Fakten, Folgen und Debatten im Hexenkessel-Fall
Der Eppinger Hexenkessel-Fall hat sogar international für Schlagzeilen gesorgt. Ein Überblick über den Vorfall und die Folgen.

Was gilt als gesichert?
Beim Nachtumzug in Eppingen am 3. Februar 2018 ist eine junge Frau schwer verletzt worden. Die damals 18-Jährige, eine Besucherin aus Karlsruhe-Rheinstetten, geriet mit den Beinen in einen Kessel mit heißem Wasser, den eine Gruppe Maskierter mitgeführt hatte. Die Frau erlitt Verbrennungen zweiten Grades und wurde in einer Stuttgarter Spezialklinik behandelt. Ob sie bleibende Schäden davontrug, ist nicht bekannt. Der Kessel gehörte zum Markenzeichen der Gruppe Bohbrigga Hexabroda aus Kraichtal-Bahnbrücken (Landkreis Karlsruhe), die auch im Fokus der Ermittlungen stand.
Wie liefen die Ermittlungen?
Äußerst zäh. Die Polizei hat zahlreiche Videos und Fotos vom Umzug ausgewertet. Die Ermittler befragten 19 Mitglieder der Kraichtaler Hexengruppe, erhielt aber keine brauchbaren Aussagen. Gegen 18 Personen wurde das Verfahren eingestellt. Ein 33-Jähriger Mann wurde laut Staatsanwaltschaft durch Zeugenaussagen aus dem Publikum identifiziert und steht nun am Montag und Mittwoch jeweils ab 8.30 Uhr vor dem Heilbronner Amtsgericht.
Was wird dem Mann aus der Hexengruppe vorgeworfen?
Die Ermittler gehen von einer fahrlässigen Körperverletzung aus. Der Tatbestand der schweren Körperverletzung setze einen Vorsatz voraus. Nach Erkenntnissen der Staatsanwaltschaft ist die Frau dem Maskierten aber aus den Händen gerutscht, nachdem sie die Besucherin im Scherz über das Wasser gehalten hatten. Das Strafmaß bei einer Verurteilung wegen fahrlässiger Körperverletzung reicht von einer Geldstrafe bis zu drei Jahren Haft.
Wie waren die Reaktionen unmittelbar nach dem Unfall?
Vertreter der Stadt Eppingen und der Organisationen drückten bei einer umgehend einberufenen Pressekonferenz ihr Bedauern aus. Wie groß die mediale Aufmerksamkeit war, hat viele im Kraichgau irritiert. In England, Frankreich oder Portugal schaffte es der Fall in die Nachrichten. Die Hexenzunft Eppingen, Mitveranstalter des Nachtumzugs, wurde Ziel einer Hexenjagd im Internet. Es gab wüste Beschimpfungen, sogar Drohungen. In Eppingen war eine Woche nach dem Unglück ein Faschingsumzug geplant. Offiziell wurde er abgesagt, die Karnevalisten kamen trotzdem. Pressevertretern gegenüber gab es unfreundliche Worte. Alles werde aufgebauscht, hieß es.
Hat die Stadt Eppingen Konsequenzen gezogen?
Der Nachtumzug in Eppingen fällt 2019 aus. Die Absage gilt vorerst nur für das kommende Jahr, wie ein Sprecher auf Stimme-Nachfrage erläuterte.
Welche Vorgeschichte gab es zum Nachtumzug?
Die Eppinger Traditionsveranstaltung war einerseits ein großer Spaß für bis zu 2.000 Maskierte und bis zu 10.000 Zuschauer. Klagen über unappetitliche Begleiterscheinungen des nächtlichen Treibens haben den Nachtumzug aber begleitet. Auch dieses Jahr lief außer dem Hexenkessel-Unfall einiges mehr daneben. Augenzeugen berichten von minderjährigen Betrunkenen, Müll, Prügeleien und Diebstählen.
Hat das Folgen für andere Umzüge dieser Art?
„Wir können die Entscheidung nachvollziehen“, sagte Volker Gegg, Sprecher der Vereinigung Schwäbisch-Alemannischer Narrenzünfte, nachdem Eppingen den Nachtumzug 2019 abgesagt hatte. Ihr Einzugsgebiet reicht nicht bis in den Raum Heilbronn. Über Sinn und Unsinn von Narrensprüngen zu nächtlicher Stunde wird aber landesweit diskutiert. „Wir unterstützen Nachtumzüge nicht, weil sie sicherheitstechnisch kaum zu handeln sind“, so Gegg.
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