Stimme+
Ärger mit Gastronom
Hinzugefügt. Zur Merkliste Lesezeichen setzen

Bangen um Attraktion auf Öhringer Weihnachtsmarkt – darum steigen Bähnle-Betreiber aus

   | 
Lesezeit  3 Min
Erfolgreich kopiert!

Die Dampfbahnfreunde Friedrichsruhe steigen verärgert aus. Nun muss die Stadt für 2025 eine neue Lösung für die kultige Weihnachtsmarktfreude finden, die vor allem Kinderaugen leuchten lässt. 

Seit 24 Jahren fährt das Bähnle über den Öhringer Weihnachtsmarkt und bringt Kinderaugen zum Leuchten. Jetzt verabschieden sich die Dampfbahnfreunde Friedrichsruhe. Die Stadt muss für 2025 einen anderen Betreiber suchen.
Seit 24 Jahren fährt das Bähnle über den Öhringer Weihnachtsmarkt und bringt Kinderaugen zum Leuchten. Jetzt verabschieden sich die Dampfbahnfreunde Friedrichsruhe. Die Stadt muss für 2025 einen anderen Betreiber suchen.  Foto: Seidel, Ralf

Die Stadt Öhringen sucht für 2025 einen neuen Betreiber für das beliebte Bähnle auf dem Öhringer Weihnachtsmarkt. Die Dampfbahnfreunde Friedrichsruhe haben am Sonntag per Facebook-Post ihren Rückzug verkündet. Ohne weitere Kommentare. Vorsitzender Otto Baier hat das definitive Aus am Donnerstag auf HZ-Anfrage telefonisch bestätigt und – neben der zu großen Belastung für die Vereinsmitarbeiter – als Hauptgrund den „Ärger“ beim diesjährigen Auf- und Abbau der Gleisanlage mit dem Betreiber von „Stefos Stüble“ genannt.

Nach Gemeinderatssitzung folgt Erklärung auf Facebook – Bangen um Attraktion auf Öhringer Weihnachtsmarkt

Sein Sohn Alex Baier hat die gleichlautende Erklärung am Dienstagabend auf der Facebookseite der Dampfbahnfreunde veröffentlicht – wenige Minuten nachdem die Sitzung des Gemeinderats zu Ende ist, bei der OB Thilo Michler lediglich fehlendes Personal als Ursache für das mögliche Aus nennt. Am Freitagvormittag gibt Amtsleiterin Anna-Maria Dietz der Stimme ein städtisches Statement, während Stefo Stefanidis am Freitagnachmittag alle Vorwürfe, die gegen ihn von Seiten der Dampfbahnfreunde erhoben wurden, aufs Schärfste zurückweist.

Schräge Provinzposse um Ausstieg Bähnle-Betreiber in Öhringen? Von wegen

Das kleine Bähnle ist Kult. Und eine große Herzenssache. Deshalb schlagen die Emotionen so hoch. Der Fall klingt nach einer schrägen Provinzposse. Doch je weiter der irre Recherche-Ritt voran galoppiert, desto mehr spürt man: Die Angelegenheit ist sehr ernst und sehr wichtig – und eben nicht nur amüsant. Aber der Reihe nach.

So kommt die Öhringer Bähnle-Diskussion ins Rollen

Da ist also dieser erste Facebook-Post der Dampfbahnfreunde, den AfD-Stadtrat Anton Baron in der Gemeinderatssitzung am Dienstag unter „Anfragen“ aufgreift und sein Bedauern kundtun, dass der Betrieb dieses „sehr erfolgreichen Aushängeschilds“ künftig eingestellt wird. Worauf OB Thilo Michler erklärt, er sei „überrascht“ über diese Nachricht, weil doch klar kommuniziert worden sei, „dass es dazu im Januar ein Besprechungstermin“ mit den Betreibern gebe, bei dem es um ein „Riesenproblem“ gehen sollte: „Das Thema Personal“. Nach dem Motto: Die Stadt könnte den Dampfbahnfreunden hier zur Seite stehen.

