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Umstrittene Riesenbatterie
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Droht eine Umwelt-Katastrophe, wenn der Kupferzeller Netzbooster brennt?

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Ein Bürger befürchtet Pfusch beim Bau des Löschwasser-Rückhaltbeckens für die Kupferzeller Riesenbatterie. Die Baufirma dementiert, ein offizieller Test der Anlage steht noch aus.


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Lange gab es Proteste gegen das Großprojekt, doch seit Mitte vergangenen Jahres wird der Netzbooster gebaut. Neben dem Umspannwerk Kupferzell entsteht ein Stromspeicher, der ähnlich wie eine Riesenbatterie funktioniert. 

Landschaftsbild, Lärm, Brandgefahr: Bedenken gegen das Projekt rissen nie ab, nicht zuletzt durch die Tätigkeit einer Bürgerinitiative. Nun aber kommt ein neuer Vorwurf hinzu: Ein Hinweisgeber will Mängel beim Umweltschutz aufgedeckt haben. Rohre im Stauraumkanal seien minderwertig und die Fugen undicht – etwa 170 Stück auf 400 Meter Länge. Der Kanal führt zu einer Wanne. Sie soll im Brandfall das Löschwasser auffangen, das durch giftige Inhaltsstoffe der Batterien kontaminiert sein wird. Danach könne man es sicher abpumpen.

Netzbooster-Bau in Kupferzell: Whistleblower spricht eindringliche Warnungen aus

Undichte Fugen aber könnten bedeuten, dass im Brandfall kontaminiertes Löschwasser ins Grundwasser oder in öffentliche Kanäle sickert. Der Hinweisgeber macht einen sachkundigen Eindruck. Zu den unterirdisch verbauten Teilen meint er: „Absoluter Pfusch, das ist Bauschutt“. Zu Reparaturen: „Die versuchen, das mit Hausmitteln zu lösen. Hier geht es nur ums Sparen.“

Er hat offenbar Einblicke in Vorgänge auf der Baustelle, wird aber nicht konkreter. Nur so viel: Jeder Füllversuch bisher sei gescheitert. Der Tippgeber empfiehlt, die Mängel zu beheben, solange die Rohre noch nicht überbaut seien. Eine einfache Kanalsanierung reiche aber nicht. Ein Brand sei auch kein unrealistisches Szenario: In Kalifornien habe bereits ein Batteriespeicher gebrannt.

Der Netzbooster ist ein Batterie-Speicherkraftwerk. Strom produziert wird hier nicht – stattdessen speichert er in seinen Lithium-Ionen-Akkus Strom wenn zu viel im Netz ist, und gibt welchen ab, wenn die Kraftwerke weniger liefern als benötigt.
Der Netzbooster ist ein Batterie-Speicherkraftwerk. Strom produziert wird hier nicht – stattdessen speichert er in seinen Lithium-Ionen-Akkus Strom wenn zu viel im Netz ist, und gibt welchen ab, wenn die Kraftwerke weniger liefern als benötigt.  Foto: privat/TransnetBW

Warum sich die Baufirma sicher ist, dass in Kupferzell keine Katastrophe droht

Weder das Regierungspräsidium Stuttgart, das den Booster-Bau genehmigt hat, noch das Landratsamt Hohenlohekreis als Bauaufsichtsbehörde wussten auf Nachfrage von diesen Vorwürfen oder möglichen Problemen. Die Bauherrin, die Stromnetzbetreibergesellschaft Transnet BW, kann sich nicht vorstellen, woher diese Vorwürfe kommen. Sie denkt nicht, dass bei den Bauarbeiten etwas falsch gemacht worden ist – kann aber zum jetzigen Zeitpunkt auch nicht bestätigen, dass garantiert alles richtig verbaut wurde. Passiere ein Fehler, werde er nicht übergangen: Zwar könne immer mal etwas schiefgehen, aber „dann würden wir nicht einfach weitermachen“, sondern nachbessern, erklärt Pressesprecherin Kathrin Egger. Jener Bauabschnitt sei auch noch gar nicht abgeschlossen, der Fortschritt werde „regelmäßig überprüft“. Möglicherweise habe der Tippgeber den Stauraum-Kanal in unfertigem Zustand gesehen und daraus falsche Schlüsse gezogen.

