Unterbringung von Flüchtlingen: Grenze des Machbaren ist in Bad Rappenau erreicht
Die Möglichkeiten für die Erst- und Anschlussunterbringung sind alle ausgelotet: Die Stadt Bad Rappenau hat eine Containeranlage für Flüchtlinge bestellt.

Bei der Unterbringung von Flüchtlingen steht den Kommunen das Wasser bis zum Hals. Überall fehlt es an geeignetem Wohnraum, sowohl für die Erstaufnahme als auch für die Anschlussunterbringung. Kirchardt ertüchtigt daher trotz Bürgerprotest sein altes Rathaus. Der Landkreis Heilbronn nutzt in Neckarsulm die Sporthalle seiner Berufsschule.
Die Stadt Bad Rappenau hat nun beschlossen, Container zu kaufen, um mindestens 40 Flüchtlinge schnellstmöglich unterzubringen. "Das macht uns nicht glücklich", sagt Oberbürgermeister Sebastian Frei: "Aber es bleibt uns nichts anderes übrig."
Hallen zu belegen will der OB um jeden Preis vermeiden: Darunter würden sowohl das Vereinsleben als auch der Schulsport leiden. Zu der Containeranlage sieht er keine Alternative.
Bislang sind Flüchtlinge in Bad Rappenau dezentral untergebracht - etwa in einer Sammelunterkunft in Bonfeld oder in Containern in Fürfeld. Für die Anschlussunterbringung hat die Stadt in jüngster Zeit Häuser und Wohnungen aus dem Bestand renoviert und genutzt oder angekauft.
Gemeinderat bestätigt Eilentscheidung
Diesen Weg könne man so aber nicht weitergehen, betont der OB vor seinem Gemeinderat. Zum einen, um den Bestand nicht weiter zu erhöhen. Zum anderen, weil man so keine zusätzlichen 40 Personen "in den nächsten zwei bis drei Wochen" aufnehmen könne. "Die Grenze des Machbaren ist erreicht", sagt Sebastian Frei.
In einer Eilentscheidung hat er daher vor wenigen Tagen eine Containeranlage bestellt. Bis Ende Mai soll sie in der Riemenstraße 27 und 29 hinter einer Gewerbehalle bezugsfertig sein. Angesichts der Anschaffungskosten von 615.000 Euro sagt Frei: "Ich sehe nicht, dass der Flüchtlingszustrom weniger wird. Wir werden die Container immer brauchen." Zur Gegenfinanzierung werden Brandschutzmaßnahmen am Wasserschloss und an der Bonfelder Bislandhalle geschoben.
Containeranlage im Detail
Das Hochbauamt hat 25 Einzelcontainer bestellt, die zusammengesetzt eine Wohnanlage ergeben. Sie enthält vier Sanitärcontainer mit getrennten Dusch- und Waschmöglichkeiten für Männer und Frauen. Fünf Flurcontainer verbinden 16 Wohn- und Schlafboxen. Theoretisch wäre in der Anlage Platz für 64 Personen. Mit mehr als drei Personen will Bad Rappenau die Schlafräume jeweils nicht belegen.
Wie lange die Anlage stehen bleiben wird, sei nicht absehbar, sagt Oberbürgermeister Frei auf Nachfrage von Anlieger Reinhardt Künzel (SPD). Auf die Frage von Gordan Pendelic (FW), ob man die Anlage auch erweitern könne, erklärt Hochbauamtsleiter Alexander Speer vielmehr: "Die Anlage kann man, wenn man will, aufstocken." Doch das, betont Sebastian Frei, sei nur theoretisch denkbar.