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Wie der Netzbooster in Kupferzell einmal aussehen könnte

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Nach mehrmonatiger Pause tagte das "Forum Energiedialog" erstmals virtuell. Die Gretchenfrage der Notwendigkeit der Riesenbatterie in Kupferzell ist weiter nicht für alle Seiten beantwortet. Eine Neuigkeit gibt es indes: Erstmals wurde eine Visualisierung präsentiert.

von Christian Nick
Während die Streitpunkte die alten blieben, gab es ein Novum: Erstmals wurde eine Visualisierung des möglichen Aussehens der Anlage präsentiert.
Visualisierung: Transnet
Während die Streitpunkte die alten blieben, gab es ein Novum: Erstmals wurde eine Visualisierung des möglichen Aussehens der Anlage präsentiert. Visualisierung: Transnet  Foto: Nick, Christian

Es war eine doppelte Premiere: Nach mehrmonatiger Pause tagte der örtliche Vermittlungsausschuss wieder – erstmals virtuell und nachträglich im Netz auch für die Öffentlichkeit anschaubar. Neben den Repräsentanten von Transnet, Gemeinde und Bürgerinitiative „Ein Herz für Hohenlohe“ (BI) waren diesmal Christoph Maurer, Geschäftsführer des Unternehmens Consentec, das die Idee des Netzboosters für den Projektierer entwickelt hat, zwei Vertreter der Bundesnetzagentur sowie auch Anja Hentschel, Professorin für Umwelt- und Energierecht an der Hochschule Darmstadt, geladen, um ihre Expertisen abzugeben.

Debatten Mehr als drei Stunden lang wurde denn auch eifrig präsentiert und debattiert. Besonders im Fokus: die zentrale Frage der energiepolitischen Notwendigkeit der Anlage in Kupferzell und die Aspekte des Genehmigungsverfahrens.


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Bevor es an den Bau gehen kann, ziehen mindestens noch zwei Jahre und wohl auch juristische Verfahren ins Land.
Foto: Archiv/dpa
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Bau des Kupferzeller Netzboosters soll frühestens 2023 beginnen


Befürworter: Anlage ist rechtmäßig und notwendig

Zunächst an der Reihe: Transnet und deren Technik-Entwickler. Essenz des Vortrags von Christoph Maurer: Der Booster sei gerechtfertig, da er langfristig Netzkosten senke und die bestehenden Stromleitungen höher auslaste. Kupferzell sei ein geeigneter Standort, aber es gebe auch andere mögliche Örtlichkeiten. Der Vertreter der Bundesnetzagentur verdeutlichte ebenfalls erneut, dass der energiewirtschaftliche Bedarf der Anlage am Standort Kupferzell vor der Aufnahme in den Netzentwicklungsplan (NEP) eingehend geprüft und bejaht worden sei. 

TransnetBW-Chef Werner Götz betonte, Kupferzell sei unter anderem wegen „der größten prozentualen Reduzierung der Leitungs-Auslastung am besten für den Piloteinsatz geeignet“. Die Verpflichtung zum Bau sei durch die Bestätigung im NEP gegeben. Man bereite aktuell nun die Unterlagen für das Planfeststellungsverfahren vor.

Genehmigung ist kein Selbstläufer, aber wahrscheinlich

Umwelt- und Energierechtsexpertin Hentschel erklärte, in ebendiesem Verfahren würden weiterhin Alternativen geprüft. Allein: „Es muss der Standort gewählt werden, der das Beste in sich vereint.“ Eine Versagung der Genehmigung sei auch in dieser Phase prinzipiell noch möglich, so die Professorin. Eine entsprechende Gerichtsentscheidung werde jedoch aus ihrer Warte nur dann fallen, „wenn sich eine andere Variante aufdrängt“. Dann könne die Genehmigung selbst von Behördenseite noch versagt werden.

Interessen Die vorgetragenen Argumente vermochten erwartungsgemäß die Vertreter der Anti-Booster-BI, Birgit und Marion Kühnle, nicht zu überzeugen: Kupferzell sei „definitiv der falsche Standort, weil wir schon eine große Kumulation von Infrastruktur in der Gemeinde haben. Das ist genug.“ Es gebe viele alternative Netzknotenpunkte, die indessen als Standort in Frage kämen – besonders in Bereichen stillgelegter oder stillzulegender Kernkraftwerke. „Die sind auch gegen Luftangriffe geschützt“, so BI-Mitbegründerin Marion Kühnle.

Gegner sehen Argumentation von Transnet kritisch

Viele Gesichter und viele Positionen: Erstmals kam der Arbeitskreis virtuell zusammen: Doch die Standpunkte sind weiterhin oft diametral entgegengesetzt.
Foto: Nick
Viele Gesichter und viele Positionen: Erstmals kam der Arbeitskreis virtuell zusammen: Doch die Standpunkte sind weiterhin oft diametral entgegengesetzt. Foto: Nick  Foto: Nick, Christian

Die Versorgungssicherheit sei doch „bis 2030 durch die vorhandene Infrastruktur auch ohne Netzbooster gewährleistet“. Letztlich seien Profitinteressen und die Gewinnung von Marktmacht die eigentlichen Motive des Projektierers, so das Geschwisterpaar: „Wir wollen nicht die Drehscheibe für den Stromhandel Europas werden.“

Weniger Netzausbau und „dezentrale Lösungen“ sollten die Devise sein. Die Nicht-Aufnahme ins Bundesbedarfsplangesetz bedingt aus ihrer Sicht Sicherheitsmängel sowie defizitären Umweltschutz. „Ihnen kann eigentlich nichts Besseres passieren, als dass die Maßnahme nicht im Bundesbedarfsplan steht“, so der Vertreter der Bundesnetzagentur: „Denn somit ist die Frage, ob ein solcher Bedarf besteht, nicht autoritativ vom Gesetzgeber entschieden worden, sondern vom Vorhabenträger gegenüber der Genehmigungsbehörde darzulegen.“ So böten sich für Gegner überhaupt noch Optionen, gegen das Projekt vorzugehen.

Gemeinde will jetzt mitgestalten

Fazit des digitalen Booster-Gipfels? Die Gretchenfrage – ob und warum die Anlage gerade nach Kupferzell kommen muss – wurde für Bürgermeister Christoph Spieles trotz der zahlreichen Darlegungen „nicht grundlegend beantwortet“.

Dennoch werde man ebendiese Frage zukünftig aus dem Ausschuss ausklammern, sagt Spieles zur HZ: „Die Frage des Ob wird juristisch geklärt. Auch wenn wir die Anlage nicht wollen, werden wir jetzt den Arbeitskreis nutzen, um frühzeitig kritisch-konstruktiv Einfluss auf das Wie zu nehmen.“ Und die Position der BI? Dort will man weiterhin aktiv gegen das Projekt kämpfen.

 
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