Brutaler Überfall in Kirchardt: Weitere Anklagen
Eine Frau, die Todesqualen erlitt, von maskierten Einbrechern mit einer Luftdruckpistole angeschossen und durch Scherben gezerrt wurde: Der brutale Überfall auf eine 59-jährige Frau in einem Wohnhaus in Kirchardt vom Oktober 2012 hat ein weiteres juristisches Nachspiel.
Nachdem ein Angeklagter im Juli vom Heilbronner Landgericht zu siebeneinhalb Jahren Haft verurteilt wurde, hat die Staatsanwaltschaft zwei weitere junge Männer in dem Fall angeklagt. Ein 24-jähriger Mittäter, der die Tatwaffe besorgt haben soll und mit im Haus war, wird sich ebenso vor Gericht verantworten müssen wie ein 26 Jahre alter Gehilfe, der mit einem Fluchtfahrzeug in der Nähe des Anwesens wartete (wir berichteten).
Der Mittäter sitzt in Untersuchungshaft, der Gehilfe ist derzeit auf freiem Fuß. Dem einen wird versuchter Mord und räuberische Erpressung vorgeworfen, dem anderen gemeinschaftlicher Einbruchsdiebstahl, erläuterte Pressestaatsanwalt Harald Lustig am Dienstag auf Anfrage. Der Gehilfe habe demnach nicht mit einer derartigen Eskalation rechnen müssen. Zudem soll er auch nichts über eine Waffe gewusst haben.
Bereits verurteilt
Der bereits verurteilte Kirchardter, ein Arbeitsloser, der sich Geld für Drogen beschaffen wollte, hatte im Prozess reinen Tisch gemacht, alles gestanden und seine Komplizen benannt. Bis dahin tappten die Ermittler im Dunkeln, wer an dem Überfall noch beteiligt war.
Die extreme Brutalität des Überfalls hatte selbst erfahrene Ermittler überrascht. Die Täter hatten an dem abgelegenen Wohnhaus geklingelt und dann ohne weiteres Abwarten die Glasscheibe in der Haustür eingeschlagen. Die Hausbewohnerin, die bereits zu Bett gegangen war, traf auf die Täter, die die Räume nach Wertsachen durchsuchten. Der bereits verurteilte Angeklagte schoss fünf Mal aus kurzer Distanz mit der Luftdruckpistole auf das Opfer. Kugeln schlugen in Hand, Hals und Armbeuge ein. Schnittwunden zog sich die 59-Jährige zu, als sie von den Tätern durch Scherben gezerrt wurde, die beim Einschlagen der Haustürscheibe entstanden waren. Erst, als die Frau sich tot stellte, ließen die Täter von ihr ab.
Einen Rettungswagen für die schwerverletzte Frau alarmierten sie nicht. Mit Schmuck im Wert von 3500 Euro und 70 Euro Bargeld flüchteten die Täter aus dem Haus – und überließen die Verletzte kaltblütig ihrem Schicksal. cf