Weihnachtsgeschäft: Einzelhändler in Künzelsau und Öhringen ziehen Bilanz
Umfrage in den Innenstädten von Künzelsau und Öhringen zeigt Spannungsfeld zwischen Zufriedenheit und Zukunfstsorgen.

Die Adventszeit ist im Einzelhandel traditionell die umsatzstärkste Zeit des Jahres. Die Kauflaune steigt bei den Konsumenten stetig, je näher das Weihnachtsfest rückt. Setzt sich das auch 2022 fort oder verpassen Krieg und Inflation dem Handel nach überstandener Pandemie den nächsten Dämpfer?
In Künzelsau ist die Stimmung in der Woche vor dem Fest überwiegend optimistisch. "Ich bin positiv überrascht, in Anbetracht der vielen Krisen", sagt Patrick Köhler, Vorsitzender der Werbegemeinschaft über das Weihnachtsgeschäft. Bei Sportivo Männer habe er vor allem den Schnee und die Kälte gespürt - also beim Konsumverhalten. "Männer kaufen stark nach Bedarf", erklärt Köhler. So seien warme Winterkleidung, Handschuhe und Mützen eben vor allem bei entsprechendem Wetter gut zu verkaufen.
Umdenken stattgefunden

"Verhalten", läuft das Weihnachtsgeschäft bei Lotta, wie Inhaberin Christiane Bürkert berichtet. Der kleine Laden in der Schlossgasse hat Deko, Schmuck und eine Auswahl an Kleidung und Kindersachen im Angebot. Woran die Flaute liegt, kann sich Bürkert nicht erklären. Immerhin sei diese Woche nun etwas besser gelaufen. Weiter oben in der Hauptstraße bei Breuninger Lieblingsdinge ist man zufrieden. Zwar sei das Vor-Corona-Niveau noch nicht wieder erreicht, aber "es läuft gut", resümiert Christine Fischer. Generell habe seit Corona ein Umdenken stattgefunden, so ihr Eindruck. "Die Menschen kaufen bewusster, eher wertig und weniger Masse", so Fischer.
Die Leute lassen sich immer mehr Zeit mit den Weihnachtseinkäufen, schildert Stefan Müller von Juwelier Müller seinen Eindruck vom Kundenverhalten. Früher habe sich das Geschäft mehr verteilt. In diesem Jahr käme die zusätzliche ganze Woche nach dem vierten Advent bis Weihnachten dazu. Er erwarte auch an Heiligabend noch einige Kurzentschlossene, so Müller. Aber schon jetzt zeigt er sich zufrieden und sieht einen Aufwärtstrend: "Die Leute wollen raus, gönnen sich wieder was."
Bei der Buchhandlung Lindenmaier und Harsch hingegen ist das Weihnachtsgeschäft verhältnismäßig früh losgegangen, berichtet Annegret Harsch. "Schon vor der ersten Adventswoche." Doch auch jetzt, die letzten Tage vor dem Fest, steige der Andrang nochmal. "Bücher bieten sich gut als Last-Minute-Geschenk an", findet sie.
Bewusstsein für Gesundheit
In Öhringen ist Norbert Gross, Inhaber des Intersport Gross, "im Großen und Ganzen sehr zufrieden" mit dem Umsatz in der Weihnachtszeit, der deutlich besser sei als im vorherigen Jahr. "Aktuell ist alles für den Wintersport gefragt". Mit Corona steige das Bewusstsein für Gesundheit, meint er.
"Die Lage ist sehr herausfordernd, aber wir lieben die Herausforderung", fasst Karlheinz Bauer vom Spielwarengeschäft in der Marktstraße zusammen. Er betont, seine Stammkunden legen Wert auf gute Beratung und ihnen sei wichtig, den lokalen Einzelhandel zu stärken. Doch gebe es Faktoren, die man nicht so sehe, wie gestiegene Energiekosten, Dumpingpreise der Online-Konkurrenz und auch Lieferengpässe. Bauers Resümee: "Wenn heute ein Einzelhändler sagt, das Geschäft läuft super, dann bin ich äußerst skeptisch."
Anspruchsvolle Zeiten

Arnim Wedding ist Inhaber des Teeladens T-Zeit in der Poststraße. Die Pandemie und nun auch der Krieg hätten die Nachfrage getrübt. "Einmal hat sich keiner raus getraut, und mit dem Krieg ist jeder gezwungen, zu sparen", sagt er. Für den Laden habe sich der Gaspreis um 70 Prozent verteuert. So sei die Situation gerade "happig" und "anspruchsvoller als die Jahre zuvor".
Doch er will nicht klagen: "Mode und Hardware sind austauschbar. Bei uns zählt das emotionale Erlebnis". Beim Weihnachtsgeschäft erlebe der Laden jetzt "die Hochdruckphase" - und verspätete Lieferzeiten. Der Austausch mit dem Teeproduzenten, der auch online verkauft, bestätigt Wedding aber, dass sein Geschäft Zukunft hat. "Die Düfte und das Riechen machen den Tee-Einkauf sinnlich erfahrbar, das gibt es nicht im Netz."