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Randale von Flüchtling in Kirchardt: "Staat braucht Antworten"

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Am vergangenen Mittwoch haben Polizisten einen Syrer festgenommen, der in einer Flüchtlingsunterkunft in Kirchardt randaliert hat. Für Nachbarn ist es nur eine Frage der Zeit, bis es zum nächsten Einsatz kommt.

Spezialkräfte der Polizei rückten am Mittwochnachmittag vor einer Wochen in der Flüchtlingsunterkunft an.
Spezialkräfte der Polizei rückten am Mittwochnachmittag vor einer Wochen in der Flüchtlingsunterkunft an.  Foto: privat

Innerhalb weniger Monate hat ein 32-jähriger Flüchtling aus Syrien mehrere Polizeieinsätze in Kirchardt verursacht. Am vergangenen Mittwoch trat er gegen Türen und warf welche aus dem Haus. Spezialkräfte der Polizei rückten an.

Direkte Nachbarn fürchten nun, dass diese unkontrollierte Gewalt auch einmal gegen sie gerichtet sein könnte. Kirchardts Bürgermeister Gerd Kreiter äußert Verständnis für ihre Angst.

Polizeieinsatz in Kirchardt: Flüchtling randaliert in Unterkunft

Die Nachbarn berichten, für sie habe die Situation nicht nach angedrohtem Suizid ausgesehen. Sie ärgerten sich über die Darstellung, der Mann habe sich selbst etwas antun wollen. Namentlich möchten sie nicht in der Zeitung genannt werden, da ihnen das Thema zu heikel sei, sagt ein 35-Jähriger. Er lebt mit seiner Frau und seinen Eltern neben der Flüchtlingsunterkunft.

Detailliert beschreibt er das Geschehen, das am vergangenen Mittwochnachmittag um kurz vor 17 Uhr seinen Anfang nahm. Er selbst sei es gewesen, der die Polizei verständigt habe, als die Randale begann und der Syrer dabei immer lauter wurde. "Mit voller Kraft hat er alles kaputt gemacht." Selbst die Haustür habe er aus den Angeln gehoben.

Blaulicht am Ort des Geschehens: die Berwanger Straße wurde während des Einsatzes für einige Stunden gesperrt.
Blaulicht am Ort des Geschehens: die Berwanger Straße wurde während des Einsatzes für einige Stunden gesperrt.  Foto: privat

Nach Randale von Flüchtling in Kirchardt: Bürgermeister fordert Antworten vom Staat

Der entstandene Schaden sei hoch, sagt auch Bürgermeister Kreiter (parteilos). Die Gemeindeverwaltung hat das Objekt für die Unterbringung von Flüchtlingen angemietet. Der Glasvorbau vor der Haustür sei ebenfalls zerstört worden. Von einer Eskalation spricht er, die ihm Sorge bereite.

Alkohol sei wohl im Spiel gewesen. Der immaterielle Schaden sei noch größer, so Kreiter. Das Verhalten einzelner Flüchtlinge falle auf die Mehrheit der Flüchtlinge zurück. Für solche Fälle "braucht der Staat Antworten".

Bürgermeister frustriert: Randalierer ist wenige Stunden nach der Tat zurück

Der Frust über eine aus seiner Sicht unbefriedigende Situation ist Kreiter anzumerken. Nur wenige Stunden nach der Festnahme des Mannes und einer ärztlichen Behandlung im Klinikum am Weissenhof trifft der 32-Jährige wieder in der Unterkunft in der Berwanger Straße in Kirchardt ein.

Die Nachbarn sagen, sie hätten davon nichts gewusst und seien erschrocken. Gegen den Mann werde nun wegen Sachbeschädigung ermittelt, teilt Polizeisprecherin Annika Schulz mit. Die Zuständigkeit der Polizei sei damit beendet gewesen, den Beschuldigten in ein psychiatrisches Krankenhaus zu bringen.

Kirchardts Bürgermeister bemängelt fehlende Handhabe

Bürgermeister Kreiter schildert, es fehlten die richtigen Werkzeuge im Instrumentenkasten. Er stehe mit allen Beteiligten in Kontakt – der Ausländerbehörde, der Klinik, der Polizei. Selbst Bundes- und Landtagsabgeordnete hat er angeschrieben mit der Bitte um und der Forderung nach Unterstützung.

Kreiter wird deutlich: "Es kann nicht sein, dass die Gesellschaft sich von solchen Leuten über Jahre hinweg auf der Nase herumtanzen lässt." Er verweist auf die Diskussion, dass man die Demokratie retten müsse. Da sei es aber nicht hilfreich, "wenn solche Fälle vorkommen, auf die man keine Antworten hat". Irgendwann "hat jemand sein Gastrecht verwirkt".

Er habe bei der Staatsanwaltschaft nachgefragt, ob die Vorgeschichte des Mannes – Sachbeschädigung, Körperverletzung – ausreiche, dass sich der Aufenthaltsstatus verändere. Nein, sei die Auskunft gewesen. Selbst wenn, erklärt Kreiter, dann sei der Mann "geduldet": Er sei ja Syrer, und nach Syrien werde derzeit nicht abgeschoben.

Zahlen zu Vorfällen: Polizei beobachtet steigende Tendenz

Die Nachbarn schildern, es bereite ihnen auch Sorge, dass gegenüber ein weiteres Haus für Flüchtlinge bereitgestellt werde. Sie betonen aber, sie hätten mit den anderen Flüchtlingen keinerlei Probleme. Nur mit dem einen gebe es immer Ärger. Sie störe, dass sein Verhalten für ihn folgenlos bleibe. "Die Frage ist nicht, ob es wieder einen Polizeeinsatz geben wird", sagt der 35-jährige Nachbar. "Sondern nur: wann."

Nach Angaben der Heilbronner Polizei wurden 2021 im Stadtkreis Heilbronn 50 Fälle und ein Jahr später 74 Fälle mit dem Tatort Asylantenheim erfasst. Im Landkreis liegen die Zahlen bei 37 Fällen in 2021 und 59 in 2022. Die Tendenz sei 2023 steigend, teilt eine Sprecherin mit. Die Umstände, bei denen Menschen unterschiedlicher Herkunft auf engem Raum lebten, sorgten mitunter für Konflikte, die auch polizeiliches Einschreiten erforderlich machten.

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