Bad Rappenauer Arzt hat KI entwickelt, die OP-Abläufe beschleunigt
Peter Hahn ist Handchirurg an der Vulpius-Klinik und hat zusätzlich ein Studium in Datenwissenschaften absolviert. Seine Kenntnisse nutzt er jetzt in der Medizin.

Zwischen 12 und 15 Patienten operieren die Handchirurgen um Professor Peter Hahn an einem normalen Werktag an der Bad Rappenauer Vulpius-Klinik. Dabei ist Zeit Geld, denn jede OP-Minute kostet zwischen 30 und 40 Euro. Für die Patienten wiederum ist langes Warten vor der OP häufig eine Nervenprobe.
Seit 1994 beschäftigt sich Hahn mit KI
Hahn hat sich also etwas einfallen lassen, um den Prozess effizienter zu gestalten. Denn er ist nicht nur Chefarzt, sondern hat neben seinem Beruf als Handchirurg ein Online-Studium in Datenwissenschaften an der renommierten Johns-Hopkins-Universität in den USA absolviert und abgeschlossen. Seit 1994 beschäftige er sich mit Künstlicher Intelligenz (KI), Machine Learning und Data Science, sagt Hahn. "Ich mache das einfach gerne und habe eine gute mathematische Grundausbildung. Das versuche ich zu nutzen für die Medizin."
Seit Oktober 2022 ist nun in seinem Bereich, der Handchirurgie, eine von ihm programmierte KI am Werk, die Abläufe so optimiert, dass Patienten möglichst wenig Wartezeit haben. Im Schnitt 130 Minuten habe der Prozess des Einschleusens der Patienten in den Operationssaal bislang gedauert, erzählt er - mit Anmeldung, Umkleiden, Narkose und allen weiteren erforderlichen Schritten. Durch das Programm sei es nun gelungen, diese Zeitspanne von der Ankunft des Patienten in der Klinik bis zum Beginn der Operation auf durchschnittlich 100 Minuten zu verkürzen. "Und zwar ohne dass es zu vermehrten Wartezeiten beim Personal kommt." Das sei wichtig, sagt Hahn.
Das Programm lasse sich mit neuen Daten auf andere Abteilungen übertragen, sagt Hahn
9000 Datensätze aus dem OP-Programm der vergangenen Jahre hat er der KI zur Verfügung gestellt, damit diese die Abläufe im OP besser planen kann. Bei der Berechnung der Dauer eines Eingriffs komme es neben der Art der Operation auch auf Faktoren wie den Operateur oder gesundheitliche Risiken beim Patienten an, sagt Hahn. Theoretisch lasse sich die KI auf jede andere Abteilung im Haus übertragen. Aber zunächst müsse sie mit spezifischen Daten gefüttert werden und die Abläufe dann neu berechnen.
KI kann in Zukunft womöglich helfen, ärztliche Entscheidungen zu unterstützen

Künftig sieht Hahn, der mit seinen 66 Jahren kurz vor dem regulären Ruhestand steht, aber in Teilzeit weiter als Arzt arbeiten will, sich noch stärker in einer Vermittlerrolle zwischen Medizin und IT. Er kann sich vorstellen, weitere Anwendungen zu programmieren, etwa solche, die ihm und seinen Kollegen helfen, Entscheidungen zu treffen.
Hahn zählt auf: Durch die Smartwatches, die immer mehr Leute am Handgelenk tragen, gebe es auch immer mehr Möglichkeiten, Bewegungsmuster aufzuzeichnen. So könne man zum Beispiel erkennen, ob jemand Gangunregelmäßigkeiten aufweist. Auf Basis dieser Daten könne ein Operateur künftig Unterstützung für die Therapieentscheidung bekommen, meint er. Auch angesichts der Unterversorgung, die es in manchen medizinischen Bereichen künftig geben werde, sei die Aussicht auf diese Art von KI-Support positiv.
Ebenfalls hilfreich sein könne KI bei der Entscheidung darüber, ob ein Patient ambulant operiert werden könne - oder zu seinem eigenen Schutz besser nach der OP im Krankenhaus bleiben sollte, zum Beispiel, weil bei ihm Komplikationen zu erwarten sind. Durch diese vorherige KI-Unterstützung bei der OP-Entscheidung könnten Auseinandersetzungen mit den Krankenkassen über Kosten eher vermieden werden, meint Hahn. "Das wäre eine sinnvolle Sache."