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Biberstaler Bergschnauferle
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Schlepperfest in Waldenburg: Diese Bulldogs lassen keinen kalt

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Erst bunte Parade, dann kundiges Plaudern: Das Schlepperfest des Vereins Biberstaler Bergschnauferle in der Ziegelhütte samt Ausfahrt zieht die eingeschworene Szene der Traktor-Fans erneut magisch an. 

Daumen hoch für ein wahres Schmuckstück: Lukas Fischer aus Erlach und Freundin Daria Schoch aus Witzmannsweiler vor seinem komplett generalüberholten Lanz-Bulldog, Baujahr 1940.
Daumen hoch für ein wahres Schmuckstück: Lukas Fischer aus Erlach und Freundin Daria Schoch aus Witzmannsweiler vor seinem komplett generalüberholten Lanz-Bulldog, Baujahr 1940.  Foto: Reichert, Ralf

Sonntag, 10.15 Uhr. Die große Schlepper-Parade rollt durch Waldenburg. Wer noch nicht wach ist, wird jetzt geweckt. Es rattert und knattert, zischt und faucht, schallt und knallt. Von der Ziegelhütte sind sie gestartet, jetzt haben sie die Ortsmitte erreicht. Am Ende der Haller Straße biegt der bunte Trecker-Treck auf die Hauptstraße: alt und neu, groß und klein, jung und alt.

Schlepperfest in Waldenburg: „Normal geht man für so was ins Museum“

Schwarzer Dampf zieht auf, es riecht nach Diesel. Plötzlich ist an der Kreuzung Highlife. Passanten winken, Zaungäste zücken ihr Handy. Lukas Schmeißer aus Oberginsbach sitzt auf seinem Kramer-Oldie, Baujahr 1933, und strahlt. Gerhard und Karin Blümler aus Reilingen sind zufällig da – und filmen ihn. „Gegen die Dexter-Rennen bei uns zu Hause ist hier angenehm“, schmunzeln sie.

Zu Hause heißt: Sie wohnen in der Nähe des Hockenheimrings. Und dort kann es „furchtbar laut werden, wenn der Wind falsch bläst“. So viele Schlepper auf einmal in Fahrt: Das haben sie noch nie erlebt. Persönlich bevorzugen sie lieber ihr Elektro-Auto, „ganz ohne Gestank“. Diese Ausfahrt historischer Schlepper erinnert sie an ihre Kindheit. „Normal geht man für so was ins Museum.“

Experten plaudern aus dem Nähkästchen beim Schlepperfest in Waldenburg

Zwischen 11 und 12 Uhr tuckern die meisten Schlepper aufs Festgelände der Biberstaler Bergschnauferle. Ein Insider schätzt, dass es 500 sind. Damit zählt das Treffen zu den größeren im Land. Zum 31. Mal plaudern Experten aus dem Nähkästchen und geraten Laien ins Staunen.


Zum Beispiel über diesen blitzblanken blauen Lanz, Baujahr 1940. Lukas Fischer aus Erlach sitzt am Steuer. Das Gefährt ruckelt und zuckelt, nicht von oben nach unten, sondern von hinten nach vorne. „Das liegt daran, dass der Kolben des Zylinders waagrecht eingebaut ist“, klärt der Besitzer auf. Dann weckt eine ohrenbetäubend laute Fehlzündung auch den letzten Camper auf, der vor Ort übernachtet hat.

„Das ist wie Cabrio-Fahren: Man sieht alles, nur viel langsamer“

Bernd Fegert aus Döttingen und Heribert Gentner aus Nagelsberg fachsimpeln ein paar Meter weiter über den giftgrünen Deutz, Baujahr 1954. 3000 Euro hat Fegert da reingesteckt – plus Arbeitszeit. Der Kfz-Meister hat den alten Motor in alle Einzelteile zerlegt. „Der Kolben war noch wie neu.“

Das zeugt von Qualität, sein Schwager Manfred Baier hatte den Schlepper in den 60er Jahren noch selbst in Gebrauch: auf einem Bauernhof in Herlebach: „Damals war so ein Bulldog eine wahre Errungenschaft. Er wurde zu fast allem eingesetzt und hat deshalb ganz schön viel auf dem Buckel.“ Ihm gefällt das Fest. Schwester Andrea Baier schwärmt: „Vor allem die Ausfahrt ist super. Das ist wie Cabrio-Fahren: Man sieht alles, nur viel langsamer.“ Man könnte auch sagen: pure Entschleunigung.

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