Kirchardt: Kritik an geplanter Flüchtlingsunterkunft im Rathaus
Eltern wehren sich gegen Pläne der Verwaltung, das leerstehende Rathaus temporär als Flüchtlingsunterkunft zu nutzen. Wie der Bürgermeister auf die Kritik reagiert.

Nach 56 Jahren in Betrieb wird das Kirchardter Rathaus nach dem Umzug in die Hauptstraße in wenigen Wochen fast leer stehen. Nur der Bauhof nutzt dann noch einige Räume. Bis das Gebäude abgerissen wird, soll es als Unterkunft für Geflüchtete genutzt werden. Dafür hatte sich der Gemeinderat im Januar ausgesprochen. Doch einige Kirchardter fühlen sich von der Entscheidung übergangen und machten ihrem Unmut in der jüngsten Sitzung des Gremiums Luft.
Standort nahe der Grundschule
Ein "Schlag ins Gesicht, vor allem für Eltern" seien die Pläne. Schließlich steht das Rathaus fast direkt neben der Grundschule. Der Tenor: "Wir bekommen etwas hingesetzt und wissen nicht, was kommt." Warum man nicht eine Bürgerversammlung einberufen hätte, wollten die Männer und Frauen wissen. Und ob eine Unterbringung an einem anderen Ort nicht auch möglich wäre, also ein Plan B.
Der wurde besprochen, so Bürgermeister Gerd Kreiter: "Wir haben über eine Containerlösung auf der Festwiese in Richtung Grombach nachgedacht." Damit käme allerdings ein Mehrfaches an Kosten auf die Gemeinde zu, so der Rathauschef.
Bürger wurden informiert
Der wollte die Kritik, es habe im Vorfeld keine Informationen zu dem Vorhaben gegeben, nicht auf sich sitzen lassen. Das Thema habe sowohl in der Tagespresse als auch im Mitteilungsblatt gestanden, "schon im September, als wir erstmals darüber gesprochen haben". Man habe sich öffentlich beraten, nichts sei heimlich abgelaufen. Rund 30 Personen, die vom Land über einen festgelegten Schlüssel zugewiesen werden, würden im Rathaus unterkommen.
Eine schnell verfügbare Alternative wäre die Festhalle, was aber alle Beteiligten vermeiden wollen. Für die um ihre Kinder besorgten Eltern steht allerdings fest, dass ein Gebäude neben der Schule keine Lösung ist. Um Zustände wie in anderen Kommunen zu verhindern, fordern sie Sicherheitsleute. Grundsätzlich würden die Geflüchteten "nach außerhalb" gehören. Man wolle seine Kinder so nicht mehr alleine rumlaufen lassen. Ein Mann sprach sogar von einer "tickenden Zeitbombe". Der Bürgermeister müsste die Verantwortung übernehmen, "wenn ein Kind stirbt".
Bürgerversammlung soll Fragen klären
"Ein Gemeinderatsbeschluss ist nicht gottgewollt", so Gerd Kreiter, der den aufgewühlten Frauen und Männern eine Bürgerversammlung in den kommenden Wochen versprach, um weitere Fragen zu klären. "Wir werden schauen, ob wir nach der Versammlung anders entscheiden." Aber: "Wenn wir nichts anbieten können, sitzen die Flüchtlinge irgendwann in der Festhalle."