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Trigema-Boss Wolfgang Grupp will mit Würth "auch mal eine Demonstration organisieren"

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Wolfgang Grupp tritt beim Neujahrsempfang der Stadt Künzelsau mit markigen Worten auf. Warum sollten nur die Bauern protestieren? Grupp wirbt für eine Unternehmer-Demonstration mit "Herrn Würth".

Die Gäste des Neujahrsempfangs der Stadt Künzelsau fühlten sich am Freitag bestens unterhalten.
Die Gäste des Neujahrsempfangs der Stadt Künzelsau fühlten sich am Freitag bestens unterhalten.  Foto: Reichert, Ralf

"Jeder Standort ist so gut wie seine Unternehmen": Davon ist Wolfgang Grupp felsenfest überzeugt. Die Firma Trigema, sein Lebenswerk, und die Stadt Burladingen, seine Brutstätte, konnte bis heute niemand trennen. Und der Erfolg gibt ihm recht.

"Reinhold Würth ist ein großes Vorbild von mir", bekennt der Patriarch aus dem Schwäbischen, dessen Lokalpatriotismus legendär ist. "Schätzen Sie sich also glücklich, dass Sie hier in Künzelsau zu Hause sind mit all diesen Weltunternehmen" – und deren gleichfalls so ausgeprägten und dauerhaften Hinwendung zur Heimat. In diesem Fall: Hohenlohe.

Trigema-Boss Wolfgang Grupp in Künzelsau: Ein Mann klarer Worte und Prinzipien

Das Wir-Gefühl stärken: Mit diesem Vorsatz startet die Stadt ins Jahr 2024. Deshalb steht der Neujahrsempfang am Freitag unter dem Motto: "ZweitausendWIRundzwanzig: Herausforderungen annehmen, Verantwortung übernehmen". Und wer könnte diese Losung mit seinen Wort-Salven besser unters geladene Volk feuern als Wolfgang Grupp, dachte sich die Stadt.

Von 1969 bis 2023 war er alleiniger Geschäftsführer und Inhaber von Trigema, dem größten Hersteller von Sport- und Freizeitbekleidung in Deutschland. Inzwischen hat er seine Nachfolge geregelt. Ein Mann klarer Worte und Prinzipien, der seine Waren bis heute nur in Baden-Württemberg produzieren lässt und die Firma ganz auf seine Persönlichkeit und Philosophie zugeschnitten hat.

"In dieser elitären Stadt sprechen zu können, das lasse ich mir nicht entgehen"

Es ist sein erster Auftritt in Künzelsau, und um ein Haar wäre er geplatzt. "Es gab Terminprobleme", weshalb sein Sekretariat schon eine Absage in petto hatte. Dann aber landete das Schreiben noch einmal auf seinem Schreibtisch: "Und ich habe entschieden: In dieser elitären Stadt sprechen zu können, das lasse ich mir nicht entgehen, die laden mich bestimmt nur einmal ein."

Nicht nur bei Einladungen müsse man den Mut haben, "Entscheidungen zu korrigieren", sondern eigentlich immer, wenn sie falsch gewesen seien. "Wenn nicht, ist das fatal." Genauso hat er seine Firma immer geführt.

Warum dürfen nur die Bauern demonstrieren, und die Unternehmer nicht?

Wolfgang Grupp ist ein Freund klarer Worte.
Wolfgang Grupp ist ein Freund klarer Worte.  Foto: Reichert, Ralf

Reinhold Würth war nicht beim Neujahrsempfang. Doch die junge Riege seiner familiären Nachfolger im Konzern sehr wohl. Auch sie schmunzeln, als Grupp sich mal wieder in Rage redet und mit einem markerschütternden "Es kann doch nicht sein..." kritisiert, "dass nur die Bauern demonstrieren dürfen und die Unternehmer nicht, die Milliarden an Investitionsleistungen zahlen".

Deshalb macht er dem "Herrn Würth" das Angebot, doch "auch mal eine solche Demonstration zu organisieren, von Hamburg bis Künzelsau, gegen all die Abzocker".

"50 Prozent Einkommenssteuerrabatt für alle Firmen, deren Inhaber persönlich haften"

Steuerungerechtigkeit und Subventionswahnsinn, Heuschrecken und Schmarotzer, Benkos Bluff und andere Blender: Das alles ist Grupp ein Graus. "Wir brauchen in unserer Wirtschaft wieder die persönliche Verantwortung und Haftung zurück", sagt er und moniert, dass die Zahl der Insolvenzen 2023 um 28 Prozent gestiegen sei.

Manche hielten auch noch die Hand auf und seien vom Staat alimentiert worden. Ein Unding für den Vollblut-Unternehmer. Deshalb sein Vorschlag: "50 Prozent Einkommenssteuerrabatt für alle Firmen, deren Inhaber persönlich haften."

Ein Rundumschlag gegen all die "Versager"

Zum Jahresende hat Grupp Trigema an seine Frau und Kinder übergeben. Wie schwer muss das einem fallen, der gefühlt hundertmal an diesem Abend "ich" und "mich" sagt und diese Worte so langzieht und zuspitzt, dass die Gehörgänge klingeln. Und der genauso angriffslustig wie immer gegen all die "Versager" wettert.

Etwa jene 23 Textilbetriebe, die es früher in Burladingen gegeben habe und die dann ihren Kunden "hörig wurden". Nur er (oder im O-Ton: "Iccchhhh") habe diesem Druck widerstanden: auch gegenüber Aldi, "mit denen wir mal 36 Millionen Mark pro Jahr gemacht haben". Irgendwann wollten sie den Einkaufspreis um "30 bis 35 Prozent drücken". Grupp blockte ab und baute eine eigene Handelslinie auf.

38 Verwaltungsmitarbeiter in einem Büro: Das genügte ihm, um alle und alles zu überwachen. "500 wie in der Stadt Künzelsau? Das wäre mir nicht zu viel, das wäre mir zu teuer."

 
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