Den Vorwurf von Pfusch am Bau weist Transnet zurück: „Das ist nicht unsere Art zu arbeiten.“ Egger schildert das Sicherheitskonzept und versichert: Man setze es exakt so um, wie es der Planfeststellungsbeschluss vorsehe. Dieser enthalte die allgemein gültigen Normen für die Dichtigkeit von Kanalsystemen. Gebaut werde folglich „nach aktuellen technischen Standards“ und unter Einhaltung aller Normen. So sei „gewährleistet“, dass Löschwasser nicht in das Grundwasser gelangen könne.

Wie der Kupferzeller Netzbooster auf Sicherheit überprüft wird – und wann dies geschieht

Egger versichert: „Selbstverständlich würden wir den Netzbooster nicht in Betrieb nehmen, wenn derartige Mängel vorlägen.“ Zuvor sei es Pflicht, die Dichtigkeit der Stauraumkanäle durch einen Test nachzuweisen: Flüssigkeit werde mit Druck durch die Leitungen gepumpt, um zu sehen, ob sie halten.

Nur: Eine offizielle Probefüllung des Stauraums hat noch gar nicht stattgefunden. Der Systemtest durch ein unabhängiges Fachunternehmen erfolge nach Abschluss aller Bauarbeiten – so stehe es in den Bauvorschriften. Wenn dann etwas nicht in Ordnung sei, müsse freilich die fertige Anlage wieder aufgerissen werden. Egger macht aber deutlich, dass Transnet um dieses Risiko wisse und daher gründlich genug bauen werde, um das zu verhindern.

Netzbooster in Kupefzell: Baurecht sieht noch einen zweiten Sicherheitstest vor

Ganz zum Schluss erfolge quasi als zweiter Sicherheitstest die baurechtliche Abnahme durchs Landratsamt. Dieses prüfe die Einhaltung aller Bauvorschriften, vor allem in Bezug auf Brandschutz. Erst dann gebe es die Betriebsgenehmigung. Und wenn danach doch was passiert? „Die Verantwortung für eine ordnungsgemäße Bauausführung und einen ordnungsgemäßen Betrieb der Anlage liegt beim Vorhabenträger beziehungsweise dem Betreiber“, so das Landratsamt.

Der Netzbooster ist ein Batterie-Speicherkraftwerk. Strom produziert wird hier nicht –  stattdessen speichert er in seinen Lithium-Ionen-Akkus Strom, wenn zu viel im Netz ist, und gibt welchen ab, wenn die Kraftwerke weniger liefern als benötigt. Solche Puffer und Speicher benötigt das Stromnetz der Zukunft, das hauptsächlich von erneuerbaren Energieträgern gespeist werden wird. Der Booster reguliert so aber nicht nur die Strommenge im Netz, sondern auch Spannung und Frequenz. Die Anlage soll eine maximale Leistung von 250 MW haben und eine maximale Energiemenge von 250 MWh speichern können. Die Kosten werden auf 188 Millionen Euro geschätzt. Baubeginn war im Juni 2024, Inbetriebnahme soll 2026 sein.

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Kommentare

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Edmund Lorenz am 06.04.2025 18:10 Uhr

Das Landratsamt versagt sogar im eigenen Haus beim Brandschutz mit falsch herum eingebauten Fluchttüren und beim Pflegeheim in Kocherstetten. Selbst der Kreisbrandmeister versagt und merkte nicht einmal nach einem Brand im gleichen Heim, das seit 2014 gesetzlich vorgeschriebe Rauchmelder nicht installiert sind.

Wie sollen diese Versager eine solch große Anlage prüfen können?

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