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Gedenken an Heilbronner Pershing-Unglück: Zeitzeugen äußern sich zum schwarzen Freitag

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Ungewöhnliche Gedenkveranstaltung zum 39. Jahrestag des Pershing-Unglücks auf der Heilbronner Waldheide. Spontan berichten Zeitzeugen von ihren damaligen Erlebnissen im Januar 1985.

Gedenken an der Unglücksstelle auf der Waldheide.
Gedenken an der Unglücksstelle auf der Waldheide.  Foto: Bihr, Lina

In eine kleine Geschichtswerkstatt mündete die Gedenkveranstaltung zum 39. Jahrestag des Pershing-Unglücks vom 11. Januar 1985, einem "schwarzen Freitag im Schnee", wie ein Besucher auf der Waldheide sagte.

Unweit eines ausgedienten Hubschrauberhangars, genau dort, wo damals bei der Explosion eines Raketenmotors drei US-Soldaten in den Tod gerissen und 16 verletzt wurden, fanden sich am Donnerstag gegen 14 Uhr drei Dutzend Besucher ein.


Heilbronner Feuerwehr unterstützt hilflose US-Soldaten nach Raketenexplosion auf der Waldheide

Auch Horst Apfelbach steht am Gedenkstein. Als Feuerwehrmann gehörte der heute 82-Jährige zu einem Löschtrupp, der sich mit einem 20.000 Liter fassenden Tankfahrzeug über die Jägerhausstraße dem Atomraketenstützpunkte näherte. "Wir wussten nicht, was uns erwartet. Ich habe mich voll auf meine Arbeit konzentriert und erst in der Dämmerung richtig realisiert, was da passiert war."

Apfelbach greift zu seinem Handy und zeigt auf ein Foto, das ihn bei den Löscharbeiten zeigt. "Das war schon alles ziemlich unheimlich und traurig." Sein damaliger Kollege Wolfgang Stumpp (64) kann dem nur beipflichten. Er habe einen Rollfilm mit Aufnahmen, die Feuerwehr-Pressemann Günther Baumann heimlich geschossen hatte, unterm Helm aus dem Hochsicherheitstrank geschmuggelt: vorbei an Soldaten mit Maschinengewehr, "bei Eiseskälte, im Schnee, auf Glatteis, nicht auszudenken, wenn da einer ausgerutscht wäre!", streut seine Begleiterin ein.

Heilbronner werden abends in den Nachrichten über das Waldheide-Unglück aufgeklärt

Die heute 80-jährige Ursula Spitzer erinnert sich sogar noch, wie sie lange vor 1985 auf der Waldheide mit ihren Kindern Modellflugzeuge habe steigen lassen. "Da war noch alles offen zugänglich, bis die Amis plötzlich alles zugemacht haben." Unvergesslich ist ihr natürlich der 11. Januar 1985. Beim Schlittschuhfahren auf dem Pfühlsee habe sie sich plötzlich "über Blaulicht und Hubschrauber gewundert". Erst abends in den Nachrichten habe sie erfahren, was passiert war.

Ähnlich erging es Siggi Waitschies, der damals in seiner Wohnung im Gewann Buchäcker sogar "einen lauten Knall und später die Polizei hörte", sich aber zunächst nichts Böses dabei gedacht habe. Doch schon bald darauf haute der Lehrer mit einer Sponti-Musikkapelle der Friedensbewegung bei Protestveranstaltungen vor dem sogenannten Fort Redleg ordentlich auf die Pauke.

Stadthistoriker Christhard Schrenk, der trotz Fußverletzung mit Krücken den Weg zur Gedenkstunde fand, und Oberbürgermeister Harry Mergel, wissen die vielen Eindrücke in den geschichtlichen Kontext einzuordnen. Der OB nennt das Pershing-Unglück eines der "traumatischen Ereignisse für Heilbronn". So gelte es neben dem Gedenken stets auch diese Mahnung wach zu halten: "Bei allen Konflikten und Bedrohungen in der Politik wie im Alltag müssen wir stets an friedlichen Lösungen arbeiten."

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