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Wie es zu den Corona-Ausbrüchen in zwei Hohenloher Lokalen kam

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Nach zahlreichen Infektionen in einer Öhringer Shisha-Bar sowie einer Pfedelbacher Disko betreiben die zuständigen Verwaltungen und Behörden Ursachenforschung. Klar ist: Es gab offenbar eklatante Verstöße bei der vorgeschriebenen Kontaktdaten-Erfassung. Strengere Kontrollen sollen folgen.

von Christian Nick
Proben für einen PCR-Test werden von einem Laboranten verpackt. Themenfoto: dpa
Proben für einen PCR-Test werden von einem Laboranten verpackt. Themenfoto: dpa  Foto: Sina Schuldt/dpa/Symbolbild

Sie sind laut Landratsamt der Grund für die in den vergangenen zwei Wochen stetig gestiegenen Corona-Fallzahlen: zwei Cluster-Ausbruchsgeschehen am Wochenende vom 17. bis 18. Juli. Zahlreiche - vorwiegend junge - Menschen haben sich dabei in der Öhringer Shisha-Bar "Metropol" sowie im Pfedelbacher Club "Gentele" angesteckt. Was sind die Hintergründe? Und wie konnte es dazu kommen, dass die Behörden nun öffentlich an die Gäste appellieren müssen, ihre Kontakte zu reduzieren?

Den Ausgang markiert die besagte Öhringer Shisha-Bar. Denn wie Pfedelbachs Bürgermeister Torsten Kunkel der Hohenloher Zeitung berichtet, sollen viele der Gäste, die in der späten Nacht dann in der Pfedelbacher Disko weiterfeierten, zuvor auch dort gewesen sein. Wie viele Personen es aber überhaupt waren? Das weiß aktuell niemand so genau: "Das kann ich nicht sagen, weil wir nicht wissen, ob sich alle Anwesenden auch auf der Liste eingetragen haben", sagt Axel Schramm, Leiter des Öhringer Ordnungsamts.

 


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Wie viele Menschen feierten, ist unklar

Wie viele denn auf dieser Liste stehen? "So um die 55". Und wie viele Menschen kraft gültiger Corona-Vorschriften überhaupt in der Raucher-Bar gewesen sein dürfen? Auch das könne er momentan nicht sagen, so Schramm: "Weil ich die genaue Quadratmeter-Zahl des Lokals im Augenblick nicht kenne." Sicher indes ist: Die Liste zur vorgeschriebenen Kontaktdaten-Erfassung ist in dem Öhringer Wasserpfeifen-Lokal nicht korrekt geführt worden: "Es gibt hier Mängel", bestätigt Schramm, dessen Amt als Ortspolizeibehörde für die Kontrolle und Überwachung ebendieser Erfassungs-Pflicht zuständig ist. Die Daten seien nicht vollständig.

Ist besagtes Lokal zuvor schon wegen Verstößen gegen die Corona-Verordnung oder die Daten-Dokumentationspflicht aufgefallen? Nein, sagt der Amtsleiter. Ordnungsbehörde und Polizei hätten zuvor keine einschlägigen Verstöße festgestellt. Nun werde man mit dem jungen Betreiber ein Gespräch führen, dem ein empfindliches Bußgeld droht.

Ordnungsamt: Jedem Hinweis wird nachgegangen

Wie wird die Datenerfassung in der Praxis überhaupt überwacht? Spezielle Corona-Kontrollen führe der städtische Vollzugsdienst gegenwärtig nicht durch - aber die Mitarbeiter gingen im Rahmen des üblichen Dienstes vor Ort in die Betriebe, um zu schauen, "ob überhaupt eine solche Liste da ist und ordnungsgemäß geführt wird". Ein Abgleich mit den anwesenden Personen werde, konzediert der Amtsleiter, dabei aber keineswegs immer gemacht. Jedem Hinweis oder konkreten Verdacht werde aber nachgegangen, betont Schramm. Auch künftig habe man ein besonders reges Auge darauf.

Wie viele Verstöße bei der Listen-Führung in den vergangenen vier Wochen stadtweit denn festgestellt wurden? "In der Vergangenheit gab es schon welche, aber diesen Monat bisher nur in der Shisha-Bar." Schramm deutlich: "Das Verständnis für Maßnahmen wie die Datenerfassung geht leider zurück."


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Elektronische Erfassung statt Zettelwirtschaft gefordert

Das weiß auch Pfedelbachs Rathauschef Kunkel: Er plädiert dafür, statt auf Fantasie-Angaben auf Zetteln endlich auf elektronische Erfassung - etwa per Luca-App - zu setzen. Die Vorkommnisse in der Pfedelbacher Disko? "Wir sind gerade in Zusammenarbeit mit dem Öhringer Ordnungsamt bei der Prüfung - und werden dann auch reagieren." Auch besagter Club sei jedenfalls bisher nicht einschlägig aufgefallen. "Ich bin überrascht, dass das jetzt so massiv kommt."

Die Daten-Liste im "Gentele"? Die ist offenkundig das Papier nicht wert, auf dem sie steht - wie Kunkel auf Nachfrage berichtet. "Offenbar haben die Betreiber das nicht ernst genommen." Ob dies dort überhaupt schon einmal kontrolliert worden ist? "Davon gehe ich aus", so Kunkel. Es werde in Zukunft jedenfalls häufiger kontrolliert als bisher, kündigt der Bürgermeister an.

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Kommentare

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Wilfried Binder am 27.07.2021 17:34 Uhr

.... die sich regelkonform verhalten, müssen wegen Egoismen, Dummheit, Ignoranz, Querulanz etc., d.h. wegen einer Minderheit, bei dann steigender Inzidenz, erneut Einschränkungen hinnehmen!

Sorry, aber dafür habe ich zwischenzeitlich kein Verständnis mehr!!!

Aktuell hat jeder die Möglichkeit sich impfen zu lassen. Deshalb sollte zum Besuch bestimmter (Party-)Lokalitäten die 3G-Regel obligatorisch sein. Testnachweise natürlich nur bei seriösen Testcentern mit medizinisch-/pharmazeutischem Personal und kostenpflichtig(!) .... liese garantiert auch die Bereitschaft zur freiwilligen, kostenlosen Impfung in diesem Personenkreis sprunghaft ansteigen.

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