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Die Angst vor einer Generation Nichtschwimmer

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Schwimmkurse können die DLRG-Ortsgruppen in Bad Rappenau und Gemmingen seit Monaten nicht anbieten. In der Kurstadt fehlt zudem ein Trainingsort. Die Gemminger wiederum warten auf die Erlaubnis des Ordnungsamts.

Im vergangenen Oktober konnte die DLRG-Ortsgruppe Gemmingen für einige Tage ins Hallenbad. Das war seitdem nicht mehr möglich.
Foto: Archiv/Hofmann
Im vergangenen Oktober konnte die DLRG-Ortsgruppe Gemmingen für einige Tage ins Hallenbad. Das war seitdem nicht mehr möglich. Foto: Archiv/Hofmann  Foto: Hofmann, Elfi

Auch wenn bei einem Blick nach draußen gerade keine Badestimmung aufkommen will: Der Sommer steht in den Startlöchern - und damit auch hohe Temperaturen. Abkühlung versprechen dann die Seen und Freibäder in der Region. Dafür sollte man allerdings auch schwimmen können. Und genau das könnte sich zum Problem entwickeln, denn seit über einem Jahr sind Schwimmkurse nahezu unmöglich weil die Hallenbäder coronabedingt geschlossen haben.

Unter den Einschränkungen leiden die Jüngsten

"Es stimmt auf jeden Fall, dass gerade eine Generation Nichtschwimmer heranwächst", sagt Saskia Krugmann. Die Vorsitzende der DLRG-Ortsgruppe Bad Rappenau betont, wie wichtig die Kurse und regelmäßiges Üben im Wasser seien. "Man verlernt Schwimmen nie ganz", sagt sie, "aber trotzdem kann man es dann nicht so, wie es sein sollte." Seit Beginn der Pandemie und den damit verbundenen Einschränkungen kämen besonders die jüngeren DLRG-Mitglieder nicht mehr ins Wasser. Vorher konnte die Ortsgruppe das Becken der Vesaliusklinik nutzen. "Das war wirklich super", erinnert sich Saskia Krugmann. Die Klinikleitung habe sich dann aber dazu entschieden, den Zugang nur noch für Patienten zu erlauben, was die Vorsitzende nachvollziehen kann.


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Im Herbst wäre dann die Nutzung des Biberacher Hallenbades möglich gewesen. Doch kurz vor dem Start wurde auch dieses Bad wieder geschlossen. Jetzt sind die Verantwortlichen wieder auf der Suche nach einem Becken, denn das Rappsodie-Freibad könnte zwar eventuell ein Zeitfenster blocken. "Aber mit den jüngeren Kindern können wir das nicht machen", so Krugmann. Das Hallenbad in der Kurstadt sei für ihre Zwecke leider ungeeignet. Deshalb hofft sie, dass bei einem Neubau auch die Schwimmer berücksichtigt werden.

Für die Gemminger Ortsgruppe sieht die Situation auf den ersten Blick etwas entspannter aus, denn die Mitglieder trainieren in den Sommermonaten im Imre-Gutyan-Freibad. Doch ganz so einfach sei das momentan noch nicht, erklärt die Trainerin Marion Bestenlehner. "Wir haben beim Ordnungsamt einen Antrag für die Wachgänger gestellt." Bisher müssten sich die DLRG-Mitglieder täglich testen. "Wir hoffen, dass es bald unkomplizierter wird."

Die Warteliste wird länger

Die Warteliste für Schwimmkurse, die bereits vor Corona sehr lang gewesen sei, wachse derweil immer weiter. In normalen Zeiten finden die zwischen Pfingsten und den Sommerferien statt. Nun konnte auch die DLRG-Ortsgruppe Gemmingen das zweite Mal in Folge keine Grundausbildung anbieten. "Das ist eine Grundfertigkeit, die man können muss", betont die Bad Rappenauerin Saskia Krugmann.

Viele Menschen würden beim Schwimmen nur ans Meer denken. Dabei könne bereits ein kleiner Tümpel potenziell tödlich für Kinder sein, die sich im Wasser nicht bewegen können. "Wir haben große Bedenken, wie es sich weiterentwickelt", sagt die Vorsitzende. Viele würden, sobald das Wetter besser ist, an die Seen und Flüsse drängen. "Da haben wir große Sorge." Die teilt sie mit Marion Bestenlehner, die die Konsequenzen als "nicht abschätzbar" bezeichnet.

Die Ungeduld wächst

Auch die Mitglieder werden langsam ungeduldig. Einige Familien seien abgesprungen. "Das ist schade, aber auch nachvollziehbar nach so langer Zeit", erzählt Marion Bestenlehner. Die meisten könnten den Neustart allerdings kaum erwarten. Auch in Bad Rappenau häufen sich die Nachfragen, sagt Saskia Krugmann. Abmeldungen habe es hier bisher keine gegeben. "Diese Wertschätzung ist nicht überall so, das wissen wir."

Mehr als nur über Wasser halten

Über Wasser halten können sich viele Menschen, doch Schwimmen ist nicht gleich Schwimmen. Denn je schlechter die Technik, desto kraftraubender kann der Sport sein. Deshalb ist es wichtig, von Grund auf die richtigen Bewegungsabläufe zu lernen. Schwimmkurse können von Kindern ab fünf Jahren besucht werden. Schwimmhilfen können die ersten Schwimmversuche erleichtern, bieten aber keine wirkliche Hilfe zum Schwimmenlernen und keine ausreichende Sicherheit. Die DLRG empfiehlt Eltern, ihre Kinder so früh wie möglich an das Element Wasser zu gewöhnen. Das kann in der heimischen Badewanne, in der Dusche und bei Babyschwimmkursen geschehen. Letztere können bereits von Säuglingen gemeinsam mit ihren Eltern besucht werden.

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