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Verein "Artgemeinschaft" verbreitet von Kupferzell aus seine rechtsextremen Schriften

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Rassenlehre unter dem Deckmantel der Religion: Ein Mann aus dem Kupferzeller Ortsteil Hesselbronn tritt auch auf Neonazi-Veranstaltungen auf.

Von Timo Büchner
Alexander D. aus Kupferzell ist der Schriftführer der Artgemeinschaft. Hier entzündet er die Fackeln bei einer Neonazi-Demonstration in Dresden.
Alexander D. aus Kupferzell ist der Schriftführer der Artgemeinschaft. Hier entzündet er die Fackeln bei einer Neonazi-Demonstration in Dresden.  Foto: Recherche Nord

"Crailsheim!", ruft eine Frau mit lauter Stimme ins Mikrofon. Vor ihr liegen Trauerkränze. Auf einer Schleife stehen die Worte: "Im Gedenken der Opfer des alliierten Bombenterrors im Februar 1945". Die Neonazi-Szene veranstaltet zum Jahrestag der Bombardierung Dresdens im Zweiten Weltkrieg einen "Trauermarsch" durch die sächsische Landeshauptstadt. Auch Crailsheim wird genannt in der Liste deutscher Städte, "die von angloamerikanischen Terrorbombern heimgesucht wurden".

Crailsheim wurde in der Tat schwer bombardiert. Jedoch instrumentalisiert die Neonazi-Szene die Bombardierungen, um Täter-Opfer-Umkehr zu betreiben: Nicht die Deutschen, sondern die Amerikaner und Briten hätten einen Völkermord begangen.


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Zwei Frauen und zwei Männer verlesen die Städtenamen. Einer ist aus Hohenlohe: Alexander D. aus Kupferzell. D. nimmt nicht nur eine führende Rolle beim Neonazi-Gedenken in Dresden ein, sondern auch in der Artgemeinschaft. Laut Vereinsregister ist er seit 2020 im Vorstand dieses völkischen Vereins aktiv als Schriftführer der "Germanischen Glaubensgemeinschaft wesensgemäßer Lebensgestaltung", wie sich der Verein nennt.

Ihren Sitz hat sie in Berlin, doch die Postanschrift der Artgemeinschaft ist ein Postfach in Kupferzell. Über diese Adresse kann man auch die rechtsextremen Schriften des Vereins erwerben - oder im Internet auf der "Weltnetzpräsenz" des Vereins.

"Größte heidnische Gemeinschaft Deutschlands"

Vordergründig pflegt die Artgemeinschaft, deren Treffen im Geheimen stattfinden, ein unscheinbares Selbstbild. Sie schreibt, sie sei eine "Religionsgemeinschaft" und die "größte heidnische Gemeinschaft Deutschlands". Doch hinter der harmlosen Fassade steckt eine rassistische Organisation. Nur "Menschen unserer Art", die das "Artbekenntnis" und das "Sittengesetz unserer Art" anerkennen, können laut ihrem Leitbild Mitglied werden. "Art" bedeutet hier "Rasse". Es heißt unverblümt, die "Menschen unserer Art" seien "Menschen nordischer Rasse" und "fälischer Rasse".

Das ist eine Rassenlehre aus dem 20. Jahrhundert. Sie wurde in der völkischen Bewegung der Weimarer Republik sowie während der NS-Diktatur verbreitet. Das "Artbekenntnis" beginnt mit den Worten: "Die Menschenarten sind verschieden in Gestalt und Wesen." Das "Sittengesetz" fordert "gleichgeartete Gattenwahl" und "gleichgeartete Kinder" , alles andere sei "Rassenschande". Die Artgemeinschaft deutet im "Sittengesetz" ihre Gewaltbereitschaft zur Durchsetzung ihrer Weltanschauung an.

Berüchtigte Neonazis Mitglieder der Artgemeinschaft

Der Neonazi Stephan Ernst, der den Kasseler Regierungspräsidenten Walter Lübcke erschoss, stand auf der Mitgliederliste der Artgemeinschaft. Jens Bauer, Leiter der Artgemeinschaft, nahm Ralf "Wolle" Wohlleben nach dessen Haftzeit auf seinem Hof in Sachsen-Anhalt auf. Wohlleben war zu zehn Jahren Haft verurteilt worden, weil er den Nationalsozialistischen Untergrund (NSU) unterstützt hatte, der aus rassistischen Motiven mindestens zehn Menschen ermordet hatte, darunter eine Polizistin in Heilbronn.

 

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