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Im Bad Rappenauer Kurhaus feiern ukrainische Kinder Nikolaus

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Zum ersten Mal sind sie am Nikolaustag nicht in ihrer Heimat. Um das in der orthodoxen Kirche wichtige Fest trotzdem feiern zu können, hat Nikolaj Linke gemeinsam mit anderen Geflüchteten für ukrainische Kinder aus dem Landkreis Heilbronn ein Theaterstück auf die Beine gestellt.

Ein Stück Heimat zum Nikolaustag: Im Bad Rappenauer Kurhaus führten aus der Ukraine geflüchtete Menschen ein Theaterstück rund um die Eiskönigin Elsa auf, die von einer Hexe verzaubert wird.
Foto: Elfi Hofmann
Ein Stück Heimat zum Nikolaustag: Im Bad Rappenauer Kurhaus führten aus der Ukraine geflüchtete Menschen ein Theaterstück rund um die Eiskönigin Elsa auf, die von einer Hexe verzaubert wird. Foto: Elfi Hofmann  Foto: Hofmann, Elfi

Nein, im Bad Rappenauer Kurhaus findet kein Boxkampf statt, auch wenn die Titelmusik aus dem dritten Teil der Rocky-Reihe genau das vermuten lässt. Doch statt Sylvester Stallone kommt ein großer Schneemann auf die Bühne. Durch das Publikum geht ein Raunen, gefolgt von begeistertem Lachen. Denn die rund 70 Kinder und ihre Eltern haben sofort erkannt, wer da vor ihnen steht: Olaf aus dem Film "Die Eiskönigin".

Ein Theaterstück in der Muttersprache

Als er zu sprechen beginnt, hängen ihm alle an den Lippen. Nicht nur wegen seiner Geschichte, sondern weil Olaf Ukrainisch spricht, die Muttersprache des Publikums. Nach und nach kommen auch Elsa, Anna und viele andere Figuren auf die Bühne. Sie alle werden von geflüchteten Menschen gespielt.

Die Idee dazu hatte Nikolaj Linke. Er ist selbst Ukrainer, lebt seit langem in Deutschland und arbeitet als Busfahrer in Massenbachhausen. "Wir haben mehrmals geprobt. Und es macht sogar eine professionelle Schauspielerin mit", erzählt er. Der Beginn des Stücks ist der Eiskönigin entlehnt, dann folgt eine neu ausgedachte Geschichte.

In der Ukraine ist der Nikolaustag ein wichtiges Fest

Der Grund für den Aufritt genau am 19. Dezember ist der Nikolaustag. Der wird in der orthodoxen Kirche genauso wie bei uns 18 Tage vor Weihnachten gefeiert. Das Fest sei allerdings wesentlich bedeutender als bei uns, erklärt Linke: "Bei den meisten gibt es nur an diesem Tag Geschenke. Die Kinder warten auf den Nikolaus, nicht auf den Weihnachtsmann." Weil sie in diesem Jahr erstmals weit weg von Zuhause ausharren müssen, organisierte Nikolaj Linke die besondere Vorstellung im Kurhaus.


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Aus dem ganzen Landkreis sind Kinder mit ihren Eltern da. Über 300 waren ursprünglich angemeldet, erzählt Jeanette Renk-Mulder. "Aber viele sind krank geworden", so die Flüchtlings- und Integrationsbeauftragte der Stadt. Die, die gekommen sind, sollen auch von den Ereignissen in ihrer Heimat abgelenkt werden. "Viele sind daheim und machen sich Gedanken um ihre Familien", sagt Nikolaj Linke. "Und ich kann nicht ruhig sitzen", ergänzt er lächelnd.

Seit Anfang März hat er ein Netzwerk aufgebaut, ist mit einigen Geflüchteten angeln gegangen und konnte sogar seinen Chef beim Busunternehmen Müller überzeugen, ihm ein Fahrzeug zur Verfügung zu stellen, um gemeinsam mit den Menschen die Umgebung kennenzulernen. Aus dieser Gemeinschaft entstand letztendlich auch das Theaterstück.


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Geschichte mit Symbolik

Darin vergisst Elsa durch einen Zauber nicht nur ihren Namen, sondern auch ihre Vergangenheit. Mit Unterstützung ihrer Freunde macht sie sich auf die Suche - und wird am Ende fündig: Als erwachsene Frau steht Elsa nach rund 60 Minuten auf der Bühne. "Sie findet heraus, dass sie die Ukraine ist", erklärt Nikolaj Linke die Symbolik hinter der Geschichte.

Und dann muss er auch schon wieder weg und sich umziehen. Denn Nikolaj Linke fährt heute nicht Bus, sondern schlüpft in die Rolle des Nikolaus und übergibt die von den Eltern organisierten Geschenke.


Der Unterschied zwischen gregorianisch und julianisch

Orthodoxe Christen feiern Weihnachten nicht am 24. und 25. Dezember, sondern am 6. und 7. Januar. Zumindest wenn man den gregorianischen Kalender zu Grunde legt. Die Weihnachtsfeiertage unseres julianischen Kalenders fallen demnach auf den Januar. Dementsprechend fällt unser 1. Januar in der orthodoxen Kirche auf den 14. Januar.

Deshalb wird auch Nikolaus am - julianischen - 19. Dezember gefeiert. An diesem Tag bekommen Kinder und Erwachsene ihre Geschenke. Weihnachten ist ein Fest der Familie, Präsente gibt es dann so gut wie keine mehr. Am 8. Januar kommen in der Ukraine die Sternsinger zu Besuch.

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