Schutzengel auf zwei Rädern: Heilbronner Mofagang sammelt Spenden für Wohnungslose
Die Mofa-Spendenfahrt für Wohnungslose kommt der Aufbaugilde zugute. Aufgrund des Erfolgs planen die Organisatoren bereits weitere Aktionen dieser Art.

Lautes Hupen und knatternde Motorgeräusche erfüllen die Stadt, am Straßenrand lachen und winken Passanten mit gezückten Handykameras. Eine Gruppe von etwa dreißig Nikoläusen düst auf ihren Mofas durch die Stadt. Ein aufregendes Spektakel mit ernstem Hintergrund: Die Mofagang Bifibataillon sammelt Spenden für Obdachlose. Dieses Jahr findet die Aktion zum zweiten Mal statt.
Wohnungslosenhilfe ist ein Thema, das der Gruppe sehr am Herzen liegt. Die Männer und Frauen, die auf der Straße leben, würden im Alltag häufig nicht wahrgenommen, sagt Organisator Dave Gramlich. "Die werden nicht gesehen." Dem möchten die Teilnehmer mit ihrer Spendenfahrt entgegensteuern, erklärt der begeisterte Mofafahrer. "Wir nutzen unsere Öffentlichkeitswirkung für Aufmerksamkeit."
Hilfe für Bedürftige aus Heilbronn
Die Einträge aus der Spendenfahrt kommen der Aufbaugilde zugute, die das Unterstützungszentrum für Wohnungslose in der Wilhelmstraße 26, kurz uwi26, leitet. Geschäftsführer Gerald Bürkert ist von der Aktion begeistert. "Die Leute, denen sie helfen, die haben sich die Situation nicht ausgesucht, in der die sind", sagt Bürkert. "Es kann jeden treffen." Er führt die Mofafahrer durch das uwi26, das "Wohnzimmer der Wohnungslosen". Die Tagesstätte bietet einen "Aufenthaltsort für Leute auf der Straße, die sonst niemanden haben", erzählt Sozialpädagogin Lea Meißner. Beratungsangebote, medizinische Versorgung und eine Kleiderkammer stehen zur Verfügung. Im Jahr werden etwa 700 Personen beraten, etwa 60 Bedürftige halten sich am Tag hier auf. Jedes Alter sei dabei, "von den 18-Jährigen zu den 70-Jährigen", sagt Lea Meißner. Das Unterstützungszentrum wird durch Spenden und staatliche Hilfe vom Stadt- und Landkreis finanziert. Auch viele Ehrenamtliche sind hier tätig. "Hätten wir die Ehrenamtlichen nicht, könnten wir solche Sachen gar nicht machen", sagt Gerald Bürkert.
Nikoläuse sammeln Spenden auf dem Weihnachtsmarkt
Nach ihrer Tour durch die Stadt mischen sich die Nikoläuse mit Spendenbüchsen auf dem Weihnachtsmarkt unter die Menge. Bei der Superbude an der Neckarmeile gibt es eine Abgabestelle für Kleiderspenden. Mitarbeiter vom uwi26 sind vor Ort, um zu informieren.
Jenny und Jochen Schenk aus Untereisesheim sind zum Spenden vorbeigekommen. Schuhe und Strümpfe haben sie mitgebracht. Von der Aktion haben sie über soziale Netzwerke erfahren. Um Gutes zu tun müsse man nicht nach Afrika schauen. "Es gibt genug Bedürftige direkt im Umkreis", sagt Jenny Schenk. Eine persönliche Begegnung mit einer Obdachlosen habe ihr Bewusstsein dafür geschäft.
Erfolgreiche Bilanz schafft Pläne für weitere Aktionen
Die Aktion ist ein großer Erfolg: 2324 Euro Spenden kommen zusammen, fast drei mal so viel wie letztes Jahr. Auch Kleider werden viel gespendet. "Das waren bestimmt 30 Kartons randvoll mit Kleidung", freut sich Dave Gramlich. Den Transporter hätten sie zweimal vollladen können. "Durch genau solche Aktionen wird auf die Notwendigkeit solcher Arbeit hingewiesen", freut sich Gerald Bürkert. Er ruft dazu auf, auch abseits der Aktion "mit offenen Augen durch die Stadt zu gehen".
Die positive Rückmeldung der Anwohner und der Erfolg des Spendenaufrufs motivieren für weitere Aktionen dieser Art. Dave Gramlich hat schon ein paar Ideen für die nächste Tour. "Da ist auf jeden Fall noch was in Planung."
So kann man bei Erfrierungsgefahr helfen
Die Aufbaugilde bietet zum Erfrierungsschutz im Gebäude des Freibads Neckarhalde eine Übernachtungsmöglichkeit für Bedürftige an. Wenn man Erfrierungsgefahr bei einer Person bemerkt, kann man sich an die nächste Polizeidienststelle oder das Ordnungsamt der Stadt Heilbronn wenden. Dieses ist Montag bis Freitag telefonisch unter 07131 563 361 erreichbar. Die Fachberatungsstelle der Aufbaugilde kann werktags unter der Telefonnummer 07131 770 350 erreicht werden. In akuten Notfällen kann man sich an die 112 wenden.