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Nachtabschaltung der Laternen nun in ganz Eppingen

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Mit Mühlbach ist vor wenigen Tagen der letzte Stadtteil Eppingen nachts vom Laternennetz genommen worden. Die Kritik daran hält sich bisher in Grenzen. Wieviel Strom die Stadt einspart:

Enormer Helligkeitsunterschied: Der Zebrastreifen an der Alten Schmiede in Mühlbach bleibt aus Gründen der Verkehrssicherheit nachts beleuchtet. Ein paar Meter weiter herrscht schwarze Nacht.
Enormer Helligkeitsunterschied: Der Zebrastreifen an der Alten Schmiede in Mühlbach bleibt aus Gründen der Verkehrssicherheit nachts beleuchtet. Ein paar Meter weiter herrscht schwarze Nacht.  Foto: Theuer, Franz

Seit wenigen Tagen sind nun in ganz Eppingen die Straßenlaternen ab Mitternacht bis fünf Uhr morgens abgeschaltet. Mühlbach ist der letzte Stadtteil, in dem die Nachtabschaltung umgesetzt wurde, dort blieben die Laternen am 9. Juni das letzte Mal nachts an. Die Kritik an der stadtweiten Energiesparmaßnahme scheint sich bisher in Grenzen zu halten.

Theo Antritter, Ortsvorsteher in Mühlbach, hat "noch nichts Negatives gehört". Ganz dunkel im Ort sei es ja nicht. Die Zebrastreifen und die Kreuzung Richtung Sulzfeld blieben nachts durchgängig beleuchtet. Ute Knopp, Mühlbacher Stadträtin der CDU, hat aus ihrem Ort bisher kaum Beschwerden vernommen. Aus Eppingen hingegen schon: "Die Leute klagen über Unfallgefahren, schlechte Sicht und Unsicherheit." Generell verteidigt sie die Maßnahme: "Wir wollen ja Energie sparen."

 


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Hartmut Kächele, Fraktionsvorsitzender der SPD im Eppinger Gemeinderat berichtet: "Wir werden viel angesprochen. Wir sehen auch, dass in Sulzfeld nur jede zweite Leuchte abgeschaltet wird, und dass es auch funktioniert." Kächele sei es inzwischen leid, für etwas geradezustehen, für das die SPD-Fraktion nicht votiert habe: "Ich verweise Kritiker an das Büro des OB".

Was die Bürger überrascht

Wie Tatjana Hilker von den Grünen erfahren hat, seien die Bürger überrascht, wie dunkel es tatsächlich nach der Abschaltung ist: "Man ist das ja gar nicht mehr gewohnt. Sie habe allerdings von niemandem gehört, dass er damit überhaupt nicht zurechtkommt. Für die Umwelt sei die Maßnahme jedenfalls ein Gewinn, so Tatjana Hilker. Sie verweist auf die sogenannte Lichtverschmutzung durch den nächtlichen Laternenbetrieb.

Wie Giselbert Seitz, Ortsvorsteher von Richen, berichtet, gab es im Ort gleich zu Beginn eine Gruppe von Anwohnern, die gemeinsam gegen die Abschaltung protestiert habe. "Ich habe aber bis dato nichts mehr von ihnen gehört." Laut Seitz handelt es sich um "Geburtswehen". Bei Andreas Oechsner, Ortsvorsteher in Kleingartach, hätten nur eine Handvoll Bürger nachgefragt, was die Abschaltung bedeute. "Dadurch, dass wir an das schwäbische Stromnetz angeschlossen sind, ist bei uns die nächtliche Abschaltung jeder zweiten Straßenlaterne schon lange Gewohnheit." Nach Ansicht Oechsners sei durch die Abschaltung das subjektive Sicherheitsgefühl der Einwohner beeinträchtigt.

Warum nicht nur jede zweite Lampe abgeschaltet wird

Jörg Hauseisen, Fraktionschef der Freien Wähler im Eppinger Gemeinderat: "In Eppingen ist das schon auf Kritik gestoßen." Viele Bürger würden sich wundern, warum alle, und nicht nur jede zweite Lampe abgeschaltet werde. "Ich erkläre dann, dass es technisch einen großen Aufwand bedeuten würde." Die Stromsparmaßnahme sei eine Entscheidung im Gemeinderat gewesen, "die keinem geschmeckt hat", aber: "Wenn man die Energiewende will, muss man es auch angehen."

Wie Mike Frank, Ortsvorsteher in Elsenz, berichtet, war der Ort vor acht Wochen bei den ersten dabei, in denen das Licht nachts abgeschaltet wurde. Seither seien bei ihm einige Beschwerden eingelaufen. Der Entscheidung sei aber auch Verständnis entgegengebracht worden, erzählt der Ortsvorsteher. Kritik komme eher von den Jüngeren, die nachts noch unterwegs sind.

Wie Oechsner berichtet auch Frank, dass bei den Bürgern das subjektive Sicherheitsgefühl gelitten habe. "Aber in Elsenz ist die Kriminalität nicht gestiegen", so Frank. Kurios findet er nur: "Wenn man nachts um zwei bei Dunkelheit unterwegs ist, ist die Lampe aus, um fünf Uhr, wenn es wieder hell ist, ist die Lampe an." Der Ortsvorsteher regt daher an, die Steuerung an die Lichtverhältnisse anzupassen.

So groß ist die Energieeinsparung tatsächlich

Das zeitlich begrenzte Ausschalten der Beleuchtung war als kurzfristig umsetzbare Maßnahme der Eppinger Stadtverwaltung einer der ersten Schritte zur Energieeinsparung nach Beginn der Energiekrise in Folge des Kriegs in der Ukraine. Projektstart war Mitte Februar in Adelshofen. Die weiteren Stadtteile folgten kontinuierlich.

"Welche Bereiche im Stadtteil betroffen sind, erkennt man an den rot-weiß-roten Markierungen an den Straßenlaternen", teilt die Stadtverwaltung mit. Dieser Laternenring kennzeichnet innerhalb geschlossener Ortschaften Straßenbeleuchtungen, die nicht die ganze Nacht eingeschaltet sind.

Grundsätzlich obliegt der Gemeinde die Beleuchtungspflicht innerhalb geschlossener Ortschaften. Sie besteht nur insoweit, als sie zur Gefahrenabwehr erforderlich ist. Eine Kürzung der Beleuchtungsdauer ist haftungsrechtlich unbedenklich, soweit dieser Zeitbereich außerhalb des regelmäßigen Verkehrs liegt und baulich sowie verkehrsmäßig ungefährliche Straßenstellen betroffen sind. So wird eine Ersparnis pro Jahr von etwa 225 000 Kilowattstunden zusätzlich erwartet. Die allgemeine Sachlage vor Ort wird in den Betriebsmonaten analysiert. Die Entscheidung zur Abschaltung der Straßenbeleuchtung wurde viermal im Gemeinderat behandelt.

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