Wo der Hohenlohekreis im Jahr 2037 stehen soll
Bildung und Digitalisierung, Klimaschutz und Mobilität, Identität und Zusammenhalt: Diese Ziele hat der wiedergewählte Landrat Matthias Neth.

Bei seiner ersten Bewerbungsrede am 10. Juni 2013 hat er die Kreisräte mitgenommen auf eine virtuelle Kreisrundfahrt in einem NVH-Bus. In der zweiten Ansprache wählt Matthias Neth am 26. April 2021 das Stilmittel der Gedankenreise und festigt den Trip ins Jahr 2037 mit einem emotionalen Anker: seiner Tochter Cosima, die dann 18 Jahre alt sein wird und in einem Hohenlohekreis leben soll, der seine Hausaufgaben gemacht hat in puncto "Zukunftsfähigkeit, Nachhaltigkeit und Zusammenhalt".
Der Kreistag hat seinen Ausblick bei der Wahl vor einer Woche mit einem einhelligen Vertrauensbeweis goutiert.
Gute Bildung: Kinder- und Jugendhilfe steht am Anfang
Doch was verbindet der alte und neue Landrat mit diesen drei gewünschten Prägungen? Zunächst einmal "eine breite Auswahl an beruflichen Bildungsmöglichkeiten, die Pole Position bei der Digitalisierung und Antworten auf den demografischen Wandel". Am Anfang aller Bemühungen um eine gute Bildung stehe die Kinder- und Jugendhilfe: "Das Soziale wird eine neue Bedeutung erlangen." In den Berufsschulen müsse sich der Kreis "konsequent auf die geburtenstarken Jahrgänge vorbereiten". Eine stringente "Schulentwicklungsplanung" sei dafür maßgeblich.
Digitalisierung an Schulen: Kein Alleingang, sondern Gemeinden einbinden
Die Digitalisierung dominiere das Geschehen - nicht nur in den eigenen Berufsschulen. Neth will den Blick weiten: "Wir sollten als Kreis für unsere Gemeinden Angebote schaffen und sie unterstützen, damit nicht jede Schule den digitalen Wandel neu erfinden muss." Das Stichwort heißt "digitaler Hausmeister".
Kreis wächst weiter: Bevölkerung wird immer älter
Schnelles Internet bis in die letzten Winkel - das sei Pflicht: "Glasfaser muss an jeden Aussiedlerhof: von Bretzfeld bis Mulfingen und von Krautheim bis Zweiflingen." Der Hohenlohekreis werde weiter wachsen - als einer der wenigen Kreise im ländlichen Raum. Dies habe zur Folge, dass die Bevölkerung immer älter werde. Um deren Teilhabe und die Dienstleistungen der öffentlichen Hand zu sichern, "wird auch hier die Digitalisierung ein Schlüssel sein". Andere Gesundheitsleistungen würden nachgefragt. Wenn das neue Hohenloher Krankenhaus in Öhringen im Jahr 2024 in Betrieb gehe, sei man dafür gut gewappnet.
Mobilitätspaket kommt: Einstieg ins Rufbus-System?
Neth will den Klimaschutz forcieren und im Juli konkrete Antworten liefern: "sinnvolle Investitionen, enger Schulterschluss mit den Gemeinden, Fokussierung auf Fördermittel". Aus Bürgersicht sei die Mobilität das bestimmende kreispolitische Thema. "Gerade bei den Landesstraßen ist es uns gelungen, weit überdurchschnittlich viele Mittel in den Hohenlohekreis zu lotsen.
Jetzt müssen wir darauf achten, dass wir bei unseren Kreisstraßen nicht ins Hintertreffen kommen." Der ÖPNV spiele eine Schlüsselrolle, er müsse viel mehr sein als Schülerverkehr. "Dazu werden wir in unserer nächsten Sitzungsrunde ein Mobilitätspaket vorschlagen." Konkret: Einstieg ins Rufbus-System; Neubewertung von Radverkehr und Carsharing; Update des Ausbauprogramms für Kreisstraßen. Sein Plädoyer: "Lassen Sie uns Mobilität im ländlichen Raum neu denken." Dazu gehöre auch der Schienenverkehr.
Zusammenhalt stärken: Auch um die Eigenständigkeit zu bewahren
Neth möchte, "dass wir unsere Kreisidentität wahren und unsere Stärken klarer betonen". Die Förderung der Wirtschaft, die Vermarktung des Tourismus: Alles müsse auf den Prüfstand. Im Tourismus baut er auf "Kooperationen" und einen "klar definierten, eigenständigen Markenkern". Der Neubau des Landratsamts müsse jetzt beschlossen werden: "Wir wollen eine vernünftige Lösung, die zu uns passt." Neth will im Hohenlohekreis "einen Gegenentwurf schaffen" zu den "enormen Umwälzungen in der Gesellschaft". Er soll nicht "die Verwerfungen in den Mittelpunkt stellen, sondern den Zusammenhalt" und damit nicht zuletzt die "Eigenständigkeit" des Kreises bewahren.