisherigen Seelsorgeeinheit Bad Rappenau-Obergimpern - Bad Rappenau, Babstadt, Treschklingen, Zimmerhof, Obergimpern, Grombach mit Sinsheim-Ehrstädt, Heinsheim, Kirchardt, Berwangen, Siegelsbach, Hüffenhardt und Untergimpern.

Wollenberg gehört derzeit zur Seelsorgeeinheit Waibstadt. Der Teilort kommt dann ebenso dazu wie Sinsheim-Angelbachtal.

Kommentar hinzufügen

Kommentare

Neueste zuerst | Älteste zuerst | Beste Bewertung
Keine Kommentare gefunden
  Nach oben