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Wie funktioniert der Gemeindeverwaltungsverband im Kochertal?

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Anfang des Jahres haben Weißbach, Forchtenberg und Niedernhall weitere Teile ihrer Verwaltung in den Gemeindeverwaltungsverband Mittleres Kochertal (GVV) zusammengelegt. Das bedeutete für viele Angestellte einen Umzug und neue Aufgaben. Wie ist das Resümee nach knapp einem Jahr? Und was bedeutet die Zusammenlegung für die Eigenständigkeit der Kommunen?

Die Kochertalgemeinden verbindet seit einigen Jahren mehr als nur der namensgebende Fluss. Teile der Verwaltung von drei Gemeinden wurden zusammengelegt.
Die Kochertalgemeinden verbindet seit einigen Jahren mehr als nur der namensgebende Fluss. Teile der Verwaltung von drei Gemeinden wurden zusammengelegt.  Foto: Archiv/Yvonne Tscherwitschke

Seit dem Jahr 2018 besitzen Weißbach, Forchtenberg und Niedernhall eine gemeinsame Kämmerei. Zum Januar dieses Jahres wurden nun auch das Bau- sowie das Hauptamt im Gemeindeverwaltungsverband Mittleres Kochertal (GVV) zusammengelegt. Wie ist das erste Resümee? Und vor allem: Folgt als nächstes eine komplette Fusion der drei Kommunen?

Gibt es eine Fusion der drei Kommunen?

Letztere Frage beantwortet Alfons Rüdenauer mit einem Lachen, aber auch einem bestimmten „Nein, auch wenn manche das immer noch befürchten.“ Vielmehr glaubt der Leiter des GVV-Hauptamtes (siehe Info am Ende), dass in Zukunft vermehrt Kommunen zusammengelegt werden müssen, da gerade kleinere Gemeinden den immensen und anwachsenden Verwaltungsaufwand, angefangen bei der Digitalisierung bis zum neuen Haushalts- und Grundsteuerrecht, kaum noch stemmen könnten. „Da ist es doch besser, das freiwillig anzugehen und sich auszusuchen, in welchen Bereichen man zusammenarbeiten möchte“, findet Rüdenauer. Und: „Es war der richtige Weg.“

Die Mitarbeiter der drei Gemeinden mussten sich jedoch für den Zusammenschluss komplett neu organisieren, viele sind jetzt an einem anderen Standort als ursprünglich im Einsatz. „Das war aber alles freiwillig und wurde von Anfang an äußerst transparent kommuniziert“, so Rüdenauer.

Im Rathaus Niedernhall hat das Hauptamt des GVV seinen Sitz, ..
Im Rathaus Niedernhall hat das Hauptamt des GVV seinen Sitz, ..  Foto: Archiv/Henry Doll

Wie kam es zum GVV?

Doch warum genau diese drei Kommunen? „Wir arbeiten schon seit Anfang der 19070er Jahre bei Flächennutzungsplänen auf freiwilliger Basis zusammen“, sagt Rüdenauer. Somit war es ein logischer Schritt. Rüdenauer ist es wichtig zu betonen, „dass die Gemeinden alle ihre Eigenständigkeit behalten.“ So habe jede Gemeinde immer noch die Entscheidungshoheit. „Wir erledigen Aufgaben im Namen der Gemeinde.“

Neben den Flächennutzungsplänen wurde lediglich das Standesamt gänzlich in GVV Hände gelegt. Zwar seien so die Wege im Einzelfall größer, „aber man muss ja nicht täglich ins Standesamt“, so der Hauptamtsleiter. So konnte man auch Mitarbeiter sparen. Wo früher sechs Standesbeamte tätig waren, sind es jetzt noch drei.


