Stimme+
Mulfingen
Lesezeichen setzen Merken

Erster Unverpacktladen im Hohenlohekreis eröffnet in Simprechtshausen

   | 
Lesezeit  3 Min
Erfolgreich kopiert!

Im Mulfinger Ortsteil Simprechtshausen haben Andrea und Michael Schmitt einen Unverpacktladen mit Café eröffnet. Bis es soweit war, mussten aber einige Hürden überwunden werden.

Silke Haag befüllt ein Glas mit Kichererbsen. Behälter für die Waren können selbst mitgebracht werden, sind aber auch vor Ort erhältlich.
Silke Haag befüllt ein Glas mit Kichererbsen. Behälter für die Waren können selbst mitgebracht werden, sind aber auch vor Ort erhältlich.  Foto: Ludwig, Tamara

Der erste Unverpacktladen im Hohenlohekreis hat am Samstag eröffnet. "Zeidwerds", könnte man da sagen. Und so steht es auch neben der Eingangstüre des ehemaligen Stallgebäudes im kleinen Simprechtshausen. Und der Name ist vieldeutig lesbar, denn nicht nur wird es Zeit, dass im Kreis der erste Laden dieser Art eröffnet, es wird auch Zeit, dass genau dieser öffnet. Das war nämlich kein leichtes Unterfangen. Fünf Jahre und drei Eröffnungstermine hat es gedauert - von der ersten Idee über den Entschluss bis jetzt, berichten Andrea und Michael Schmitt.

Bürokratie und andere Hemmnisse

Zuerst bremste sie der Bürokratie-Aufwand, der viel mehr Zeit in Anspruch genommen habe, als gedacht. "Als Quereinsteiger war das manchmal schon eine Herausforderung", berichtet Andrea Schmitt, die hauptberuflich als Tagesmutter bei Kit tätig ist. Zu den formellen Herausforderungen um Baugesuche und Zuschussanträge kamen dann auch Handwerkermangel, Baupreissteigerungen und Corona. So verschob sich die Eröffnung von Mitte 2021 zunächst auf Mitte 2022.

Dann, nur eineinhalb Monate vor dem geplanten Start, der nächste Rückschlag: Im Mai stand plötzlich Wasser im Laden. Nicht etwa aufgrund eines Gewitterregens oder eines über die Ufer getretenen Flusses. Nein, die Spülmaschine war nicht richtig angeschlossen und flutete das fast fertige Gebäude. Eineinhalb Monate lief dann der Bautrockner, die Schäden wurden nach und nach behoben. "Wir hatten teilweise schon Waren da, die wir wegen des nahen Ablaufdatums dann im Bekanntenkreis verteilt haben", berichtet Andrea Schmitt.

Im dritten Anlauf schlendern nun endlich Menschen durch den in warmem Holz gehaltenen Laden, schauen sich um, bewundern das Sortiment, füllen sich die ersten Gläser mit Nüssen, Reis, Nudeln oder Müsli. Es wird gelacht, geredet und gestaunt.

Unverpackt oder nachhaltig verpackt

Andrea und Michael Schmitt in ihrem Unverpacktladen. Von der Idee bis zur Eröffnung haben die beiden fünf Jahre an der Umsetzung gearbeitet.
Fotos: Tamara Ludwig
Andrea und Michael Schmitt in ihrem Unverpacktladen. Von der Idee bis zur Eröffnung haben die beiden fünf Jahre an der Umsetzung gearbeitet. Fotos: Tamara Ludwig  Foto: Ludwig, Tamara

Das Prinzip des Ladens ist ganz einfach. Gefäß selbst mitbringen, wiegen, Leergewicht notieren und anschließend mit den gewünschten Lebensmitteln befüllen. Wer kein eigenes Gefäß hat, kann eines kaufen oder notfalls vom Ehepaar Schmitt bereitgestellte, kostenlose Gläser für den Transport der Waren nutzen. Darüber hinaus gibt es auch viele, bereits in Mehrweggläsern und Flaschen verpackte Waren wie Joghurt, Milch, Süßigkeiten oder Brotaufstriche. Denn es gilt: Was nicht unverpackt ist, sollte wenigstens nachhaltig verpackt sein.

"Ich bin das erste Mal in einem Unverpacktladen", sagt Silke Haag aus Ochsental. Zwar habe sie schon viel über das Konzept gelesen, aber sonst seien die Läden immer weit weg gewesen in der Stadt. Wie viele andere Gäste der Eröffnung ist sie erstaunt über das große Angebot von Lebensmitteln über Drogerieartikel sowie Haushalts- und Reinigungswaren. "Ich habe Eier, Marmelade, Senf und Honig gekauft", berichtet Grete Huber. Sie ist mit ihrem Mann Karl-Heinz aus Michelbach an der Lücke angereist. "Es ist ein ganz toller Laden geworden", findet sie.

Standort ist Wagnis

Dass der ausgerechnet in Simprechtshausen zu finden ist, in einem Ort mit rund 240 Einwohnern, das haben sich die Schmitts gründlich überlegt. Schließlich ist hier nicht mit übermäßig viel Laufkundschaft zu rechnen. Dennoch wollten sie den Schritt wagen, bauten das ehemalige Stallgebäude auf dem Hof der Familie um. "Wir haben versucht, uns breit aufzustellen", sagt Michael Schmitt. So beherbergt das Geschäft auch ein Café, wo selbstgebackene Kuchen und Torten serviert werden. Wer hier Platz nimmt, kann den Blick durch die großen Fenster über die wunderschöne Landschaft schweifen lassen.

Bei warmem Wetter geht das sogar im Freien auf der angrenzenden Terrasse. Außerdem gibt es einen Versorgungs- und einen Softeis-Automaten. Am Samstag, bei durchgängigen Minustemperaturen, fällt die Wahl jedoch eher auf einen Glühwein an der Feuerschale. Während immer mehr Menschen in den Laden strömen, haben die Schmitts ein immer größeres Lächeln im Gesicht. Nun hoffen sie, dass das nachhaltige Konzept und der Versuch, möglichst viele regionale Waren anzubieten, von den Menschen aus Mulfingen und darüber hinaus angenommen werden. Und irgendwann wird es sicher auch wieder Zeit für ein Softeis.

Öffnungszeiten

Der Unverpacktladen "Zeidwerds" in Mulfingen-Simprechtshausen, befindet sich im Lausenweg 7-1. Geöffnet hat er donnerstags und freitags von 10 bis 18 Uhr sowie samstags von 10 bis 14 Uhr.

 
Kommentar hinzufügen

Kommentare

Neueste zuerst | Älteste zuerst | Beste Bewertung
Keine Kommentare gefunden
  Nach oben