Traumergebnis für Landrat Matthias Neth
Der Amtsinhaber vereint am Montag bei der Wahl im Kreistag alle 40 gültigen Stimmen auf sich und ist überwältigt von diesem einhelligen Votum.

Den Moment des Triumphs feiern Matthias und Jutta Neth zunächst auf Abstand. Er nimmt ihre Hand, beide schauen sich tief in die Augen. Der Applaus wird immer lauter, also steht der alte und neue Landrat auf und verneigt sich vor dem Kreistag, der ihn soeben mit einem beeindruckend einhelligen Votum im Amt bestätigt hat. Doch er will auch jetzt diesen Sieg mit seiner Ehefrau teilen. Und sucht ihre Nähe. Er umarmt sie, drückt sie ganz fest an sich, weil er weiß, was er ihr seit Sommer 2013 zu verdanken hat.
Amtsinhaber holt 100 Prozent der gültigen Stimmen
Das wissen auch (fast) alle Kreisräte und schenken ihm ein Traumergebnis. 43 sind wahlberechtigt, nur Catherine Kern (Grüne) fehlt bei der Sitzung am Montagnachmittag in Neuenstein entschuldigt, weil sie einen wichtigen Termin im Landtag hat. Und so schreiten 42 Kreisräte zur Wahlurne. 40 votieren für Neth, zwei Stimmzettel sind ungültig und werden deshalb nicht gewertet. Das heißt: Der Amtsinhaber holt alle 40 gültigen Stimmen, also 100 Prozent. Weitere Bewerber gibt es bei dieser Landratswahl nicht.
Nachdem Dieter Pallotta, stellvertretender Vorsitzender des Kreistags, das Ergebnis um 15.37 Uhr verkündet hat und fragt: "Nehmen Sie die Wahl an?", antwortet ein sichtlich bewegter Matthias Neth: "Ich nehme die Wahl unglaublich gerne an und sage herzlichen Dank für dieses großartige Ergebnis. Ich freue mich auf die nächsten acht Jahre." Nachdem Pallotta diese Freude erwidert hat, gibt Neth nochmals Einblick in seine Gefühlswelt: "Natürlich habe ich die Rückendeckung des Kreistags immer wieder gespürt, aber man darf sich in einer Demokratie nie ganz sicher sein, zumal teilweise auch schwierige Entscheidungen zu fällen waren", spielt er etwa auf die Schließung des Künzelsauer Krankenhauses an, was ihm viele Kreisstädter sehr übel genommen haben. Deshalb: "Ich bin ehrlich überwältigt und fühle mich unglaublich geehrt."
Neth schickt Kreisräte auf eine Gedankenreise
Geschickt schickt er die Kreisräte in seiner Bewerbungsrede auf eine "Gedankenreise" ins Jahr 2037. "Dann wird meine kleine Tochter 18 Jahre alt sein", so Neth. "Aber keine Sorge: Sie wählen den Landrat heute nicht bis dahin." Trotzdem will er für sie und alle Einwohner den Hohenlohekreis bis dahin weiter entwickeln, damit es sich lohnt, hier zu leben. Drei Eigenschaften sollen diesen Kreis dann prägen: "Zukunftsfähigkeit, Nachhaltigkeit, Zusammenhalt." Bildung und Digitalisierung, Klimawandel und Mobilität, Gemeinschaft und Identität lauten die konkreten Zielstellungen dahinter.

"Vor acht Jahren haben Sie mich gewählt, damit ich die großen Themen anpacke und unseren Kreis nach vorne bringe", sagt Neth. Die Bilanz könne sich sehen lassen. "Auch persönlich war diese Zeit für mich intensiv. Meine Frau und ich haben geheiratet, ein Haus gebaut, die Familie gegründet, unsere Eltern hierher geholt, die Wahlheimat gefunden." Und in die Augen seiner Tochter "darf ich jeden Tag real blicken". Er sehe darin das, "was beste Hohenloher Eigenschaften sind: Neugier, Lebensfreude, Zukunftslust." Sie stehe stellvertretend für die "nächste und übernächste Generation, für die wir unseren Kreis gestalten". Und: "Ich könnte mir keinen schöneren Platz vorstellen, um diese Aufgabe zu verwirklichen."
Auf Spekulationen zu seiner Zukunft hat er nie reagiert
Matthias Neth ist angekommen in Hohenlohe. Und er ist gekommen, um zu bleiben. Immer wieder hatte es Spekulationen gegeben über eine mögliche Bewerbung als Landrat in Heilbronn oder andere Tätigkeiten, etwa in der Landespolitik. Darauf hat Neth zu keiner Zeit öffentlich reagiert, weil er mit diesen Gedanken nie gespielt habe und solche Gerüchte nur von außen gekommen seien. Der Amtsinhaber hatte den Kreistag schon im November informiert, dass er wieder antritt. Bis zum Ende der Bewerbungsfrist am 22. Februar hatte sich kein weiterer Interessent gemeldet. Damit stand fest: Die Spannung ist raus - und eine deutliche Wiederwahl Neths zu erwarten, weil er im Kreistag einen sehr guten Stand hat.
Bei der Landratswahl 2013 ging es viel knapper zu
Bei der Landratswahl am 10. Juni 2013 musste ein zweiter Wahlgang her. Matthias Neth, der bis dahin Parlamentarischer Berater der CDU-Landtagsfraktion war, gewann mit 21 zu 18 Stimmen gegen den 51-jährigen Leitenden Ministerialrat Uwe Köhn. Diesmal war seine Bewerbung über alle Zweifel erhaben.
Zur Person
Matthias Neth wurde am 4. September 1979 in Bad Cannstatt geboren. Dort wuchs er auch auf. Er studierte Jura in Tübingen und Lausanne, sein Referendariat legte er am Oberlandesgericht Stuttgart ab. Anschließend studierte Neth Verwaltungswissenschaften in Speyer. Er arbeitete als Amtsleiter im Landratsamt Böblingen, weitere Stationen seiner beruflichen Laufbahn waren das Innenministerium, das Staatsministerium und der Landtag von Baden-Württemberg. Dort begann er im Mai 2011 als Parlamentarischer Berater der CDU-Fraktion. Am 23. Juli 2013 wurde er zum Landrat des Hohenlohekreises gewählt. Im zweiten Wahlgang schlug er den Leitenden Ministerialrat Uwe Köhn aus Stuttgart mit 21 zu 18 Stimmen. Matthias Neth wohnt in Öhringen und ist seit 2014 mit seiner Frau Jutta verheiratet, die als Finanzbeamtin in Heilbronn arbeitet. Am 10. Februar 2019 kam ihre Tochter Cosima zur Welt.