Wie Künstliche Intelligenz in der Verwaltung eingesetzt werden kann
KI bietet viele Möglichkeiten für die öffentliche Verwaltung. Wo sehen Hohenloher Kommunen Einsatzgebiete und wo wird sie heute bereits für viele unentdeckt verwendet?

Betrachtet man die Möglichkeiten und Fähigkeiten Künstlicher Intelligenz (KI), scheint kaum ein Sektor geeigneter für deren Einsatz als die öffentliche Verwaltung. Zahllose standardisierte Prozesse werden dort Tag ein Tag aus von Mitarbeitern bearbeitet, die man - ohne diese geringschätzen zu wollen - gut und gerne einer Maschine überlassen könnte. Ein Beispiel für KI in der Verwaltung ist das Steuerportal Elster. Das hat zwar seine Tücken, man denke nur an die komplizierte Grundsteuererklärung, die auch viele Hohenloher verzweifeln ließ. Es hat aber genauso Vorteile, etwa die vollständig elektronische Abwicklung der Steuererklärung.
Was vielen Nutzern nicht bewusst ist: Bis zur Bewilligung und zum Steuerbescheid vom Finanzamt Öhringen übernehmen bei Elster inzwischen meist vollständig programmierte Algorithmen die Arbeit - sofern es keine Auffälligkeiten gibt. Wie in einer Publikation des Fraunhofer Instituts aus dem Jahr 2020 zum Thema "Künstliche Intelligenz in der öffentlichen Verwaltung" zu lesen ist, funktioniert das folgendermaßen: Ein sogenanntes Risikomanagementsystem filtert Fälle heraus, die auf ein erhöhtes Betrugsrisiko hindeuten oder Ungereimtheiten enthalten. Nur diese Fälle werden dann an die Mitarbeiter des Finanzamts weitergeleitet und manuell geprüft. Das führt zur Entlastung bei den Mitarbeitern, die dann für anspruchsvollere Tätigkeiten mehr Zeit haben. Außerdem geht die Bearbeitung schneller, denn die KI ist nicht an die Arbeitszeiten der Behörde gebunden.
Probleme und Chancen
Das Problem solcher Systeme ist einerseits, dass es bei Fehlentscheidungen der KI zu Fragen der Haftung kommen kann. Fehler können im Zweifelsfall schwer nachvollziehbar sein und nur von IT-Fachleuten behoben werden. Berührungsängste und Angst vor von KI getroffenen Entscheidungen kommen hinzu.
Viele Entscheidungen in Behörden leiten sich jedoch direkt aus Gesetzen ab. Eine darüber hinausgehende Interpretation der Situation oder des Sachverhalts ist häufig nicht notwendig und wird auch im normalen Verwaltungsalltag nicht angewandt. Ein Beispiel, dass auch das Fraunhofer Institut aufführt, sind Anwohner-Parkausweise in Städten. Dabei muss lediglich geprüft werden, ob ein Antragssteller die Voraussetzungen, also Wohn- oder Gewerbeadresse im entsprechenden Stadtgebiet, erfüllt. Allein auf Basis der vorhandenen Einwohnerdaten könnte der Parkausweis erstellt werden.
Künzelsau ist interessiert
Wären solche Anwendungen auch in Hohenloher Stadtverwaltungen denkbar? "Wir verfolgen die Entwicklungen in diesem Gebiet und sondieren, in welchem Bereich und zu welchem Zeitpunkt wir KI zur Erleichterung und Optimierung unserer Arbeit anwenden können", sagt Elke Sturm, Sprecherin der Stadt Künzelsau, auf Nachfrage der HZ. "KI-Systeme können dazu beitragen, administrative Prozesse zu automatisieren, beispielsweise bei der Bearbeitung von Anträgen oder der Verwaltung von Dokumenten", so Sturm weiter. Vorstellbar seien aus heutiger Sicht beispielsweise sogenannte Chatbots, also textbasierte Dialogassistenten (siehe Hintergrund). "Chatbots und Sprachassistenten können in der Kommunikation mit Einwohnerinnen und Einwohnern eingesetzt werden, um Anfragen zu beantworten oder Informationen bereitzustellen."
Bedenken äußert Sturm hinsichtlich des Datenschutzes und moralisch ethischer Grundsätze. "Wir werden daher auch in Zukunft sorgfältig prüfen müssen, welche Anwendungen sinnvoll und ethisch vertretbar sind." Dass KI auch in der Verwaltung in absehbarer Zeit vermehrt eingesetzt werde, sei aus Sicht der Stadt Künzelsau eine logische Konsequenz. "Dafür müssen aber unter anderem auch die Rahmenbedingungen bei unseren externen Dienstleistern geschaffen werden. Unser kommunales Rechenzentrum arbeitet bereits an Lösungen. Wir sind hier in regelmäßigem Kontakt und haben bereits Interesse an der Einführung eines Chatbots in einem Pilotprojekt signalisiert", berichtet Sturm.
Kleine Gemeinde hofft auf Hilfe von höherer Stelle
In Dörzbach ist man dagegen noch nicht ganz so weit in den Überlegungen. Man wende KI derzeit nicht gezielt an, "dazu müssten uns dann auch das Rechenzentrum Komm.one entsprechende Programme zur Verfügung stellen und der Gesetzgeber auch die rechtlichen Grundlagen dafür schaffen", antwortet Bürgermeister Andy Kümmerle auf Anfrage der HZ. "Was wir schon durchgeführt haben, ist das Befahren unserer Straßen und Feldwege mit einem speziellen System, das automatisch Straßenschäden erfasst, auswertet und dan berechnet, wie lange dieser Weg noch befahrbar ist und ab wann wir an eine Sanierung denken sollten." Solche Systeme könne man sich gut vorstellen, zu nutzen, die seien aber aktuell sehr teuer.
Die Stadt Heidenheim nutzt bereits seit 2018 einen "Bürger-Chatbot" namens "Kora". Dieser kann laut Webseite der Stadt einfache Fragen zum Personalausweis und Reisepass beantworten. Darüber hinaus kann "Kora" einfache Fragen zu Öffnungszeiten, Stadtteilen, Anfahrtsbeschreibungen, Ehrenbürgern, Partnerstädten oder zuständigen Stellen beantworten sowie aktuell noch zu Corona.