Wie das Wald- und Schlosshotel Friedrichsruhe Nachwuchskräfte anlockt
Von wegen "Keiner will mehr in die Gastronomie": Stellen im Wald- und Schlosshotel Friedrichsruhe sind so begehrt wie noch nie. Das hat mehrere gute Gründe.

Fachkräfte sind in allen Bereichen rar, besonders jedoch im Hotel- und Gaststättengewerbe. Im Wald- und Schlosshotel Friedrichsruhe indes haben im vergangenen Jahr so viele Auszubildende angefangen wie noch nie in der Hotelgeschichte. Insgesamt werden derzeit 30 Nachwuchskräfte im Zweiflinger Teilort ausgebildet. Alleine 17 begannen 2023 ihre Ausbildung. "Es war ein Selbstläufer in diesem Jahr", zeigt sich Hoteldirektor Jürgen Wegmann fast schon selbst überrascht. Woran könnte es liegen?
Eine immer größere Rolle spielen Ausbildungsmessen, wo man Werbung für sich machen kann, so erklärt man sich den Zulauf zum einen. Eine veranstaltet das Hotel selbst auf seinem Gelände. Im sogenannten Erlebnisbus kann man gewisse Inhalte der Ausbildung vor Ort testen. Oft gewinne man auf solchen Messen Praktikanten, die sich im Anschluss daran für eine Ausbildung entscheidend. Ebenso auffallend ist in diesem Jahr, dass auch der Anteil der Frauen relativ hoch ist.
Wald- und Schlosshotel Friedrichsruhe: Wohlfühlen spielt große Rolle bei Arbeitsplatzsuche
Nicht zu unterschätzen ist die soziale Komponente. "Ich denke, das soziale Umfeld ist im Stellenwert deutlich nach oben gerutscht, ebenso wie der Teamgedanke und dass man sich auch verwirklichen kann", ergänzt Wegmann. Genau an dieser Stelle habe man schon seit einiger Zeit angesetzt. Wohlfühlen spiele eine Rolle bei der Suche nach einem Arbeitgeber, ergänzt Wegmann.
Und das gilt zum Teil auch im Privatleben. Es gibt zwei Personalhäuser, in denen ein Teil der Kräfte auch wohnen kann. Insgesamt sind es derzeit 44. Und die gestalten ihr vorübergehendes Zuhause auch mit. Auszubildende der Küche konnten beim Küchenausbau helfen. Ebenso hat ein Team aus Azubis hat einen Kräutergarten angelegt. Mit den Pflanzen wird zum Teil selbst gekocht. Der Garten ist ein Treffpunkt nach Feierabend. So entstehe eine Gemeinschaft und auch das sei ein wichtiger Faktor, auf die Auszubildende scheinbar Wert legen.
Azubis verwirklichen sich bei selbst gewählten Projekten
Es gibt noch mehr Projekte wie die Lernküche, in der Spa- und Bistro-Mitarbeiter Gästen eigene Kunst- und Parfumkreationen zeigen. Einmal im Jahr etwa gibt es Projekte zu Themen wie Nachhaltigkeit. Neben der Qualifikation stehen auch Ausflüge und verschiedene "Event" auf dem Programm. In der hauseigenen Kaderschmiede können sich Mitarbeitende gezielt beruflich nach der Ausbildung weiterentwickeln. Der Schlüssel liegt laut Unternehmensphilosophie auch darin, wie man sich einbringen kann. "Natürlich kann man nicht alles umsetzen, aber wir versuchen natürlich viel zu ermöglichen", ergänzt Kollegin Violeta Pantic.
Andere Fachkräfte bezieht das Hotel direkt aus Italien
Und wie sieht es beim restlichen Personal aus? Auch hier sind pfiffige Lösungen gefragt. In Friedrichsruhe hat man schon vor über fünf Jahren begonnen zu handeln. Das Hotel beschäftigt zum Teil Fachkräfte aus Italien, wo man mit einem fünf-Sterne-Haus in Italien kooperiert (wir berichteten).
Fachkräftemangel kann man sich in dem Luxushotel nicht leisten. Die Auslastung der mittlerweile fünf Restaurants ist gut. Für 2023 spricht Hoteldirektor Jürgen Wegmann sogar von einem Rekordjahr. Die Auslastung sei wieder vergleichbar mit dem Vor-Coronajahr 2019.
Buchungsverhalten der Gäste hat sich verändert: Viele buchen spontaner
Verändert habe sich allerdings das Buchungsverhalten der Gäste, erklärt Wegmann. Derzeit werde deutlich spontaner gebucht. Ebenso hatte man zuletzt noch nie so viele "Longstayer" im Haus - das heißt Übernachtungsgäste, die zwischen acht und zehn Tage bleiben. 97 Prozent der Gäste kommen aus Deutschland, viele aus Bayern und aus Nordrhein-Westfalen. Aber auch international sei das Wald- und Schlosshotel beliebt: vor allem in den Benelux-Ländern.
Wald- und Schlosshotel hat fünf Restaurants und zwei Sterne
Das Wald- und Schlosshotel hat fünf Restaurants im Portfolio. Am bekanntesten ist das Gourmet-Restaurant Le Cerf. In der Jägerstube gibt es regionale Gerichte, besonders urige Atmosphäre versprüht die Waldschänke. Neu ist die Flammerie und etabliert das Spa-Bistro.
Die Jägerstube und das Spa-Bistro haben täglich geöffnet, das Gourmet-Restaurant vier Tage, die Waldschänke und die Flammerie jeweils fünf Tage in der Woche. Chefkoch im Wald- und Schlosshotel ist Boris Rommel, der fürs Le Cerf zwei Michelinsterne trägt.