Spiel, das unter die Haut geht
Reinsbronner Bühnenzinnober erhält Landesamateurtheaterpreis

Mit dem Theaterstück "An einem Tag im März" von Arno Boas hat der Theaterverein Reinsbronner Bühnenzinnober in der Kategorie Mundart den erstmals vergebenen Landesamateurtheaterpreis "Lamathea" gewonnen. Bei der Verleihung in Sulz am Neckar würdigte die Jury das "wahrhaft große und ambitionierte Unterfangen" der Theatergruppe, die in ihrem Stück das jüdische Pogrom vom 25. März 1933 in Creglingen thematisiert hatte.
Live gezeigt Die geballte baden-württembergische Theaterkompetenz war versammelt beim Preisträger-Festival. Dabei zeigten die preisgekrönten Ensembles ihre Werke vor jeweils stattlicher Zuschauerkulisse live − nur das Freilichttheater wartete aus logistischen Gründen mit einer Video-Präsentation auf.
Die Jury der Kategorie Mundarttheater hatte 31 Inszenierungen zu bewerten. "Drei Beiträge haben eine ganz besondere Qualität gezeigt," sagte Iris Berghold vom Landesverband Amateurtheater, die zusammen mit Stefan Hallmayer vom Theater Lindenhof die Jury bildete. Nominiert wurden für den Preis das Theaterbrettle Plüderhausen mit dem Stück "Geld oder Leberwuscht" und der Amateurtheaterverein Pforzheim mit dem Stück "Nach Schwaben, Kinder".
Der erste Preis sei eine Produktion, die "uns ganz besonders angesprochen hat", so Iris Berghold in ihrer Laudatio. Denn die Theatergruppe Reinsbronn zeige auf beeindruckende Weise, welche Kraft, im Spiel mit Mundart liegen könne. "Das Geschehen wird konkret, es bekommt einen klaren Ort und berührt unser Herz in einer Weise, wie es Hochsprache kaum vermag."
Zudem habe sich die Gruppe ein Stück Geschichte ausgewählt, "das wir sehr gerne auf Distanz halten wollen". Das Stück von Arno Boas basiere auf tatsächlichen Ereignissen und greife mit dem März 1933 eine Zeit auf, in der den Protagonisten die eigenen Sorgen noch wichtiger schienen als das aufziehende Unheil, so Iris Berghold. Sensibel und authentisch habe die Gruppe dieses höchst schwierige Thema gemeistert.
Die Reinsbronner Bühne zeige sehr eindrücklich, wie fehlender Mut und Mitgefühl den Weg in den verheerenden Nationalsozialismus geebnet habe.
Kategorien Kunst-Staatssekretär Jürgen Walter überreichte anschließend zusammen mit dem Präsidenten des baden-württembergischen Theaterverbandes, Rolf Wenhardt, die Lamathea-Skulptur und die Urkunde an die Theatergruppe, die am Abend zuvor vor rund 250 Besuchern das Stück nochmals komplett aufgeführt hatte.
Der Landesamateurtheaterpreis "Lamathea" wurde in sieben Kategorien verliehen. Er ist mit je 1000 Euro dotiert. Insgesamt hatten sich knapp 200 Theatergruppen in den verschiedenen Kategorien beworben, 31 davon in der Sparte Mundarttheater. red



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