Das Bikiniart-Museum hat seit seiner Eröffnung im Juli 2020 die Bademode aus ihrer Nische geholt
Im Bikiniart-Museum geht es um mehr, als nur Bademode. Neben einem positiven Frauenkörperbild steht auch die Emanzipation im Mittelpunkt. Der Besitzer Alexander Ruscheinsky hat gemeinsam mit seinem Team viel zu diesen Themen geforscht.

Vor sieben Jahren hatte Alexander Ruscheinsky eine Idee. Der Regensburger setzte sich in den Kopf, ein Museum zu gründen, das ganz anders ist, als andere Museen und sich ausschließlich der Bademode widmet. Im Juli 2020 wurde das Gebäude in Bad Rappenau unweit der A6 eröffnet.
Ein völlig unerforschtes Thema
Seitdem können Besucher im Bikiniart-Museum in die Geschichte der Ein- und Zweiteiler eintauchen. "Das Thema war im Grunde völlig unerforscht", erzählt Ruscheinsky. Über Jahre haben er und sein Team nicht nur viel recherchiert, sondern auch zahlreiche und oft seltene oder einmalige Stücke zusammengetragen. Die sind an fünf Tagen pro Woche zu sehen.
Er sei überwältigt von dem, was auf die Beine gestellt wurde, sagt Alexander Ruscheinsky. "Wir hätten niemals gedacht, dass wir das so gut hinbekommen." Die Tiefe des Themas habe er allerdings vorher gar nicht gesehen, räumt er ein. Denn zwischen Bademode und der Stellung der Frau in der Gesellschaft gibt es einige Parallelen. Gut zu sehen an den Badekleidern aus dem 19. Jahrhundert, die nicht nur jede Kurve verhüllten, sondern auch in Kombination mit Wasser einiges an Gewicht aufgebracht haben. Je mehr Rechte den Frauen eingeräumt wurden, desto "freizügiger" durften sie sich kleiden.
Mehr als nur Unterhaltung
Auch "Body Positivity" ist immer wieder ein Thema im Bikiniart-Museum. "Wir werden als Ansprechpartner bei Diskussionen über Aspekte wie das Oben-Ohne-Baden eingeladen", sagt Ruscheinsky nicht ohne Stolz. Damit hat er eines seiner wichtigsten Ziele erreicht: Die Menschen nicht nur zu unterhalten und ihnen eine gute Zeit zu ermöglichen, sondern eine Stellung einzunehmen. "Das Museum soll Wirkung zeigen und einen Nutzen haben", betont der Bayer, dem trotzdem wichtig ist, dass besonders junge Menschen das Haus als "Gute-Laune-Museum" wahrnehmen, "wo man feiern, tanzen und sich bewegen kann". Ein "Köpfhörermuseum" habe er niemals gewollt.

Rund 30 Prozent der Besucher seien junge Personen, schätzt Ruscheinsky. Und die kommen manchmal sogar in Badehose oder Bikini und einem Surfbrett, um keinen Eintritt zahlen zu müssen. Solche Angebote gibt es seit der Eröffnung vor zwei Jahren. Der Selfie-Bereich mit Bällebad und einer romantischen Schaukel sei ebenfalls gut angenommen worden. "Es ist uns gelungen, Zugang zum jüngeren Publikum durch Inszenierung und Farben zu bekommen", sagt der 67-Jährige. Der Bloggerflohmarkt Anfang Juli habe mehrere hundert Personen angezogen.
Ein Betrieb aus Leidenschaft
Auch wenn Alexander Ruscheinsky mit der Entwicklung zufrieden ist: Ein Wirtschaftsbetrieb, wie die zahlreichen Autohöfe, die er betreibt, ist das Museum nicht. "Es ist eher eine Leidenschaft und auch eine gesellschaftliche Verantwortung", sagt er.
Für die Zukunft haben sich Ruscheinsky und das gesamte Team vorgenommen, in allen Bereichen weiter zu wachsen. So hat die Projektmanagerin und ehemalige Lehrerin Lisa Otten ein Konzept für Schüler entworfen, um ihnen die Geschichte des Bikinis zu vermitteln. Das soll weiter ausgebaut werden.
Ein Hinweisschild an der Autobahn fehlt noch

Nach seinen Lieblingsstücken gefragt, muss Ruscheinsky kurz überlegen. "Das ist schwierig, es hängen ja immer Geschichten dran", sagt er. Bei einer Sache ist er sich allerdings sicher: "Ein Stück würde ich mir auf jeden Fall noch wünschen: Ein Hinweisschild auf der Autobahn." Ein entsprechender Antrag wurde von der Autobahnbehörde allerdings abgelehnt. "Wir starten nochmal einen Versuch", erzählt der 67-Jährige, betont aber auch, dass er sich und das gesamte Team nicht wirklich anerkannt fühlt und deshalb ab und an über einen Umzug nachdenkt.
Ein weiterer Wunsch: Der Bikini, den Ursula Andress in "James Bond jagt Dr. No" getragen hat. Der sei allerdings unerschwinglich. "Wir sind im Gespräch mit dem Eigentümer und hoffen auf eine Leihgabe."
Die bisherigen Sonderausstellungen
Bisher hat das Bikiniart-Museum drei Sonderausstellungen verwirklicht. Zum Start im Juli 2020 wurde "Bunny Yeager - The Queen of Pinup" gezeigt. Als nächstes stand Marlene Dietrich im Fokus. Die von der Gedenkhalle Oberhausen mit Unterstützung der "Marlene Dietrich Collection Berlin" realisierte Wanderausstellung rekonstruiert ihre entschieden ablehnende Haltung gegenüber den Nazis und ihr angespanntes Verhältnis zu ihrer Heimat nach 1945. Noch bis zum 31. März 2023 sind Kleidungsstücke von Amy Winehouse zu sehen, darunter natürlich auch ein Bikini.


Stimme.de