Neckarbischofsheim stimmt Reaktivierung der Krebsbachtalbahn zu
Neckarbischofsheim hat in Sachen Reaktivierung der Krebsbachtalbahn vorgelegt, jetzt sind Bad Rappenau sowie der Rhein-Neckar-Kreis und der Landkreis Heilbronn am Zug. Geschlossen stimmte der Gemeinderat für einen Grundsatzbeschluss, der für die Gemeinde mit Investitionen von rund 2,6 Millionen Euro - verteilt auf acht Jahre - verbunden ist.

Die Bahnstrecke, die 1902 ihren Betrieb aufgenommen hat und seit 2009 stillgelegt ist, wurde in den vergangenen Jahren lediglich an den Wochenenenden und Feiertagen zwischen Mai und Oktober durch die Tourismusbahn "Roter Flitzer" befahren. Ein regulärer Fahrplan existiert also nicht. Doch das soll sich ändern. Bereits im November 2020 wurde in einer Potenzialanalyse für alle stillgelegten Schienenstrecken in Baden-Württemberg auch die Krebsbachtalbahn untersucht. "Wir waren sehr enttäuscht, dass das Nachfragepotenzial nur ausreichend war", sagt der Neckarbischofsheimer Bürgermeister Thomas Seidelmann. Das Ergebnis sei zwar nicht schlecht, "aber auch nicht das, was man hören möchte".
Nur eine Variante ist diskutabel
Wie viel das Land für die laufenden Kosten zahlt, ist Teil des Konzepts. Dafür wurde eine Kennziffer festgelegt: Ab 750 Personenkilometern pro Streckenkilometer würden die Betriebskosten übernommen werden. Im Anschluss wurden fünf mögliche Varianten genauer untersucht. Für die Trasse der Krebsbachtalbahn kommt laut Seidelmann nur der sogenannte Mitfall E infrage. "Das Nutzen-Kosten-Verhältnis würde bei 1,30 Euro liegen", so der Rathauschef. "Und nur diese Variante ist diskutabel."
So weit, so gut. Doch in der Realität würde das einen Wegfall der Teilstrecke von Obergimpern nach Hüffenhardt bedeuten. Als Ersatz soll dann eine Buslinie eingerichtet werden. Auf der anderen Seite würde mit diesem Konzept zwar eine direkte Anbindung an den Regionalexpress in Meckesheim entstehen, die Strecke nach Aglasterhausen und Helmstadt allerdings wohl nur noch einstündig statt wie bisher alle 30 Minuten bedient werden.
Zustimmung vom Förderverein
Für den Ersten Vorsitzenden des Fördervereins Krebsbachtalbahn, Hans-Joachim Vogt, ist eine Reaktivierung der Strecke unabdingbar: "Die Region braucht eine sinnvolle Anbindung an den überregionalen Schienenverkehr", sagt Vogt. "Zumal mit dem Eigentümer der Krebsbachtalbahn, der Erms-Neckar-Bahn AG, ein kompetenter Partner zur Verfügung steht, der einen reichen Erfahrungsschatz an reaktivierten Bahnstrecken nachweisen kann." Die Verbindung der Bahn mit der Stadtbahn sei eine Aufgabe, die alle Beteiligten der hiesigen Region stemmen müssen.
Damit bezieht Vogt auch Bad Rappenau mit ein. Dort wurde noch nicht offiziell über eine Reaktivierung gesprochen, das Thema könnte aber in der heutigen Gemeinderatssitzung diskutiert werden. Ob die Stadträte allerdings mehrheitlich zustimmen, ist nicht sicher. Denn Bad Rappenau müsste sich genauso wie Neckarbischofsheim mit 2,6 Millionen Euro beteiligen, wäre also einer von vier gleichberechtigten Partnern.
Grünes Licht für Investition
"Die ganze Region würde profitieren", sagt Thomas Seidelmann, der aber Verständnis für unterschiedliche Wahrnehmungen der Situation zeigt. "Auch für uns ist das wahnsinnig viel Geld, wir sind auch nicht auf Rosen gebettet." Um zu eruieren, ob sich Neckarbischofsheim eine solche Investition überhaupt leisten kann, wurde eine Machbarkeitsstudie über zehn Jahre in Auftrag gegeben. "Und wir haben grünes Licht vom Kommunalrechtsamt bekommen", so der Bürgermeister. Jetzt ist es an den übrigen drei potenziell Beteiligten, eine Entscheidung zu treffen.
So sehen die Pläne aus
Nach intensiver Prüfung hat das Landesverkehrsministerium signalisiert, dass Bund und Land die Betriebskosten voll übernehmen würden. Voraussetzung ist der Mitfall E. Dabei soll eine Direktverbindung zwischen Heilbronn und Meckesheim entstehen. Diese würde über Neckarbischofsheim durch das Krebsbachtal und ab Obergimpern über die Neubaustrecke Richtung Babstadt weiter nach Bad Rappenau und Heilbronn führen. Die Bahnverbindung nach Hüffenhardt würde durch eine Buslinie ersetzt.