Bangen um Attraktion auf Öhringer Weihnachtsmarkt: Auch der OB würde die Lok zwei Stunden fahren

SPD-Rat Markus Mader bekräftigt: „Wir müssen alles daran setzen, dass uns das erhalten bleibt.“ Worauf Michler antwortet: „Darüber sind wir uns glaube ich alle einig.“ Nur wie? Wenn sich kein Personal finde, „müssen sich im Sommer halt Verwaltungsmitarbeiter und Gemeinderäte zu Lokführern ausbilden lassen“, so der OB. Was zunächst wie ein Scherz klingt, meint er wohl ernst. Und verspricht schon mal: „Ich fahre auch zwei Stunden.“ Ansonsten: „Weitere Bewerbungen nimmt Anna-Maria Dietz entgegen. LBÖ-Stadtrat Thomas Pauli sei ohnehin qua Hobby als „Oberlokführer“ prädestiniert für diesen Posten.

Dampfbahnfreunde nennen drei Hauptgründe für den Ausstieg

Dann postet wenige Minuten später Otto Baiers Sohn Alex auf der Facebookseite der Dampfbahnfreunde: „Da leider zu viel spekuliert wird, wollen wir hiermit nun doch eine Erklärung abgeben.“ Drei Hauptgründe werden genannt, und alle darin erwähnten Vorwürfe richten sich gegen Stefo Stefanidis, den Betreiber des Stübles. Er habe sich beim Auf- und Abbau der Gleisanlage nicht an die vorgeschriebenen Zeiten gehalten und die Dampfbahnfreunde behindert. Vertragsinhalte seien missachtet worden, er genieße als Stadtrat wohl „Sonderrechte“, und er sei der Meinung, „dass der Weihnachtsmarkt nicht vom Bähnle abhängig ist“. Dies sei „Anlass genug, Abschied zu nehmen“.

Stefanidis dementiert: „Das stimmt alles nicht“

Stefanidis fällt aus allen Wolken, als er das liest. Und erwidert: „Das stimmt alles nicht.“ Er habe vor Ort exakt so wie in den letzten zehn Jahren agiert. Und er sei natürlich voll und ganz für das Bähnle. Es handle sich wohl um ein „Missverständnis“.

Die Stadt Öhringen will das Bähnle auf jeden Fall erhalten

Anna-Maria Dietz vom Stadtmarketing bestätigt gegenüber der Stimme „Unstimmigkeiten“, die OB Michler in Gesprächen mit beiden Seiten ausgeräumt habe. Umso „enttäuschter“ sei er über die folgende Wende. Denn die Personalsorgen als eigentliches Hindernis habe man bei dem Termin im Januar klären wollen. Für die Stadt stehe jedenfalls fest: „Weihnachtsmarkt und Dampfeisenbahn gehören zusammen. Wir werden nach einer Lösung suchen.“ Sprich: Das Bähnle wird wohl auch 2025 fahren. Die Dampfbahnfreunde haben schon eine Lösung gefunden: Sie laden vom 19. bis 21. Dezember zur „Waldweihnacht“ – auf ihrem Gelände in Friedrichsruhe. 

Die Dampfbahnfreunde Friedrichsruhe drehen seit 2018 ihre Runden auf dem Weihnachtsmarkt. Jetzt hat der Verein um den Vorsitzenden Otto Baier das Ende seines Engagements verkündet. Bis 2017 betrieb die Öhringer Firma Zimmermann das Bähnle 17Jahre lang während der Adventszeit auf dem Marktplatz. Das Unternehmen baut und vertreibt Garteneisenbahnen. 

Kommentar hinzufügen

Kommentare

Neueste zuerst | Älteste zuerst | Beste Bewertung
Keine Kommentare gefunden
Nach oben  Nach oben