Warum das Künzelsauer Kocherfreibad zum Fluß hin plötzlich eingezäunt ist
Überraschung vor Saisonbeginn: Ein Gitter trennt jetzt Freibad und Kocher. Was ist der Grund?

Wenn das Wetter mitspielt, soll das Kocherfreibad ab Pfingsten geöffnet sein - deutlich früher als im vergangenen Jahr. Neugierige, die in den vergangenen Tagen einen Blick aufs Freibadgelände geworfen haben, mögen auch ohne Badebetrieb ihren Augen nicht getraut haben: Denn die Arbeiten an einem Zaun, der den Nichtschwimmerbereich im Naturbecken, den Campingplatz und das Beachvolleyballfeld vom Kocher abtrennt, waren nicht zu übersehen.
Grund für die Einzäunung ist laut Stadtverwaltung die Sicherheit der Badegäste. Er werde benötigt, um die Aufsicht ordnungsgemäß ausüben zu können. Durch eine Tür im Zaun können Badegäste trotzdem das Freibadgelände verlassen und - jetzt auf eigenes Risiko - im Kocher schwimmen, Boot fahren oder sich dem Stand-up-Paddling widmen. "Für die Stammgäste ist der Zaun vermutlich anfangs gewöhnungsbedürftig", erklärt Bürgermeister Stefan Neumann.
Rechtssicherheit als Ziel
Wie die Stadt auf HZ-Anfrage weiter mitteilt, ist es aus haftungsrechtlichen Gründen nicht zulässig, sich außerhalb der Öffnungszeiten des Freibads dort ohne Aufsicht aufzuhalten. Deshalb hat der Gemeinderat im Januar auf der Grundlage eines Fachgutachtens die Abzäunung beschlossen. Die Arbeiten sind in diesen Tagen fast abgeschlossen. Rund 180 000 Euro fallen laut Stadt für die Zaun- und Schlosserarbeiten an. Darin sind auch das Anpassen der Wege und Flächen sowie erforderliche Neupflanzungen enthalten.
"Es ist bedauerlich, dass Sicherheitsbedenken diese Maßnahme erforderlich gemacht haben", meint der Bürgermeister. Er habe sich aber die Zaunanlage vor Ort angeschaut und sei "positiv überrascht", wie gut sie sich ins Bad einfüge. Das werde sich mit den frisch gepflanzten Hainbuchenhecken über die Jahre weiter verbessern. "Wichtig für uns ist und war, dass das Kocherfreibad als Juwel der Stadt erhalten bleiben kann", so Neumann.
Strenge Auflagen und Vorschriften für die Betreiber der Badestellen und Bäder
Die Deutsche Gesellschaft für das Badewesen (DGfdB) wurde 2020 von der Stadtverwaltung für eine gutachterliche Stellungnahme zur Sicherheit im Kocherfreibad und Anforderungen an den Betrieb eines Freibads mit biologischer Wasseraufbereitung beauftragt. Anlass waren die Neugestaltung des Kocherfreibads und jüngere Gerichtsurteile, die sich mit dem Thema "Aufsichtspflichten und Verkehrssicherheit an Gewässern und Badestellen" befassten.
Folge besagter Urteile waren sehr strenge Auflagen und Vorschriften für die Betreiber der Badestellen und Bäder. Die DGfdB kam im Fall des Kocherfreibads zum Ergebnis, dass ein Abgrenzen des Geländes mit einem Zaun erforderlich ist. Bei einem Unfall bestehe das Risiko einer straf- und zivilrechtlichen Haftbarkeit. Der Kocher selbst könne im Rahmen des Gemeingebrauchs genutzt werden, heißt es im Gutachten jedoch auch - deshalb wird mit der Tür im Zaun die Möglichkeit geschaffen, den Kocher auf eigenes Risiko zu nutzen.
Vorbereitungen laufen
Im Bad werden derzeit auch die Pumpen, Wasserfilter und andere technische Anlagen gewartet und gereinigt. Das große Naturbecken wurde nach Angaben der Stadt bereits entleert, komplett gesäubert und wieder befüllt. Auch die Umwälzung und Reinigung des Wassers über den externen Pflanzenfilter sei bereits gestartet. "Bald werden die ersten Wasserproben vom großen Naturbecken gezogen, um die Qualität des Wassers zu überwachen und zu überprüfen", sagt Bernd Scheiderer, Leiter des Stadtbauamts und Technischer Leiter der KünWerke. "In diesem Jahr haben wir so früh wie möglich mit den vorbereitenden Arbeiten begonnen, damit wir voraussichtlich an Pfingsten die Badesaison eröffnen können."
Das sei aber natürlich auch abhängig vom Wetter. Die Saisoneröffnung finde nur bei Badewetter statt. Das Kinderplanschbecken wird erst zwei bis drei Wochen vor Saisonstart mit Trinkwasser befüllt. Das sei ausreichend, weil die Wasseraufbereitung durch Chlor-Desinfektion erfolgt. Beim großen Naturbecken hingegen wird das Wasser aus dem Kocher über eine Pflanzenfilteranlage gereinigt und ins Becken geleitet. Dieser natürliche Prozess brauche Zeit und sei deshalb schon jetzt gestartet worden.



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