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Rufbus im südlichen Hohenlohekreis rollt drei Jahre weiter 

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Der Kreistag verlängert den Testlauf bis 2028, doch das Zusatzangebot polarisiert. Nicht alle Linien schneiden gut ab, bislang liegt die Strecke zwischen Öhringen und Untersteinbach bei den bestellten Fahrten mit weitem Abstand vorne. 

Solche Kleinbusse werden bei den bestellten Rufbus-Touren in der Regel eingesetzt. Zu später Stunde fahren auch Taxis, nur vereinzelt größere Busse.
Solche Kleinbusse werden bei den bestellten Rufbus-Touren in der Regel eingesetzt. Zu später Stunde fahren auch Taxis, nur vereinzelt größere Busse.  Foto: Reichert\, Ralf

Bei Anruf Bus: Das geht seit 1. Januar 2023 im südlichen Hohenlohekreis. Der dreijährige Testlauf endet am 31. Dezember 2025. Jetzt hat der Kreistag entschieden, den Rufbus auf den bisherigen fünf Strecken für weitere drei Jahre fortzuführen – mit kleinen Änderungen.

So viel kostet der Rufbus den Kreis 

Im Jahr 2023 kostete der Betrieb 112 200 Euro, im Jahr 2024 waren es 145 611 Euro. Die Abrufquote unter der Woche ist mittlerweile recht hoch: Erst waren es 34 Prozent, dann 45 und im ersten Quartal dieses Jahres 50 Prozent. Viel mehr erwartet der Kreis nicht, sodass sich die Kosten wohl bei rund 150 000 Euro per anno einpendeln werden. Damit können 29 Kreisräte auch bis 2028 gut leben, während 15 das Angebot am liebsten eingestellt hätten.

Rufbus ergänzt bestehendes Regelangebot

Das zeigt: Der Rufbus polarisiert. Er ergänzt das bestehende Regelangebot montags bis freitags sowie samstags um Fahrten am Abend. Sonntags fahren die Busse zwischen 9 und 20 Uhr alle zwei Stunden auf Abruf. Es gibt ebenfalls feste Fahrpläne und Haltestellen. Die Busse kommen aber nur, wenn die extra ausgewiesenen Fahrten zu den fixierten Zeiten bestellt wurden. Mindestens eine Stunde vor Beginn der Fahrt muss das telefonisch oder online erledigt sein. In der Regel fahren Kleinbusse, in den späten Abendstunden auch Taxis, nur in Einzelfällen größere Busse.

Spitzenreiter und Schlusslicht 

Die fünf Strecken laufen unterschiedlich gut. Mit weitem Abstand Spitzenreiter ist die Rufbus-Linie 38, die zwischen Öhringen und Untersteinbach verkehrt. Hier gab es 2024 rund 1250 Fahrten mit rund 3800 Fahrgästen. Ebenfalls gut im Rennen ist die R 35 zwischen Öhringen und Neuenstein mit rund 800 Fahrten und rund 1400 Fahrgästen. Es folgen die R 50 Öhringen-Zweiflingen (600/1000), die R 46 Bretzfeld-Dimbach (350/600) und abgeschlagen die R 42 Bretzfeld-Geddelsbach (100/150).


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Welche Auslastung ist die richtige? 

Eine mittlere Auslastung ist gut für das Rufbus-System, Im Schnitt ist diese bei dem Test-Modell des Nahverkehr Hohenlohekreis (NVH) gegeben. Wird es zu sehr genutzt, steigen die Kosten sprunghaft an. Dann ist es besser, die Fahrten in den Regelbetrieb zu übernehmen. Werden die Fahrten zu selten abgerufen, lohnt sich der ganze Aufwand nicht. Andererseits könnten schwache Strecken im Regelbetrieb so in das Rufbus-System verschoben werden, weil es da immer noch günstiger ist. Genau das will der NVH für die fünf Linien in den nächsten Monaten noch genauer prüfen. Und genau das ist es, was mit „kleineren Anpassungen“ gemeint ist. Im Grundsatz bleibt das Konzept aber gleich.

Auf den gesamten Kreis ausrollen? Das wäre viel zu teuer

Würden alle Fahrten des aktuellen Rufbus-Systems zu 100 Prozent abgerufen, müsste der Kreis über 200 000 Euro pro Jahr bezahlen. Bleibt es im Status quo, der als Variante A tituliert wurde, sind es rund 150 000 Euro. Hätte der Kreistag beschlossen, das Konzept schrittweise auf den ganzen Landkreis auszuweiten, wären jährlich zwischen 1,5 und zwei Millionen Euro pro Jahr fällig gewesen. Diese als Variante A vorgeschlagene Lösung wäre in der aktuell enorm angespannten Haushaltslage völlig illusorisch und keinem Kreisrat zu vermitteln gewesen.

Für und Wider: So reagieren die Kreisräte

Die Variante C wiederum könnte aber im Sommer 2028 beschlossen werden, wenn die Finanzen noch desaströser geworden sind (wofür einiges spricht) und auch der zweite Testlauf keinen durchschlagenden Erfolg vorweisen kann: vor allem auf den drei schwächeren Linien. Dies machen die Räte Achim Beck (FWV) und Michael Schenk (FDP) deutlich. Die CDU-Räte Andreas Insam („Wir müssen dringend freiwillige Leistungen sparen“) und Sören Döffinger („Man sollte das Geld eher in den Ausbau von Kreisstraßen stecken, auf denen reguläre Busse fahren“) lehnen wie die AfD die Fortführung ganz ab. SPD-Rätin Irmgard Kircher-Wieland („Ich fahre Rufbus, das sollte jeder mal ausprobieren“) sowie die Grünen-Räte Catherine Kern („Am liebsten würde ich das Angebot noch erweitern“) und Wolfgang Schüz („Es braucht Verlässlichkeit und Zeit, bis das System etabliert ist“) sind voll dafür.

Für Besitzer des Deutschlandtickets und aller gültigen Verbundausweise sind die Fahrten inklusive. Dies ist am häufigsten der Fall. Wer Einzeltickets löst, muss den normalen HNV-Tarif zahlen, der auch sonst für die bestellte Strecke anfallen würde. Dies kommt nur selten vor. Die Abfahrtszeiten stehen in den Fahrplänen auf www.nvh.de. Die Fahrten können von 8 bis 22 Uhr unter 07940 914477 oder jederzeit online angemeldet werden.

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