Unbekannter randaliert in Öhringer Stiftskirche: 500 Jahre alter Kunstschatz beschädigt
Ein Unbekannter hat am Montagnachmittag den hölzernen Hochaltar der Öhringer Stiftskirche zerbrochen und ein teures Altartuch gestohlen.
Wegen eines Anschlages auf den Kirchenpatron musste in Öhringen die Polizei ausrücken: Ein Unbekannter hat in der Stiftskirche St. Peter und Paul am Hochaltar der Holzfigur des Apostels Paulus das fest verankerte Schwert aus der Hand gerissen und zerbrochen.
Der Mesner Hermann Wagner fand den Griff des Schwerts im Hochchor der evangelischen Kirche, vom Korpus der hölzernen Schmuckwaffe fehlt hingegen jede Spur.

Unbekannter verwüstet Öhringer Stiftskirche: Altar-Tuch im Wert von mindestens 5000 Euro gestohlen
Ebenfalls verschwunden ist ein teures Altar-Tuch, ein sogenanntes Parament, mit dem der Täter unerkannt entkam. Die lila Altarverkleidung, passend zur Farbe der Passionszeit, zu ersetzen, koste mindestens 5000 Euro, schilderte Wagner unserer Redaktion - sie ist handgestickt und von besonders feinem Stoff.
Die Tat muss sich am Montag, 7. April, zwischen 15 und 18 Uhr ereignet haben.
Unbekannter verwüstet Öhringer Stiftskirche: Schaden ist noch gar nicht abzuschätzen
Den Schaden am Hochaltar kann der Hausmeister der Stiftskirche noch gar nicht abschätzen. Das übermannshohe Kunstwerk, entstanden in den Jahren 1498 bis 1503, ist kunstvoll geschnitzt und komplett aus Holz. Der Hochaltar gilt kunsthistorisch betrachtet als die größte Kostbarkeit der Stiftskirche.
Es zeigt fünf Figuren, unter anderem die Jungfrau Maria mit Jesuskind in der Mitte und daneben die Kirchenpatrone Petrus und Paulus mit ihren Erkennnungszeichen, Schlüssel und Schwert, umrahmt von kunstvollen Verzierungen.
Vandalismus in Öhringer Stiftskirche: Warum der Kantor jetzt frieren muss
Wagner fiel sofort auf, dass etwas nicht stimmte, also er kurz nach 18 Uhr die Kirche betrat, um das Gotteshaus für die Nacht zu verschließen: Die Kerzen am Altar brannten, obwohl sie aus sein sollten. Daraufhin unternahm er einen sorgfältigen Rundgang durch das gesamte Kirchenschiff, bei dem er die zuvor genannten Schäden feststellte.

Ein Fußabdruck verdeutlicht, dass der Täter ohne Scham auf den Altar im Hochchor gestiegen sein muss. Die Schuhgröße weise auf einen Mann als Täter hin. Zeugen des Vorfalls bittet die Polizei, sich beim Revier in Öhringen unter Telefon 07941 9300 zu melden.
Offenbar hat der Täter auch einige Unordnung auf der Orgel-Empore angerichtet und dabei eine Jacke des Organisten gestohlen, wie der bestohlene Bezirkskantor Jürgen Breidenbach schildert. Das zeigt, dass sich der Täter in der ganzen Stiftskirche bewegt haben muss, denn Hochaltar und Orgel liegen an entgegengesetzten Enden des Kirchenschiffs. Weitere größere Schäden sind jedoch nicht zu beklagen - insbesondere wurde mit den angezündeten Kerzen kein Feuer gelegt.
Vandalismus in der Stiftskirche: Wie kann man für mehr Sicherheit sorgen?
Solche Taten befeuern die Debatte darüber, ob Kirchen aus Sicherheitsgründen außerhalb von Veranstaltungen und Gottesdiensten verschlossen sein sollten. In vielen Dörfern und auch in einigen Städten in der Region Heilbronn-Hohenlohe wird dies bereits so gehandhabt. Anders in Öhringen: Tagsüber ist die Stiftskirche mindestens von 9 bis 16 Uhr geöffnet, und zwar täglich.
Mesner Wagner spricht sich gegen eine Schließung aus: „Genau das wollen wir nicht machen.“ Man wolle eine offene Kirche sein, die Gläubige täglich besuchen können. Ein Kerzenständer lädt zum Beispiel dazu ein, auch außerhalb von Gottesdiensten für Menschen eine Kerze anzuzünden und zu beten. Außerdem habe man sich für das Programm „Radwegkirche“ angemeldet: „Und Radwegkirchen sind offen“, so der Mesner.
Seit Jahren habe es keine Untaten mehr in der Stiftskirche gegeben. Vor ein paar Jahren hätten Leute versucht, Geld aus dem Opferstock zu angeln und diesen aufzubrechen, aber das war eine einzelne Tat. Ob man nun Sicherheitsmaßnahmen wie Videoüberwachung oder akustische Alarme einrichten könne oder wolle, was es bislang in der Stiftskirche nicht gebe, darüber müsse man nun diskutieren, so Wagner. Das müssten die Pfarrer aber nicht nur unter sich klären, sondern auch mit dem Land Baden-Württemberg absprechen: Dieses ist Eigentümer des Kirchengebäudes.