Weiter karge Zeiten für Schöntal – Sogar Mitteilungblatt kostet fünfstellige Summe mehr
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Die Gemeinde kann die steigenden Kosten nicht mit dem laufenden Betrieb erwirtschaften. Kämmerin Carina Müller stellt zum letzten Mal den Haushalt vor, bevor sie die Leitung abgibt.
Die Gemeinde Schöntal muss im kommenden Jahr wohl wieder einen Kredit aufnehmen, sagt Kämmerin Carina Müller, die vorerst zum letzten Mal an der Verwaltungsbank bei einer Gemeinderatssitzung Platz genommen hat.
Foto: Archiv/Marga Specht/meine.stimme.de
Da geht Schöntal schon finanziell am Krückstock – und dann kommt auch noch so etwas dazu: Weil in den vergangenen Monaten so viele Bebauungspläne veröffentlicht werden mussten, kam die Gemeinde nicht umhin, die Seitenzahl des Mitteilungsblatt „Schöntal Aktuell“ zu erweitern. Dadurch ist die Zahl der mit dem Verlag Nußbaum vereinbarten Inklusiv-Seiten überschritten worden, berichtet Kämmerin Carina Müller in der vergangenen Gemeinderatssitzung. Für jede darüber hinaus gehenden Seite in einer Ausgabe müsse die Gemeinde 69 Euro zahlen. Das koste etwa 12.000 bis 15.000 Euro mehr.
Gemeinde das Geld nicht erwirtschaften, das sie verbraucht
Allerdings ist diese Summe nur ein Tropfen in einem bereits überlaufenden Fass. Müller stellt zwar die Zahlen für den Haushalt 2026 vor, wird bei der Verabschiedung im Dezember aber im Mutterschutz sein. Sie erläutert: Für das Jahr 2026 rechne sie mit knapp 18,7 Millionen Euro an ordentlichen Erträgen, also jährlich erwartbare Zahlungseingänge bei der Gemeinde – zum Beispiel durch Steuern und Gebühren. Zudem seien 80 000 Euro an außerordentlichen Erträgen zu erwarten, also Einnahmen, mit denen nicht jährlich zu rechnen ist – zum Beispiel Bauplätze, die naturgemäß nur einmal verkauft werden können. Deren Verkauf ist zuletzt „stark zurückgegangen“, wie es in den Sitzungsunterlagen heißt. Dem Gegenüber stehen ordentliche Aufwendungen von etwas mehr als 21,4 Millionen Euro.
Vakanz
Der Gemeinderat soll den Haushaltsplan bei der Sitzung am 18. Dezember verabschieden. Dann wird Kämmerin Carina Müller schon im Mutterschutz sein. Ihre Stelle werde im kommenden Jahr nachbesetzt, sagt Hauptamtsleiter Kim Bareiß im Gespräch mit unserer Redaktion. In der Übergangszeit leite Müllers Stellvertreterin, Karin Scheuerle, die Kämmerei.
Die Ausgaben übersteigen also die Einnahmen – im sogenannten ordentlichen Gesamtergebnis heißt das: Die Gemeinde nimmt gut 2,4 Millionen Euro zu wenig ein. Das bedeutet, die Gemeinde muss sich nun Geld bei einer Bank holen. „Wir können die Schuldenfreiheit genießen und mein Nachfolger kann dann den Kredit aufnehmen“, sagt Müller dazu. Vorgesehen seien 1,5 Millionen Euro, während die sogenannten liquidem Mittel – also Geld, auf das nicht zum Beispiel in Immobilien oder Verbindlichkeiten gebunden ist – „rasant abnehmen“.
Allerdings stellt die Kämmerin noch in Aussicht, dass es weniger schlimm kommen könnte: Aus dem Sondervermögen des Bundes für die Infrastruktur bekommt Schöntal etwa 3,5 Millionen Euro. Außerdem erwartet Müller einen positiven Effekt aus einer Stärkung des kommunalen Finanzausgleichs, bei dem zusätzliche 550 Millionen Euro zu erwarten seien. Dazu beteilige sich das Land an den Betriebskosten für die Ganztagsbetreuung in Grundschulen.
Einige Ansätze haben sich um 10.000 Euro verändert
Müller stellt den Räten eine Liste mit allen für das Jahr 2026 geänderten Planansätze über 10.000 Euro vor, also Posten, bei denen sich die ursprünglich geplante Summe um einen fünfstelligen Betrag geändert hat. Aus vertraglichen Gründen wächst der Zuschuss an die katholische Kirche für die Kinderbetreuung in Oberkessach und Westernhausen – der Betrag wächst damit von 480.000 auf 500.000 Euro. Das sind also 20.000 Euro mehr als im Plan für das Jahr 2025 veranschlagt sind. Für die Straßenbeleuchtung in Winzenhofen, Sindeldorf und Marlach sind 280.000 Euro eingeplant. Die Arbeiten sollen im Zuge des Glasfaserausbaus erledigt werden, der in den Orten nun beginnen soll. Dadurch sei es möglich, dass Teile der Kosten durch das Telekommunikationsunternehmen übernommen werden. Weil die Rechts- und Beratungskosten zum Beispiel für Bebauungspläne gestiegen seien, werden knapp 45.000 Euro mehr eingeplant als für das aktuelle Jahr – für 2026 stehen also fast 135.000 Euro im Plan.
An einigen Stellen auch höhere Einnahmen als im Vorjahr
2026 rechnet Müller aber auch in manchen Posten mit höheren Einnahmen als für dieses Jahr: vor allem bei den Gebühren für Trink-, Schmutz- und Regenwasser. Die werden angehoben (Bericht folgt) – dadurch kommt Müller auf insgesamt etwa 365.000 Euro Mehreinnahmen.
Die Gemeinderäte sehen keinen großen Diskussionsbedarf. Rüdiger Volk, erster Stellvertreter des Bürgermeisters, bedankt sich bei Müller für die Arbeit: In anderen Terminen habe man gehört, „wie gut wir in Schöntal aufgestellt sind“. Auf Grundlage der vorgestellten Ansätze wird der Haushalt für 2026 vorbereitet und im Dezember zur Verabschiedung vorgelegt werden.
In einer früheren Version des Artikels hieß es, durch die Mehrseiten im Mitteilungsblatt müsse die Gemeinde 40.000 Euro bezahlen und die vorgestellten Projekte seien die Investitionen über 10.000 Euro, nicht die geänderten Planansätze. Die Stellen wurden korrigiert.
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