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„Klar war aber von Anfang an“, sagt Rüdenauer, „dass es keine Kündigungen gibt. Höchstens neue Arbeitsplätze, aber jeder konnte frei äußern, was er möchte.“ Das bestätigt seine Stellvertreterin Annika Steinhilber, die im Büro nebenan sitzt. „Ich war vorher Hauptamtsleiterin in Weißbach“, erzählt sie. „Viele fragen mich, ob es jetzt nicht ein Rückschritt ist, Stellvertreterin zu sein. Aber überhaupt nicht. Denn die Aufgaben sind ja viel größer und auch vielfältiger geworden.“

Seit der Zusammenlegung sei es leichter geworden, Mitarbeiter zu finden, erklärt Forchtenbergs Bürgermeister Michael Foss, der momentan den alle fünf Jahre wechselnden Vorsitz des GVV inne hat. Denn wie sich gezeigt hätte, ist der GVV, der für insgesamt rund 11.000 Einwohner sowie mehrere Kindertagesstätten und Schulstandorte zuständig ist, als Arbeitgeber wesentlich attraktiver als eine kleine Gemeinde.

„Es gibt neue Sachverhalte und Aufgaben, man schaut über seinen Tellerrand hinaus“, so Rüdenauer. „Das ist wirklich spannend, das hätte ich vor zehn Jahren noch nicht geglaubt“, sagt er lachend. „Aber alle werden immer mehr Experten, weil sie sich nicht mehr um alles kümmern müssen.“ Das sei gut für die Qualität. Auch seien nun, dank größerer Teams, Vertretungen wesentlich einfacher zu regeln. Die Zusammenarbeit zwischen den Ämter sei hervorragend, erklärt Rüdenauer und zeigt auf ein Stück Kuchen, das am Morgen von einer Kämmerei-Mitarbeiterin – mit Sitz in Forchtenberg – in Niedernhall vorbeigebracht wurde.

... während in Weißbach in Zukunft das Bauamt unterkommt, ...
... während in Weißbach in Zukunft das Bauamt unterkommt, ...  Foto: Archiv/Henry Doll

Die Synergien des GVV

Anfänglich habe es noch kleinere Probleme gegeben, gibt Rüdenauer zu. „Doch wir konnten dieses Jahr ja schon von der Erfahrung aus der Zusammenlegung der Kämmerei profitieren.“

Die Synergien, die im GVV erschaffen wurden, so Rüdenauer, seien hervorragend. Aber auch Dinge, wie ein gemeinsamer Server, gemeinsame Programme und vieles mehr, würde den Gemeinden helfen. „Gemeinsamkeit schafft Stärke“, befindet Rüdenauer deshalb.

Info: Wie ist der GVV Mittleres Kochertal aufgebaut?

Der Gemeindeverwaltungsverband Mittleres Kochertal (GVV) gliedert sich in drei Ämter, jedes davon sitzt in einer der Gemeinden – beziehungsweise wird dort sitzen, wenn in Weißbach der Rathaus-Anbau fertig ist. Die Finanzverwaltung, die bereits im Jahr 2018 zusammengelegt wurde, kümmert sich um Themen wie Haushalt, Rechnungen, EDV und Versicherungen. Mit 15 Mitarbeitern ist sie das größte Amt des GVV und sitzt deshalb auch in der einwohnermäßig größten Stadt Forchtenberg.

... und in Forchtenberg die Kämmerei ihren Platz hat.
... und in Forchtenberg die Kämmerei ihren Platz hat.  Foto: Archiv/Oliver Färber

Im Bauamt, dessen derzeit sechs Mitarbeiter in Zukunft in Weißbach sitzen sollen, werden unter anderem Grundstücke, Mieten sowie das Gebäudemanagement geregelt. Dann gibt es noch das Verbandshauptamt mit Sitz in Niedernhall. Kernstück ist das Personalmanagement – die drei Gemeinden haben über 280 Mitarbeiter. Aber auch öffentliche Einrichtungen gehören zu den Aufgaben der zehn Mitarbeiter. Neben dem Standesamt wird auch die Durchführung großer kommunaler Veranstaltungen wie der Weihnachtsmärkte hier organisiert.

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