"Layla" ist der Hit des Jahres: So bewerten Schürze und DJ Robin den Charterfolg
Das Ballermann-Jahr 2022 geht nach zwei Jahren Corona-Zwangspause in die deutsche Charts-Geschichte ein - an erster Stelle getrieben durch den Partyhit "Layla". Deren Macher blicken zurück auf Debatten und voraus auf mögliche weitere Erfolge.

Das erste lange Partywochenende 2022 an der Playa de Palma Ende April: Am Donnerstag spielt DJ Robin (26) im Bierkönig zum ersten Mal "Layla". So richtig zündet das Lied nicht. Einen Abend später aber dreht das Partyvolk durch, wünscht sich den Song pausenlos und grölt laut mit.
"Das war der Moment, an dem wir gewusst haben: 'Ups, wir haben einen Hit'", erinnert sich der DJ acht Monate später an diesen Moment. Er und der aus Bühlertann im Landkreis Schwäbisch Hall stammende Michael Müller alias Schürze sind die zwei Gesichter hinter dem Partyschlager.
Das Ballermann-Jahr 2022 geht nach zwei Jahren Corona-Zwangspause in die deutsche Charts-Geschichte ein. Am Freitag kürten die Ermittler der Offiziellen Deutschen Charts von GfK Entertainment "Layla" zur Nummer eins der Single-Jahrescharts. Das Lied ist also offiziell der "Hit des Jahres".
Mallorca-Musik mit größerer Plattform
"Wir waren zwei Jahre lang nicht in der Lage, so zu feiern, wie wir es von vorher kannten. Dazu kamen zwei Jahrgänge, die noch nie richtig feiern waren, weil sie es in der Pandemie halt nicht durften und vorher zu jung waren", sagt Robin Leutner (DJ Robin) der Deutschen Presse-Agentur. Durch die Partywut der Ballermann-Fans habe die Mallorca-Musik eine größere Plattform bekommen. "Das ist auch gut so. Wir haben einfach die Berechtigung, genauso ernst genommen zu werden wie andere Musik, die in den Charts steht."
Die Erfolge in den Charts und bei zig Auftritten im deutschsprachigen Raum und auf Mallorca sorgen bei Michael Müller für ein "unbeschreiblich positives" Gefühl. "Es ist immer noch ein bisschen surreal, was man alles erreicht hat", sagt er gegenüber der Stimme.
Während die Schlagerstars in den Top 100 im Jahr 2021 noch Helene Fischer, Kerstin Ott und Giovanni Zarrella hießen, sorgten im Genre Schlager in diesem Jahr auch Julian Sommer ("Dicht im Flieger", Platz 39 in den Jahrescharts) oder die Zipfelbuben feat. DJ Cashi ("Olivia", Platz 61 in den Jahrescharts) für Riesenhits. Auch der Bierkapitän ("Lea") feierte Erfolge.
Debatte um sexistische Texte
Sogar die Flippers erlebten ein überraschendes Comeback mit ihrem schon älteren Lied "Wir sagen Dankeschön", das am Ballermann, auf Schützenfesten und Jahrmärkten rauf- und runtergespielt wurde. Doch dessen romantisch-schnulzige Textzeile "Liebe ist, wenn man sich zärtlich küsst" bleibt eher die Ausnahme. Am Ballermann geht es schließlich deftiger zu, nicht wenige sagen: sexistisch.
"Dich kennt der ganze Laden. Vom Kopf bis zu den Waden", heißt es in "Olivia" über eine Frau, die gern die Partner wechselt. Stripperin "Lea" wird besungen mit: "Sie hat so schöne Backen, ein Arsch zum Nüsseknacken. Brutales Hinterteil. Geil, geil, geil."
Für die Sexismusdebatte des Jahres sorgte allerdings der Song von Sänger Schürze und DJ Robin über die Puffmama Layla ("Sie ist schöner, jünger, geiler"), der sich im Sommer neun Wochen lang auf Platz eins hielt, sicherlich auch befeuert durch das Verbot auf einigen (wenigen) Volksfesten, beginnend mit dem Würzburger Kiliani-Volksfest.
Meinung innerhalb der Bevölkerung
"Wir wollen uns erneut ganz herzlich bedanken, dass die Debatte überhaupt geführt wurde, die aus unserer Sicht absolut nicht gerechtfertigt war", sagt DJ Robin. "Aber sie hat uns natürlich noch mehr Aufmerksamkeit gegeben und das Lied noch größer gemacht als es ohnehin schon war." Dafür sorgte auch Produzent Ikke Hüftgold mit geschickt inszenierten PR-Aktionen wie "Free Layla".
Auch Michael Müller betont gegenüber der Stimme: "Das Lied hat es alleine auf Platz eins geschafft. Aber klar, dann kamen die Medien dazu und haben es länger oben gehalten." Den weit überwiegenden Teil der Bevölkerung sieht er in der Sexismus-Debatte bis zum heutigen Tag an der Seite des Duos. "Man hat gesehen, dass viele Leute hinter uns stehen." Als ein Beleg nennt er die Videos von Feten aus allen Ecken der Republik und darüber hinaus. "Man muss nur mal 'Layla' auf Youtube eingeben: Egal auf welchem Fest - man sieht, wie die Leute abgehen, Spaß haben - genau dafür macht man Musik."
Die Musikwissenschaftlerin Marina Forell von der Universität Leipzig hätte sich losgelöst von dem Liedtext eine tiefergehende Debatte über Sexismus auf Partys gewünscht. "Wenn ein sexistischer Song beim Feiern für viele ja so in Ordnung geht, was sagt das beispielsweise über das Party-Klima für Frauen aus? Fühlen sie sich sicher?" Musikalisch attestiert die Expertin "Layla" einen extrem eingängigen Text. "Er ist zudem modern produziert, das klingt nicht so billig wie einige Ballermann-Songs."
Schlagerstars mit komplett anderem Leben
Der Erfolg der Partymusik hatte für die Arbeitgeber der Protagonisten Folgen: Der 24 Jahre alte Newcomer Julian Sommer hat seinen Job in einem Autohaus gekündigt. Und "Layla"-Sänger Schürze, der bürgerlich Michael Müller heißt, arbeitet nicht länger als Elektriker. Er war zuvor in Teilzeit bei Recaro in Schwäbisch Hall beschäftigt.
"Es ist ein komplett anderes Leben. Du bist zu den Zeiten wach, zu denen du früher geschlafen hast und verbringst das halbe Wochenende auf der Autobahn", sagt der 32-jährige Bühlertanner über seinen neuen Alltag. Von den Einnahmen habe er das meiste aufs Konto gelegt, um später mal ein Haus zu finanzieren.
Im ausklingenden Jahr 2022 geht es für die "Layla"-Macher etwas ruhiger zu, zumindest in punkto Auftritte. Dafür sei das kommende Jahr fast schon komplett verplant. Michael Müller weiß dennoch nicht wirklich, was ihn 2023 erwartet. "Wir müssen jetzt schauen, wie lange der Hype andauert, ob wir uns weiter da oben halten können oder sogar noch größer werden." An neuen Liedern werde jedenfalls gearbeitet.