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Nach Bärlauch-Klau in Kupferzell: Das ist beim Sammeln erlaubt

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Ein Grundstückseigentümer in Kupferzell ertappt mutmaßliche Diebe mit 2,5 Tonnen Bärlauch im großen Stil. Sammler sind jedoch nicht automatisch Straftäter. Unter welchen Voraussetzungen ist das Bärlauch-Pflücken erlaubt?

Wie viel ist nicht zu viel? Als Maß für die erlaubte Menge an Bärlauch gilt der Handstrauß. Das kann auch auf andere Kräuter angewandt werden.
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Wie viel ist nicht zu viel? Als Maß für die erlaubte Menge an Bärlauch gilt der Handstrauß. Das kann auch auf andere Kräuter angewandt werden. Foto: dpa  Foto: Sebastian Willnow

Stolze 2,5 Tonnen Bärlauch haben Unbekannte in einem privaten Waldstück bei Kupferzell-Füßbach versucht zu stehlen. Wie die Polizei auf Nachfrage der HZ mitteilt, waren mehrere Personen vom Grundstücksbesitzer dabei ertappt worden, wie sie den Bärlauch, verpackt in Tüten und Kisten, auf einen Lkw verluden. Der Mann habe dann die Polizei alarmiert.

Als die Beamten vor Ort eintrafen, konnten die mutmaßlichen Bärlauch-Diebe keine Genehmigung für die Ernte vorweisen. Eine Erlaubnis des Besitzers gab es zu dem Zeitpunkt offensichtlich nicht.

Mutmaßliche Diebe wollen tonnenweise Bärlauch stehlen: Haben sie das Grundstück verwechselt?

"Wir ermitteln deshalb wegen versuchten Diebstahls", erklärt Polizeisprecherin Annika Schulz. Bei den Ermittlungen spiele auch eine Rolle, ob die Verdächtigen eventuell andernorts bereits ähnlich agiert hätten. Dazu nehme man Hinweise entgegen, es gebe aktuell aber noch keine Erkenntnisse dazu, ebensowenig wie zu der Frage, ob die Ware gewerblich genutzt werden sollte.

Laut Schulz werde außerdem geprüft, ob es sich um ein Missverständnis handele und schlicht auf dem falschen Grundstück geerntet wurde.

Wieviel Bärlauch darf legal gepflückt werden?

Aber unter welchen Voraussetzungen ist das Bärlauch-Pflücken eigentlich erlaubt? Und wie viel dürfen Liebhaber des "wilden Knoblauchs" legal ernten?

Grundsätzlich ist das Sammeln von Bärlauch, Kräutern oder Pilzen in Deutschland verboten - nicht nur wie im Fall aus Füßbach auf Privatgrund. Denn im Paragraf 39, Absatz eins, des Bundesnaturschutzgesetzes ist zu lesen: "Es ist verboten, wild lebende Pflanzen ohne vernünftigen Grund von ihrem Standort zu entnehmen oder zu nutzen oder ihre Bestände niederzuschlagen oder auf sonstige Weise zu verwüsten."

Persönlicher Bedarf

Die Ausnahme, warum Bärlauch- und Pilzsammler nicht automatisch Straftäter sind, regelt Absatz drei des Gesetzes: Demnach dürfen Pflanzen und Früchte in geringen Mengen und ausschließlich für den persönlichen Bedarf gepflückt werden. Orientierung könne beim Bärlauch der Begriff des Handstraußes liefern, der bei den Pflanzen in etwa die zulässige Menge definiert, erklärt die Pressestelle des Landratsamts Hohenlohekreis. Bei einer Ernte, die über den "normalen" Umfang hinausgehe und daher schon einer gewerbsmäßigen Nutzung gleichkäme, brauche man eine Genehmigung, ansonsten werde ein Bußgeld fällig, ergänzt das Landratsamt.

Eine Genehmigung hat beispielsweise das Unternehmen Pfalz-Bio. Seit Jahren erntet die Firma mit Sitz in Kandel (Rheinland-Pfalz) auf Flächen der Stadt Öhringen, vor allem im Ohrntal, Bärlauch im zweistelligen Tonnenbereich (wir berichteten). Allerdings darf der Bärlauch nicht jedes Jahr auf genau derselben Fläche geerntet werden, um den Bestand zu schonen.

Nie sammeln darf man hingegen in Naturschutzgebieten oder auf Flächen von Naturdenkmälern. Auch Pflanzen, für die besonderer Artenschutz besteht, dürfen generell nicht gepflückt werden. Darunter fallen beispielsweise Arnika, Blaustern, Eisenhut, Krokusse und die meisten Farne.

Wer nun einen Strauß Bärlauch sammeln möchte, der sollte sich vorab genau über Besitzverhältnisse und Naturschutz informieren, bevor der Bärlauch in die heimische Küche wandert und in Pesto oder anderen Leckereien landet.


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Bärlauch wächst in großen Mengen in einem Landschaftspark am Brühl in der Harzstadt Quedlinburg. Die Pflanze ist verwandt mit Schnittlauch, Zwiebel und Knoblauch. Die Ernte der Pflanze ist nur in der Größe eines Handstraußes gestattet. Bärlauch gehört mit zu den ersten Wildkräutern im zeitigen Frühjahr, die gesammelt werden können. +++ dpa-Bildfunk +++
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Achtung Verwechslungsgefahr: Giftige Maiglöckchen und Herbstzeitlose sehen aus wie Bärlauch


Doppelgänger: Nicht mit giftigen Maiglöckchen und Herbstzeitlosen verwechseln

Die jungen Blätter des Bärlauchs ähneln denen giftiger Maiglöckchen und Herbstzeitlosen. Eine Vergiftung kann dabei tödlich enden. Um Bärlauch von diesen Doppelgängern zu unterscheiden, gibt es einen Test: ein Blatt zwischen den Fingern zerreiben.

Tritt dann nicht der für Bärlauch typische, knoblauchartige Geruch auf, handelt es sich um einen Doppelgänger. Danach sollte man jedoch seine Hände gründlich waschen. Zum einen, um mögliches Gift wieder loszuwerden. Zum anderen, um die Hände vor dem nächsten Test wieder geruchsfrei zu haben, damit dieser unverfälscht bleibt.

 

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