"Alle sind erschöpft": Unwetter-Bilanz nach Überschwemmungen in Gemmingen
Aufräumen steht in diesen Tagen in Gemmingen an. Doch das Ausmaß der Schäden nach den Unwetter-Überschwemmungen ist noch gar nicht ganz erfasst. Experten versuchen nun, das Geschehen zu analysieren.

Der Dreck sitzt zwischen jedem Stein. Im Schloss steht knöcheltief das Wasser auf dem gestampften Boden des kleinen, vorderen Gewölbekellers. Die Türen sind offen, damit das Gemäuer abtrocknen kann. Überall stehen kleine Fangkörbe aus den Kanalschächten. Hellbraune Erde klebt daran, hart wie Stein.
Nur wenige Tage nach der Schlammlawine, die den Ortskern von Gemmingen am Montag, 13. Mai, gegen 16.45 Uhr überrollt hat, hat Bürgermeister Timo Wolf Bilanz gezogen, "auch wenn es noch keine verlässlichen Daten gibt". Staubig werde es im Ort noch lange sein, sagte er am Donnerstagabend im Rathaus. Und lange noch wird das lokale Starkregenereignis Betroffene, Verwaltung und Gemeinderat beschäftigen.

Aufräumarbeiten in Gemmingen erfordern viel Kraft
Auf den ersten Blick herrscht schon wieder Ordnung im Gemminger Ortskern. Doch vielen steht die Anstrengung der zurückliegenden Tage ins Gesicht geschrieben: "Alle sind erschöpft", sagte Gemeinderätin Gabriele Walch.
Eine Gewitterzelle, vielleicht auch zwei, hatte sich am Montag, 13. Mai, um 16.40/16.45 Uhr über der Gemarkung entladen. Schon kurz nach 17 Uhr habe es nicht mehr geregnet, "wenn ich mich richtig erinnere", sagte Timo Wolf in einem persönlichen Rückblick. Der Dank spielte darin die größte Rolle. Dank "für Nachbarschaftshilfe, Ehrenamt und Menschlichkeit".

Die Freiwilligen Feuerwehren von Gemmingen, Eppingen und Schwaigern waren im Einsatz, die Firmen von Klaus Reimold und Thomas Weil stellten kostenlos Maschinen und Personal zu Verfügung, die Wüteria, in der Unglücknacht selbst mit Aufräumarbeiten beschäftigt, sponserte Getränke für die Helfer.
Der örtlichen Tennisclub erhielt bei der Säuberung seiner Plätze Hilfe von anderen Vereinen, Schüler der Wolf-von-Gemmingen-Schule wurden zum Aufräumen abgestellt: Die Liste, die Timo Wolf präsentierte, war lang und sicher nicht vollständig. Über die Solidarität untereinander sagte er: "Das gibt es nicht überall, das hat richtig gut funktioniert."
Nach Unwetter in Gemmingen: Gegenseitige Hilfe funktioniert
Dankbar zeigte er sich auch, dass es keine Verletzten gab. Nur wenige habe man aus ihren Autos befreien müssen. 15 Keller habe die Feuerwehr geräumt, vollgelaufen waren eher 20 bis 25, so Wolf.
Die Geschäfte in der Schwaigerner Straße und zwei Wohnhäuser, darunter das Haus von Feuerwehrkommandant Steffen Ebert, waren besonders betroffen. Die Rathaustiefgarage stand unter Wasser. Und Wasser drang auch ins frisch sanierte Gärtnerhaus ein, "da kann es sein, dass das Parkett aufquillt", so Wolf.
"Da kommt noch was auf uns zu", sagte der Bürgermeister über Schäden an kommunalen Gebäuden: "Der Großteil ist versichert." Erneut betonte Wolf, dass man sich gegen so eine Unwetter nicht schützen könne.
Ein Hochwasserschutzkonzept hat die Gemeinde seit 2009, viele der damals empfohlenen Maßnahmen sind umgesetzt. "Der Damm am Wärmesee hat funktioniert", so Wolf: "Unterhalb der Wiesenstraße ist kein einziger Bürger betroffen." Das Wasser sei an den tiefsten Punkt gelaufen. Seit Dienstagabend, 20 Uhr, sei die Feuerwehr nicht mehr im Einsatz.

Ingenieurbüro ist in Gemmingen vor Ort
Offen ist, ob der Damm ertüchtigt oder neu gebaut werden muss. Beim Hochwasserschutz sei man auf dem aktuellen Stand, betonte Wolf. Bürgerinnen und Bürger weise man immer auch auf ihre Eigenverantwortung hin.
Das Speyerer Ingenieurbüro Wald und Corbe mache nun eine Bestandsaufnahme: "Was ist passiert und was kann man tun?", sei hier die Frage. In jedem Fall werde das Thema Hochwasserschutz fortgeschrieben, so der Bürgermeister. Man müsse sich aber auch vergegenwärtigen, dass die Gemeinde an jedem Punkt der Gemarkung an der Wasserscheide liege.
"Es ist in den zurückliegenden Jahren wirklich viel gemacht worden", bestätigte auch Gemeinderat Norbert Handlos: "Aber wenn man das Wasser sieht: Da helfen keine Rohre, da braucht man Tunnel."

Stimme.de