Blinde Zerstörungswut in Bad Rappenau
Illegale Müllverbrennung, Schmierereien und ein umgestürzter Bücherschrank empören immer häufiger die Bürgerschaft und die Stadtverwaltung: Vandalismus nimmt zu. Blinde Zerstörungswut, die keinen Sinn macht, sind auch in der Kurstadt kein schöner Anblick.

Der Trend geht klar nach oben." So reagiert Bad Rappenaus Hauptamtsleiter Wolfgang Franke auf die erneuten Schmierereien am Kurhaus. An der Fassade und dem Informationskasten hatten Unbekannte mit Graffitifarbe sogenannte Tags hinterlassen. Der Sachschaden allein in diesem Fall beträgt 500 Euro.
Nur wenige Tage zuvor wurden auf einem Spielplatz ähnliche Schmierereien entdeckt, die ein Bauhofmitarbeiter innerhalb von zweieinhalb Stunden entfernt hatte. "Sie sind stark belastet im Moment", sagt Franke. "Die Respektlosigkeit gegenüber öffentlichen Dingen nimmt immer mehr zu."
Ein gesamtgesellschaftliches Problem
Alle vier Wochen werden beispielsweise die Verkehrsschilder in der Kurstadt von Aufklebern befreit. Auch die Bahnhofsunterführung wird immer wieder beschmiert. Das Problem gibt es auch in anderen Kommunen. "Wir haben das nicht exklusiv, es ist also eine gesellschaftliche Sache", sagt der Hauptamtsleiter.
Ein weiterer unrühmlicher Höhepunkt der jüngsten Vergangenheit: Am 22. Februar wurde auf dem Feldweg von Babstadt in Richtung Siegelsbach eine größere Menge Müll illegal verbrannt. Die Feuerwehr konnte zwar schnell vor Ort sein und das Feuer löschen, eventuell müsse aber der Boden abgetragen werden. "Der wird derzeit noch untersucht", so Franke, der ein solches Handeln nicht nachvollziehen kann.
Die Beseitigung von Schmierereien oder das Aufsammeln von Müll, der direkt neben den Containern liegt, nehme viel Zeit in Anspruch. Und kostet letztendlich auch viel Geld. Wie hoch die Ausgaben momentan sind, kann Wolfgang Franke nicht beziffern. Vor sechs Jahren hat er allerdings aufgelistet, wie viel alleine das städtische Hochbauamt ausgegeben hat: "Das waren in einem Jahr 30.000 Euro."
Ein weiteres Problem: Der Hausmüll wird in öffentlichen Mülleimern entsorgt. Dann agiert der Bauhof fast schon detektivisch und durchsucht die Hinterlassenschaften genau. Manchmal finden die Mitarbeiter ein Kuvert mit einer Adresse und können so den Verursacher ermitteln.
Das funktioniert allerdings nicht, wenn beispielsweise einer der Bücherschränke im Stadtgebiet zerstört wird. Der Bürgerbusverein hat insgesamt drei dieser Schränke im Laufe der Jahre aufgestellt. Während zwei völlig unbehelligt gelassen werden, erwischt es den Standort hinter dem Fotostudio an der Kirchenstraße immer wieder.
Ehrenamtliche verärgert über Zerstörung
"Es hat immer wieder größeren und kleineren Ärger gegeben", sagt Klaus Ries-Müller, Vorsitzender des Bürgerbusvereins. Bücher werden herausgerissen, der Spendenbriefkasten wurde schon mehrmals aufgebrochen. Nun aber wurde der gesamte, eigentlich festgeschraubte Schrank umgeworfen. Der Schaden liege bei rund 300 Euro. "Die Summe ist niedrig, aber es ist schon allein wegen der Arbeit ärgerlich", sagt Ries-Müller. Der Schrank steht nun komplett auf einem privaten Grundstück. So wäre auch eine Kameraüberwachung erlaubt, wenn der Weg nicht mitgefilmt wird. Der Verein hat eine Belohnung von 500 Euro ausgesetzt.
Wenn es zu weiteren Zerstörungen kommt, wäre die letzte Konsequenz, den Schrank abzubauen. "Mit sowas macht man dann eben ehrenamtliche Aktivitäten kaputt", sagt Wolfgang Franke, der nicht aufgeben will. "Ich habe mir das drüber Ärgern noch nicht abgewöhnt."
Rappenauer Rathaus erstattet Anzeige
In allen Fällen von Vandalismus erstattet die Stadtverwaltung Anzeige bei der Polizei. Der Bad Rappenauer Posten nimmt Hinweise unter Telefon 07264 95900 entgegen. Wegen der Zerstörung eines Bücherschranks hat auch der Bürgerbusverein Anzeige erstattet. Wer Hinweise zu dem Täter oder den Tätern geben kann, wendet sich direkt an den Ersten Vorsitzenden, Klaus Ries-Müller, unter 07264 205662. Für Hinweise, die zur Ergreifung der Täter führen, hat der Verein eine Belohnung von 500 Euro ausgesetzt.